„Ahh! Monica!“ – Die schwedische Sängerin und Schauspielerin Monica Zetterlund (1937–2005)

Monica Zetterlund (2. v.l.) auf der Bühne im Jahr 1997 (Foto: Holger Ellgaard; commons.wikimedia.org; CC BY 3.0)

Als einen Höhepunkt ihrer Karriere als Musikerin sah Monica Zetterlund das 1964 zusammen mit dem amerikanischen Pianisten Bill Evans aufgenommene Album Waltz for Debby an, von dem vor allem die schwedisch gesungene Version des Titelsongs bis heute nachwirkt. Doch auch ohne diese legendäre Aufnahme ist Zetterlunds Leistung als Künstlerin – im Bereich der Musik wie in dem des Schauspiels – beeindruckend: Über 20 Schallplatten und CDs sowie diverse Auftritte in Filmen und Fernsehserien haben zu anhaltender Popularität beigetragen. Im Jahre 2005 ist Monica Zetterlund auf tragische Weise ums Leben gekommen – in diesem Monat wäre sie 75 Jahre alt geworden.

Geboren wurde Monica Zetterlund (geb. Nilsson) am 20. September 1937 in Hagfors. Nachdem sie zunächst in der Musikgruppe ihres Vaters als Sängerin debütiert hatte, nahm sie 1958 als 21-Jährige ihre ersten Songs gemeinsam mit dem schwedischen Saxophonisten und Orchesterleiter Arne Domnérus auf; 1962 erschien die LP Ahh! Monica, die u.a. eine schöne Version des Kurt-Weill-Klassikers Speak low (unter dem Titel Så tyst) enthielt. Auslandsaufenthalte folgten bald: Schon 1960 trat sie in den USA auf, wo sie u.a. mit dem Saxophonisten Zoot Sims, dem Trompeter Donald Byrd und dem Thad Jones-Mel Lewis Orchestra (zu hören auch noch auf der LP It only happens every time von 1978) zusammenspielte. Frühe schwedische Begleiter waren u.a. der Posaunist Ake Persson und der Pianist Bengt Hallberg. Diverse weitere Aufnahmen folgten, u.a. mit dem ebenfalls 2005 verstorbenen dänischen Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen (1998: This Is All I Ask).

Aber der Jazz war nicht das einzige musikalische Betätigungsfeld für Monica Zetterlund. Im Jahr 1963 erreichte sie – auch das ist Teil ihrer Karriere – beim Grand Prix d’Eurovision in London den letzten Platz, was allerdings den späteren Erfolg mit Aufnahmen von Popsongs sowie Liedern aus der schwedischen Folklore nicht verhindert hat. Hier sind die Aufnahmen zahlreich und das Spektrum weit. Trotzdem bleibt Monica Zetterlund am überzeugendsten wohl als Jazz-Interpretin: eine recht bunte Stil- und Songmischung findet sich etwa auf dem 1989er Live-Album På Café Katalin Torsdag 14 Setpember 1989, das sie gemeinsam mit dem Lasse Bagges Trio einspielte.

Vom schauspielerischen Werk seien nur etwa das Drama Nattlek von 1966 (Regie: Mai Zetterling), die Politkomödie Äppelkriget von 1971 (Regie: Tage Danielsson) und die Verfilmung des Vilhelm-Moberg-Klassikers Utvandranar (ebenfalls 1971; Regie: Jan Troell) genannt, wo sie an der Seite von Liv Ullmann und Max von Sydow agierte. Mittlerweile ist Monica Zetterlund selbst Gegenstand einer medialen Fiktionalisierung geworden: Ein Film mit dem Titel Monica Z – Ett lingonris i ett coctailglas (Regie: Per Fly), der v.a. die Geschichte des Mädchens aus der schwedischen Provinz und den Durchbruch in der Jazz-Welt der 1960er Jahre thematisiert, soll im nächsten Jahr in die Kinos kommen. Die Rolle der Monica hat die aus Ystad stammende Sängerin Edda Magnason übernommen, die damit als Schauspielerin debütiert; in weiteren Rollen spielen u.a. Vera Vitali (als Monicas Freundin Marica), Sverrir Gudnason und Kjell Bergqvist sowie Rob Morgan (als Miles Davis) und Amelia Fowler (als Ella Fitzgerald).

Monica Zetterlund hat sich ohne Zweifel um den schwedischen Jazz verdient gemacht; sie hat aber auch maßgeblich dazu beigetragen, die traditionellen Melodien und Lieder des Landes zu verbreiten. An die Künstlerin selbst erinnert jetzt, sieben Jahre nachdem die an einer schweren Skoliose Erkrankte bei einem Wohnungsbrand starb, außer ihrem Werk auch die 2005 gegründete ‚Monica Zetterlund sällskapet’ (www.monicazetterlund.se). Auf Initiative der Gesellschaft, die auch Künstlerstipendien vergibt, wurde in diesem Monat anlässlich des 75. Geburtstags der Sängerin ein großes Gedenkkonzert im Stockholmer Konserthuset veranstaltet.

Autor(in): Frank – fsommerkamp@gmx.de

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