Anna Ternheim: Melancholie in 3-Minuten-Dosen

In Schweden ein Star: Anna Ternheim. Foto: Monika Manowska

Ein blonde Sängerin, die ihre zerbrechlichen Songs gerne ganz allein mit ihrer Akustik-Gitarre vorträgt. Düstere Albumcover in verschiedenen Blautönen, auf denen der Blick besagter Sängerin der Kamera ausweicht. Typisch schwedische Melancholie, mal wieder in zarte Songs gefasst? Vielleicht. Aber gerade deshalb mögen wir es ja, oder? Und bei Anna Ternheim gibt es sehr viel zu mögen. Denn die Stockholmerin hat ein Händchen für wunderschöne Melodien.

Mit ebenjenen Melodien eroberte die 33jährige Fans in ganz Europa und sogar in den USA. In Schweden besitzt sie mittlerweile Starstatus. Dort erreichten ihre letzten beiden Alben jeweils Platz 1 der nationalen Albumcharts, zwei schwedische Grammys räumte sie so nebenher auch ab. Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte jedoch in einem alten Sägewerk.

Jenes Sägewerk befindet sich auf der Insel Gotland und bildete den Rahmen für die Aufnahmen von Ternheims erstem Album „Somebody outside“, das 2004 in Schweden und 2006 in Deutschland erschien. In der kargen, abgeschiedenen Landschaft Gotlands entstanden Songs, die tiefe Melancholie mit einer ganz eigenen, fast naiven Fröhlichkeit verbanden, die zart und intim und im nächsten Moment geradezu aufbrausend waren.

Die Singles „To be gone“ und „My secret“ wurden zu Hits, der herzzerreißende Rausschmeisser „Shoreline“ – eigentlich eine Coverversion der schwedischen Kombo Broder Daniel – entwickelte sich zum Kultsong. Anna Ternheim hatte schnell ihren ganz eigenen Stil gefunden und Erfolg damit.

Dass sie ihren ganz eigenen Kopf hat, hatte die Frau mit der tollen Stimme schon früh bewiesen. Schon als sie als Jugendliche klassischen Gitarrenunterricht bekam, pfiff sie aufs Notenlernen und schrieb lieber bereits eigene Songs. Einige davon sollten Jahre später auf ihrem Debütalbum landen.

Somebody outside: Mit drei Alben stürmte Anna Ternheim die Charts. Foto: Monika Manowska

Auch das „solide“ Studium der Architektur vollendete sie nicht, sondern widmete sich lieber ihrer Karriere. Wofür wir durchaus dankbar sind. Denn auf „Somebody outside“ folgten „Separation Road“ und ihre bisher letzte Platte „Leaving on a Mayday“. Dabei entwickelt sich ihr Stil langsam weiter, weg vom intimen Singer-Songwriter-Sound, hin zu poppigeren Arrangements und – auf ihrem letzten Album – sogar jazzigen Einflüssen.

Wer gerade die reduzierte Anna mag, wird jedoch genauso bedient. Seit ihrer ersten Veröffentlichung pflegt die Künstlerin eine schöne Tradition und veröffentlicht jeweils Limited Editions ihrer Alben. Auf einer zweiten CD findet man dort rein akustische Versionen ihrer Songs. Bei „Leaving on a Mayday“ versuchte sie sich gar an einigen Cover-Versionen von Frank Sinatra.

Auch auf Tour ist Ternheim immer wieder zu bewundern – mit Band oder als Solo-Performerin. Beides ist unumschränkt zu empfehlen.

 

Autor(in): Sven Weiss – sv.weiss@gmx.de

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