Wie die Schweden ihre Feste und Feiertage begehen – Teil 1

Die Schweden feiern gerne! Fröhlich und ausgelassen oder auch mal besinnlich, mit viel Speis und Trank und gelegentlich viel Alkohol. Einige Feiertage in Schweden, wie z.B. das Mittsommerfest, werden traditionell „am Vorabend“ des eigentlichen Feiertags zelebriert. Das Kalenderjahr bietet viele Gelegenheiten, den Alltag hinter sich zu lassen: In zwei Teilen gehen wir hier alle Feste und Feierlichkeiten chronologisch durch.

Neujahr in Stockholm. Foto: Hans Strand/ Folio/ imagebank.sweden.se

Schon das neue Jahr geginnt mit einem Fest. Dem 1. Januar – „Nyårsdagen“ – geht die Silvesterparty mit einem Feuerwerk voraus. Während man Weihnachten im Familienkreis feiert, verbringt man „Nyårsafton“, also den Übergang zum neuen Jahr, am liebsten im Freundeskreis. Man kleidet sich gerne etwas eleganter, und auch das Essen darf etwas spezieller sein. Um Mitternacht wird mit Sekt oder Champagner angestoßen. Wie auch in anderen Ländern, haben die Schweden oft viele gute Vorsätze für das Neue Jahr.

An Knut läuft Weihachten „ut“

Es folgt am 6. Januar der „Trettondedagen Jul“, in Deutschland das Dreikönigsfest. In Schweden zählt man die Tage nach Weihnachten durch. So ist der erste Weihnachtsfeiertag der „Juldagen“, also der eigentliche Weihnachtstag. Darauf folgt „Annandags Jul“, also der zweite Weihnachtsfeiertag und dann wird weiter durchgezählt. Somit ist der 6. Januar also der „13. Tag nach Weihnachten“, und an diesem Tag feiert man die Ankunft der Heiligen Drei Könige, auch Epifania genannt. In Schweden ist der Tag mit keiner besonderen Tradition mehr verbunden. Früher gingen die Sternensinger durch die Straßen und sangen ihre Lieder, heute verbindet man diese sogenannten Stjärngossar jedoch eher mit dem Lucia-Zug.

Damit ist „die Weihnachtszeit“ aber noch nicht vorbei… Denn als nächstes folgt der Tag, der uns allen aus der IKEA-Werbung bekannt ist: Der „Tjugonedag Knut“! Dies ist der 20. Tag der weihnachtlichen Zeitrechnung, nämlich am 13. Januar. Es ist eigentlich kein Feiertag, sondern eher der Namenstag für „Knut“ – und es gibt in Schweden das Sprichwort: „Am 20. Tag Knut, läuft Weihnachten ‚ut'“ – also aus. Spätestens dann wird der Weihnachtsbaum abgeschmückt und – wo möglich – aus dem Fenster in den Hof geworfen.

Woher stammt eigentlich der Name Knut? Es wird erzählt, dass Knut ein dänischer Herzog war, der die Weihnachtszeit auf 20 Tage ausdehnen wollte. Und genau aus diesem Grund soll man ihm zu Ehren Knutdagen auf den 13. Januar gelegt habe. Ob es wirklich so war oder ob der 13. Januar sein Todestag war, ist nicht so genau bekannt.
Auf jeden Fall wird am 13. Januar der Weihnachtsbaum geplündert („Julgransplundring“). Dabei nascht man auch die übrig gebliebenen Süßigkeiten! In vielen Gegenden Schwedens verkleiden sich Kinder und Jugendliche und gehen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, um die letzten Süßigkeiten von Weihnachten zu ergattern.

Foto: Susanne Wahlström, imagebank.sweden.se

Im restlichen Januar und Februar folgt meist ein langes Warten auf den Frühling. Dennoch gibt es die Chance auf kleine Fluchten, wie etwa den Valentinstag am 14. Februar („Alla Hjärtans Dag“). Auch in Schweden steht dieser ganz im Zeichen der Liebe und der Blumengrüße. Kein eigentlicher Feiertag, aber eine willkommene Abwechslung vom Winter, ist die Saison der „Semla“. Das süße Sahnegebäck ist ein Überbleibsel des „fetten Dienstag“ vor der Fastenzeit. Darum heißt die Spezialität auch „fettisdagsbulle“, was soviel wie „Fastnachts-Teilchen“ bedeutet.

Feiertage fürs Gebäck!

