Arbeitslosigkeit beherrscht Diskussionen in Almedalen

Der Frühling auf dem schwedischen Arbeitsmarkt blieb insbesondere für Jugendliche in diesem Jahr aus.

Der Frühling auf dem schwedischen Arbeitsmarkt blieb insbesondere für Jugendliche in diesem Jahr aus.

Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit war das beherrschende Thema der Almedalsveckan 2012 in Visby. Die Mehrzahl der Vorsitzenden der im schwedischen Reichstag vertretenen Parteien sprachen in ihren Reden insbesondere das Problem der hohen Jugendarbeitslosigkeit an und warben für ihre unterschiedlichen Ansätze, diese zu senken.

Im Mai 2012 betrug die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen in Schweden rund 24,5 Prozent und lag damit über dem EU-Durchschnitt. Fredrik Reinfeldt kündigte in seiner Ansprache vor etwa viereinhalb Tausend Zuhörern einen “Job-Pakt” zwischen Regierung, Gewerkschaften und der schwedischen Wirtschaft an. Ziel sei, die Einstellung junger Arbeitssuchender zu erleichtern. Dabei bezog er sich ausdrücklich auf seiner Ansicht nach erfolgreiche arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in Norwegen, Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Zum Vergeleich: Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland lag im Mai bei 7,9 Prozent, in Österreich bei 8,3 und in den Niederlanden bei 9,2 Prozent – der Unterschied zu Schweden ist gewaltig. Stefan Lövfen, neuer Vorsitzender der Sozialdemokraten, betonte dagegen die Notwendigkeit großer Investitionen in Forschung und Bildung.

Die Almedalsveckan in Visby hat auch 2012 belegt, dass sie sich mit Recht als größter demokratischer Treffpunkt Schwedens bezeichnet. Mit mehr als 1800 Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Seminaren und Filmvorführungen, die von über 900 Unternehmen, Verbänden, Parteien und anderen Institutionen organisiert wurden, stellte sie einen neuen Rekord auf. Am fleißigsten waren zwei Medienunternehmen. Die Tageszeitung Expressen und Sveriges Radio stellten jeweils mehr als 30 Veranstaltungen auf die Beine, dicht gefolgt vom Verband der schwedischen Automobilindustrie und der EU-Kommission sowie dem Europäischen Parlament.

Die Bandbreite an politischen und gesellschaftlichen Themen war wie gewohnt bemerkenswert: Ob Ägypten auf dem Weg in eine neue politische Zukunft ist, wie in Schweden die Schule der Zukunft geschaffen werden kann bis hin zur Frage, wie sich Systembolaget 2.0 in Zukunft weiterentwickeln wird. Wenn die Themenverteilung der vielen Veranstaltungen Rückschlüsse darauf erlaubt, was die Schweden derzeit am meisten beschäftigt, dann steht die Frage über die Zukunft des Sozialstaats ganz oben. Die Bedeutung der Medien und insbesondere der neuen Medien folgt auf Platz zwei, noch vor dem Themen Arbeitsmarkt und Beschäftigungspolitik, Klima und Umwelt sowie Kinder und Jugend. Der hohe Stellenwert der in diesem Jahr erstmals eingeführten Themenkategorie Medien und Journalismus ist dabei bemerkenswert. In den schwedischen Medien wurden die Inhalte der Reden sowie die rhethorischen Fähigkeiten der Redner – drei von ihnen sprachen erstmals in Almedalen – genauestens analysiert und diskutiert.

Im kommenden Jahr findet die Almedalsveckan vom 30. Juni bis 7. Juli 2013 statt.

Autor(in): Christoph- c.baier@speedmail.se

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