Kiruna – eine Stadt, die demnächst umzieht

Kiruna

Kiruna (Fotograf: Jens Tielemann)

Die Gemeinde Kiruna befindet sich in Lappland in der Provinz Norrbotten und erstreckt sich über eine Fläche von fast 20.000 km², ist damit die flächenmäßig größte Gemeinde Schwedens. Sie verläuft etwa 160 km entlang der norwegischen Grenze im Westen und bildet im Norden mit Finnland eine Grenze über 140 km. Hauptort der Gemeinde ist die gleichnamige Stadt Kiruna, gleichzeitig die nördlichste Stadt Schwedens. Zudem gilt Kiruna flächenmäßig als größte Stadt der Welt.

Die Stadt Kiruna selbst ist eigentlich nicht besonders groß und auch nicht besonders spektakulär. Sie hat ca. 18.000 Einwohner und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 16 km². Aber die Stadt wird sich in den nächsten Jahren verändern, d.h. sie wird da wo sie ist nicht bleiben, sie wird umziehen und 5 km weiter östlich neu entstehen. Kiruna ist durch den Eisenerzbau entstanden und muss nun dem Eisenerzbau weichen.

Kiruna liegt nördlich des Polarkreises. Im Sommer und auch im Winter finden die Touristen den Weg nach Kiruna und die umliegende Natur. Im Sommer kann man wandern, jagen, fischen, Kanu fahren und im Winter kommt man zum Skifahren, Schneeschuhwandern oder um Husky- und Schneemobilfahrten zu unternehmen und mit etwas Glück das Polarlicht zu beobachten. Der berühmte Wanderweg Kungsleden und der Kebnekaise, der höchste Berg Schwedens, sind nicht weit entfernt. In Jukkasjärvi, ca. 20 km östlich von Kiruna, wird jedes Jahr das Eishotel aufgebaut. Sehenswert ist die Kirche von Kiruna, die 1912 von Gustaf Wickmann errichtet wurde und einem Lappenzelt nachempfunden ist. Sie wurde 2001 zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt. Eine weitere Attraktion ist das Forschungszentrum und der Raketenstartplatz Esrange. Von hier sollen in absehbarer Zeit kommerzielle Flüge ins All starten.
Kiruna liegt an der Europastrasse 10. Täglich fährt ein Nachtzug von Stockholm nach Kiruna und zurück. Und Kiruna verfügt außerdem über einen kleinen Flughafen, wo mehrmals täglich Flüge von SAS landen.

Aber die wichtigste Sehenswürdigkeit und überhaupt die wirtschaftliche Grundlage von Kiruna ist das Erzbergwerk. Aufgrund dieses Erzbergewerkes ist Kiruna überhaupt erst entstanden. Das Erz hat hier einen Eisenanteil von bis zu 80 %, der Grund warum sich er Abbau unter den schwierigen Bedingungen nördlich des Polarkreises lohnt.

Ursprünglich war das Gebiet um Kiruna von den Samen besiedelt, die bereits Erz in den Bergen von Kiirunavaara und Luossavaara gefunden hatten. Aber erst mit dem Bau der Erzbahn begann man das Erz kommerziell abzubauen. Rund um die Eisenbahnstation Luossavaare entstand die erste Siedlung. 1890 wurde das Bergbauunternehmen LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag) gegründet, das den Eisenerzabbau vorantrieb, den Bau der Erzbahn von Gällivare/Malmberget bis nach Narvik an der norwegischen Küste beschleunigte und das Entstehen der Stadt Kiruna begründete. 1899 erreichte die Erzbahn die damalige Siedlung Luossavaare, die aus einfachen Holzgebäuden bestand und etwa 250 Einwohner beherbergte. Mit der Stadtplanung von Kiruna waren der Architekt Per Olof Hallmann und Gustaf Wickmann beauftragt. Diese Planung war am 27. April 1900 fertig gestellt und zu diesem Zeitpunkt erhielt die Gemeinde den Namen Kiruna. Es wurde genau festgelegt, wo welche Gebäude entstehen sollten. Eine unkontrollierte Siedlung wie in Gällivare und Malberget wollte man so vermeiden. Die Erzbahn wurde 1903 fertig gestellt, d.h. von da an verlief diese von Luleå über Gällivare, Kiruna bis nach Narvik. 1948 wurde Kiruna zur Stadt ernannt und 1963 das neue Rathaus eingeweiht. Die Grube Luossavaara hat man 1974 stillgelegt. Heute wird nur noch im Kirrunavaara Bergwerk abgebaut.

Besucher von Kiruna haben die Möglichkeit, das Bergwerk zu besichtigen. Mit Bussen wird bis 500 m unter die Erde in die Grube hineingefahren. Auf richtigen Straßen fährt man in die Tiefe. Es gibt hier mehr als 500 Kilometer unterirdische Straßen, also bedeutend mehr als an der Oberfläche.

Inzwischen wurde so viel Erz abgebaut, dass die Stadt Kiruna komplett unterhöhlt ist. So wurde bereits 2004 beschlossen, dass die Stadt aus Sicherheitsgründen und auch um weiterhin an das Erz heran zu kommen, verlegt werden muss. Pläne der neuen Stadt wurden 2007 veröffentlicht und so steht der Umbau nun bevor. Die ursprüngliche Planung war, die Stadt zu versetzen, d.h. man plante, sie Schritt für Schritt an das nordwestliche Ende der bestehenden Stadt anzubauen und damit die bestehende Infrastruktur zu erhalten. Aber im Juni 2010 hat man dann schließlich beschlossen, die komplette Stadt 5 km weiter östlich neu aufzubauen. Mit dem Neubau soll 2012 begonnen werden und man beabsichtigt dabei, die alten Holzgebäude sowie größere Gebäude möglichst im Originalzustand zu erhalten.

Kiruna ist ein Ort der Extreme, eiskalt im Winter mit wochenlanger Dunkelheit, kurze Sommerzeit, dafür aber mit hellen Nächten und manchmal leider mit vielen Mücken. Und extrem sind auch die Pläne für den Umbau der Stadt. Manche Reiseführer bezeichnen Kiruna als hässlichste Stadt Schwedens. Aber sie hat auch ihren Reiz, als Anziehungspunkt in den Weiten Lapplands. Und so formulieren es die Einheimischen und Liebhaber der Region: „Fifty million mosquitos can’t be wrong: Kiruna is best!“

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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