Dass die Schweden spezielle „Feiertage“ für verschiedenes Gebäcke haben, ist eine Erfindung der Neuzeit. Und trotzdem haben diese „Kuchentage“ meist irgendeinen Bezug zu Geschichte und Religion. So ist etwa der 25. März Tag von Mariä Verkündigung. Kaum jemand, der damit heute noch etwas anzufangen weiß. Aber da der 25. März zum allgemein beliebten „Våffeldagen“ – Waffeltag – geworden ist, würdigt man das kirchliche Datum bis heute. Wenn auch auf sehr weltliche Weise…

Der nächste Feiertag im Ablauf des Kalenderjahres ist Ostern – der höchste Feiertag des christlichen Jahres. Schon am Gründonnerstag nehmen sich viele für das lange Osterwochenende frei. Doch zunächst kommt der Karfreitag, der wie bei uns still und leise gehalten wird. Er heißt auf Schwedisch „långfredagen“, was soviel „langer Freitag“ bedeutet. Dabei soll an das lange Leiden von Jesus Christus erinnert werden. Der Ostersamstag heißt „Påskafton“, ist also der „Vorabend“ des Festes, – und manche Familien treffen sich schon dann zum Oster-Buffet oder zum Oster-Feuer. Dann kommen schließlich Ostersonntag („Påskdagen“) und Ostermontag („Annandag Påsk“) – im allgemeinen ein willkommener Kurzurlaub für viele wintermüde Schweden. In vielen Regionen ist der Frühling noch zu kalt, um Ostern draußen zu verbringen. Aber das Licht ist unzweifelhaft zurückgekommen und gibt Hoffnung auf die wärmere Jahreszeit.

Ostern ist in Schweden ein lustiger „Crossover“ zwischen christlichen und heidnischen Traditionen. So verkleiden sich die Kinder an Ostern als Osterhexen und gehen mit einem Korb von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu sammeln. Als Dank überreichen die Kinder kleine selbstgemalte Bilder mit Ostermotiven. Die Hexenverkleidung soll daran erinnern, dass nach dem schwedischen Volksglaubens, die Hexen an Gründonnerstag auf ihrem Besen zum Teufel auf dem Berg Blåkulla, dem schwedischen Brocken, flogen und am Samstag zurückkehrten. Das ist auch der Grund, warum Leuchtfeuer entzündet werden, um die bösen Mächte abzuwehren.

Uns mögen die Oster-Hexen komisch vorkommen, – aber umgekehrt wundern sich die Schweden auch über unseren „Osterhasen“. Schließlich sind es die Hühner, die die Eier bringen! Bei der Osterdeko herrschen also Hühnchen statt Hasen vor. Und beim Essen kommt in Schweden eher Fisch als Lamm auf den Tisch.

Hier wie dort folgt am 39. Tag nach Ostern schließlich Christi Himmelfahrt („Kristi Himmelfärdsdagen“), ein weiterer christlicher Feiertag.

Feuer sollen die bösen Geister vertreiben. Foto: Lola Akinmade Åkerström/ imagebank.sweden.se

Brauchtum mit Hexen, Heiligen und Studenten

Feucht-fröhlich gefeiert wird am „Valborgsmässoafton“, der Walburgisnacht, am 30. April. Der Name geht zurück auf die Heilige Walburga, die am 1. Mai heiliggesprochen wurde. Daher nennt man die Nacht auf den 1. Mai, die Walburgisnacht. Aber man feiert vor allem das Ende des Winters – und wieder werden überall im Land werden Feuer angezündet und die Menschen versammeln sich, um zu singen und zu tanzen. Das Feuer zur Walburgisnacht ist auch in anderen Ländern bekannt, vor allem auch in Deutschland, wo man sich mit dem Feuer vor den Hexen schützen wollte, die sich zum Teufelskult versammelten. Man nimmt an, dass dieser Brauch von Deutschland nach Schweden kam.

In den Städten ist die Walburgisnacht vor allem ein Schüler- und Studentenfest. Denn in früheren Zeiten wechselten die Studenten am 1. Mai von der Winter- auf die Sommermütze – und feierten ausgelassen auf den Straßen, Plätzen und in Parks. Viele Jugendliche erleben ihren ersten Alkohol-Rausch in der Walpurgisnacht, und für die meisten endet sie mit einem schlimmen Kater.

Strikt in der politischen Tradition der Arbeiter wird hingegen der 1. Mai begangen. Der Tag der Arbeit ist ein gesetzlicher Feiertag, wie in vielen anderen Ländern auch. Wer in Schweden politisch oder gewerkschaftlich aktiv ist, fühlt sich verpflichtet, am 1. Mai im Demonstrationszug mitzulaufen. Verschiedene Gruppierungen teilen sich die Straßen und Plätze, um ihre Kundgebungen abzuhalten. Wer das eher unwichtig findet, kann diesen Tag auch gerne faulenzen.

