Maxtaxa på dagis – Maximumtarif im Kindergarten

Das ist Schweden, Mentalität, Wissenswertes

In Schweden werden sehr viele Kinder vor der Einschulung in der Krippe und im Kindergarten betreut. Krippe und Kindergarten nennt man einheitlich „Vorschule“ (förskola). Das Personal besteht entweder aus Kinderpflegern oder Vorschullehrern. Es gibt eine landesweit einheitliche Gebührenordnung für die Kinderbetreuung.

Tarif oder Gebühr heißt auf Schwedisch „Taxa“ und daraus lässt sich das witzige Wort „Maxtaxa“ kreieren. „Maxtaxa“ ist ein Teil der Kinderbetreuungsreform der sozialdemokratischen Regierung aus dem Jahre 2002. Es bedeutet, dass man landesweit einen einheitlichen Festbetrag für die Kinderbetreuung zahlt, der vom Einkommen der Eltern unabhängig ist. Die Kinderbetreuungskosten dürfen aber nicht mehr als einen bestimmten Prozentsatz des gesamten Familieneinkommen in Anspruch nehmen. Bei sehr einkommensschwachen Familien gibt es noch eine Ermäßigung.

Zur Zeit bezahlt kein Elternpaar mehr als 1260 SKR (etwa 135 Euro) für das erste Kind, 840 SEK (etwa 90 Euro) für das zweite, 420 SEK (etwa 45 Euro) für das dritte Kind. Das vierte Kind ist frei. Es ist egal, ob das Kind nur 15 Stunden oder Vollzeit die Kinderbetreuung nutzt, die „Maxtaxa“ ist festgeschrieben.

Der Hintergrund zu „Maxtaxa“ war, dass in den 90er Jahren die Gebühren für Kinderbetreuung gestiegen waren und es gab große Unterschiede zwischen den Kommunen. Die Regierung befürchtete, das einige Kinder aus Kostengründen vom Kindergarten fern gehalten werden könnten. Den Sozialdemokraten war es wichtig, dass der Kindergarten für alle Kinder zugänglich sein sollte, unabhängig von sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in der Familie und dass die regionalen Unterschiede abgebaut werden sollten.

Vor der Reform verloren Kinder ihren Kindergartenplatz, wenn ein Elternteil arbeitslos wurde oder mit jüngeren Geschwistern in Elternzeit zu Hause war. Seit 2002 ist auch für diese Kinder ein Kindergartenbesuch mit mindestens 15 Stunden der Woche vorgesehen.

Die 4-5 jährigen Kinder haben seit der Reform sogar ein Recht auf täglich drei Stunden gebührenfreien Kindergarten. Das heißt, wenn das Kind nur diese drei Stunden Betreuung bekommt, bezahlen die Eltern nicht einmal den Maxtaxa-Betrag. Zur Zeit sind nur etwa 5% von allen Kindern in dieser Altersgruppe nicht in Betreuung.

Die jetzige bürgerliche Regierung ist nicht zufrieden mit dem geltenden System. Sie finden, dass die Reform ein großer Eingriff in die kommunale Selbstbestimmung ist. Jede Kommune sollte selbst entscheiden, welche Form von Kinderbetreuung sie fördern wolle. Seit der Reform gibt es deutlich weniger Tagesmütter und -väter und weniger Eltern betreuen ihre Kinder zu Hause. Die Kinderbetreuung konzentriert sich sehr auf die Betreuung in Einrichtungen.

Die bürgerlichen Parteien sehen dadurch eine einseitige Begünstigung für eine Kinderbetreuungsalternative. Sie würden viel lieber ein „Vårdnadbidrag“ (etwa Pflegegeld) als Alternative einführen. Dadurch meinen sie, würde man auch den Familien gerecht, die ihre Kinder zu Hause betreuen. Bei „Vårdnadbidrag“ sollten die Eltern, die wählen, zu Hause mit dem Nachwuchs zu bleiben, in gleicher Höhe vom Staat bezahlt werden, wie die Kommune für einen Kindergartenplatz ausgibt. Das lässt wiederum Schwedens Linke, Feministen und Sozialdemokraten wild aufkreischen: „Frauenfalle, Frauenfalle!“ In der Tat wären es wohl hauptsächlich Frauen, die zu Hause bleiben würden und die Rentenansprüche einbüßen würden, falls der „Vårdnadbidrag“ sich tatsächlich durchsetzen wird.

Es bleibt spannend in der Kinderbetreuungslandschaft in Schweden. Noch ist die Reform von 2002 gültig, aber was sich in den nächsten Jahren von der Bürgerlichen Allianz, die seit 2006 die Regierung stellen, daran ändern lässt, werden wir noch erfahren.

Quellen:
Skolverkets utvärdering, Fem år med maxtaxa, Svenska kommunförbundet, Förbundets yttrande om maxtaxa och allmän förskola

 

(Autor: Carina Middendorf)

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