Hjalmar Lundbohm – Gründer von Kiruna

Hjalmar Lundbohm, Porträt von Carl Wilhelmson aus Wikipedia

Johon Olaf Hjalmar Lundbohm wurde am 25. April 1855 in Älvborg in Dalsland geboren und gilt als Gründer der Stadt Kiruna. Er war Geologe, Chemiker, Unternehmer und auch Künstler, und er war der erste Geschäftsführer der LKAB, der Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag, dem bekannten schwedischen Bergbauunternehmen, das in Kiruna Eisenerz fördert.

Lundbohm studierte Geologie und Chemie und legte 1877 an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg sein Examen ab. 1889 reiste er zum ersten Mal nach Lappland, wo er zunächst das Apatitvorkommen in Lappland erforschte und anschließend geologische Untersuchungen am Kiirunavaara (Berg des Schneehuhns), einem der beiden Berge und Namensgeber der Stadt Kiruna, durchführte.

1898 wurde beschlossen, die Erzbahn von Gällivare bis nach Narvik zu verlängern und Lundbohm bekam eine Stelle als erster Disponent bei LKAB. Gleichzeitig war er in anderen Eisenerzgruben tätig, wie Malmberget, Grängesberg und Stråssa, war Vorstandsvorsitzender im Konkurrenzbetrieb von Tuollovaara, in der Nähe von Kiruna, und war darüber hinaus sehr an Kunst interessiert und schloss Freundschaften mit berühmten Malern wie Anders Zorn, Carl Larsson, Bruno Liljefors, Albert Engström und auch mit dem Schriftsteller August Strindberg. Es gelang ihm, eine interessante und umfangreiche Kunstsammlung anzulegen. Sein Kunstinteresse und sein Umgang waren dafür verantwortlich, dass sein Haus in Kiruna eher einem Künstlerheim im Stil des Zorngården oder Carl Larssongården glich als dem Haus eines Direktors von LKAB. Heute kann das ehemalige Wohnhaus von Hjalmar Lundbohm in Kiruna besichtigt werden.

Die Stadt Kiruna wurde 1900 gegründet. Lundbohm war ein bedeutender Mann in Kiruna. Seine Stadt lag ihm am Herzen. Er wollte Kiruna in eine Vorzeigestadt verwandeln. Auf seinen Reisen durch Europa und die USA sammelte er Ideen und seine Inspirationen schlugen sich im Bebauungsplan von Kiruna nieder. Diese Bebauungspläne waren ihrer Zeit voraus, denn hier wurden topographische Bedingungen und natürliche Voraussetzungen berücksichtigt. Die unregelmäßig angelegten Straßen entsprechen den natürlichen Gegebenheiten und sollen vor den kalten Winterwinden schützen. Auch wurden wichtige Gebäude nicht wie üblich an einem Platz gesammelt, sondern über die ganze Stadt verteilt.

1920 ging Lundbohm mit 65 Jahren in den Ruhestand. Er begab sich zusammen mit Prinz Eugen und Kronprinz Gustav Adolf, mit denen er eng befreundet war, auf eine Reise in die Mittelmeerländer und kehrte erst ein Jahr später wieder nach Schweden zurück. Im April 1926 starb er an einem Schlaganfall. Nach einer Trauerfeier in Stockholm hat man seinen Leichnam nach Kiruna überführt, wo er bei der Kirche in Kiruna begraben wurde. Er ist der einzige, der hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Der Hjalmar Lundbohmsgård ist heute für die Allgemeinheit geöffnet. Es handelt sich um eines der ältesten und schönsten Gebäude in Kiruna. Hier spürt man noch die Atmosphäre aus der alten Zeit. Alte Fotos rufen vergangen Zeiten in Erinnerung. Das Haus steht zudem für Veranstaltungen zur Verfügung. Näheres auf der Homepage: https://www.hjalmarsgard.se/. Und es befindet sich auch ein nettes Café darin.

Und wie geht es mit Kiruna selbst weiter? Kiruna, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegen, zählt heute 26.000 Einwohner. Neben mehrstöckigen Gebäuden findet man hier noch kleine, hundert Jahre alte Holzhäuschen. Doch die Stadt droht zu versinken und muss daher umziehen, um dem Bergwerk zu weichen. Inzwischen ist Kiruna so weit unterhöhlt, das man an der Grenze der Sicherheit angelangt ist. Die Gemeinde Kiruna plant den schrittweisen Umzug der Stadt Richtung Osten, an den Hang des Berges Luossavaara. Der Umzug ist Thema Nummer eins in der Stadt und die Gemeinde lädt immer wieder zu Bürgerversammlungen ein. Hier gibt es viel zu berücksichtigen, um die Anforderungen der Zukunft zu erfüllen. Man ist bestrebt, Lundbohms Ideen weiterzuentwickeln, seine Vision der Stadt soll auch in Zukunft erhalten bleiben.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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