Im Kalender häufen sich jetzt die Feiertage: Der schwedische Muttertag ist immer am vierten Sonntag im Mai. Und kurz darauf, am 6. Juni, folgt der schwedische Nationalfeiertag. Schweden hatte lange Zeit gar keinen Nationalfeiertag, doch nach dem Ersten Weltkrieg hat man sich auf den 6. Juni als „Tag der schwedischen Flagge“ geeinigt. Zu dem speziellen Datum gibt es aber mehr als einen Bezug: Am 6. Juni 1523 wurde Gustaf Wasa, der Befreier Schwedens aus der Union mit Dänemark, zum König gewählt. Ebenfalls am 6. Juni im Jahr 1809 unterzeichnete man das erste schwedische Grundgesetz.  Seit 2005 ist der Nationalfeiertag nun offizieller Feiertag und damit für alle arbeitsfrei. Ein schöner und passender Brauch hat sich seither am 6.6. „eingebürgert“: nämlich alle „neuen Schweden“ zu begrüßen, die im abgelaufenen Jahr offiziell die schwedische Staatsbürgerschaft erhalten haben.

Ende Mai, Anfang Juni Juni steht Pfingsten („pingst“) im Kalender. Allerdings ist in Schweden nur der Pfingstsonntag offizieller Feiertag. Bis 2005 war auch der Pfingstmontag ein Feiertag und damit arbeitsfrei,- als offizieller Feiertag wurde er dann jedoch mit der Einführung des Nationalfeiertags am 6. Juni abgeschafft.

Mittsommer: Ein Fest so wichtig wie Weihnachten. Foto: Anna Lena Ramm

Nun kommen wir zu einem der wichtigsten Feiertage in Schweden: Midsommar. Der Mittsommertag hat zwar in ganz Skandinavien Bedeutung, aber vor allem in Schweden wird er derart kompromislos gefeiert. Für viele Schweden ist Midsommar mindestens genauso wichtig Weihnachten!

Früher feierte man die Sommersonnenwende am 24. Juni, dies war der Tag von Johannes dem Täufer. Heute legt man Midsommar in Schweden immer auf den Samstag, der zwischen dem 20. und 26. Juni liegt. Wiederum ist der „Vorabend“ der wichtigste Teil der Festlichkeiten: Der „Midsommarafton“! Viele Mythen und Vorstellungen ranken sich um diese helle Nacht, die gleichsam Startschuss des Sommers ist. Man feiert ausgiebig mit Freunden und Verwandten, und der Alkohol fließt in Strömen. Meist ist Midsommar auch der Auftakt der Urlaubszeit, sodass viele Schweden „raus aufs Land“ fahren, wenn sie können. In den Städten herrscht an Midsommar daher meistens „tote Hose“… (zur Enttäuschung vieler Touristen).

Startschuss für den Sommer

An Midsommarafton wird die Midsommar-Stange aufgestellt, die man mit dem deutschen Maibaum vergleichen kann. Wahrscheinlich kam diese Tradition, die Fruchtbarkeit und gute Ernte verspricht, im 14. oder 15. Jahrhundert aus Deutschland.

Foto: Clive Tompsett/ imagebank.sweden.se

Je nach Region wird die Stange unterschiedlich geschmückt, in Dalarna zum Beispiel mit dem Dalarna-Pferdchen. Gerne wird im Kreis um den Baum getanzt und gesungen oder gespielt. Mädchen und Frauen tragen sommerliche Kleidung, und man schmückt sich gerne mit einem Blumenkranz um den Kopf. Manchmal trägt man auch die Tracht der jeweiligen Region. Zum Essen gibt es vor allem Hering, neue Kartoffeln, Knäckebrot und Käse und man trinkt dazu Bier oder Schnaps, begleitet von einem Trinklied. Als Nachtisch genießt man die ersten schwedischen Erdbeeren mit Sahne.

Midsommar ist auch mit viel Aberglauben oder Volksglauben verbunden. So heißt es, wenn ein junges, unverheiratetes Mädchen an Midsommar 7 Blumen pflückt und sich diese in der Nacht unter das Kopfkissen legt, dann wird es in der Nacht von dem Mann träumen, den es heiraten wird. Es muss aber beim Pflücken der Blumen absolut still sein und darf auch niemandem davon erzählen. Ob die Mädchen heute noch daran glauben, sei in Frage gestellt.

Mit der Mittsommerfeier ist nun der Sommer eingekehrt und die Schweden halten sich gerne draußen in der freien Natur auf und es wird bei vielen Gelegenheiten gefeiert. Der 14. Juli ist der Geburtstag von Kronprinzessin Victoria und am 8. August der Namenstag der Königin. Und anschließend geht es weiter mit dem Krebfest. Darüber erzähle ich dann in der => Fortsetzung dieses Artikels.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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