Wer länger lebt, soll länger arbeiten

Fredrik Reinfeldt

Fredrik Reinfeldt (Photo: Pawel Flato)

 

Fredrik Reinfeldt hat für Empörung gesorgt. Geht es nach dem schwedischen Minsterpräsidenten, sollen seine Landsleute künftig bis zu einem Alter von 75 Jahren arbeiten und erst dann in Rente gehen dürfen.

Wobei es nicht zielführend sei, die älteren Arbeitnehmer mit den 30-Jährigen um die gleiche Arbeit konkurrieren zu lassen. Es ginge vielmehr darum, sie für den Arbeitsmarkt interessant zu halten, so Reinfeldt. Arbeitgeber wären 55-Jährigen gegenüber aufgeschlossener, wenn diese noch zu 20 weiteren Jahren bereit seien. Deshalb sollten sich die älteren Menschen in Zukunft eine einfachere Tätigkeit suchen, anstatt automatisch aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, und ihre langjährigen Erfahrungen beispielsweise in administrativen Tätigkeiten einsetzen.

Eine überwältigende Mehrheit der Schweden sieht das allerdings anders. Bei einer Umfrage der Zeitung „Aftonbladet“ lehnten 90 Prozent der Teilnehmer eine Rente mit 75 ab. Reinfeldt zufolge müssten sich seine Landsleute jedoch damit abfinden, dass die Lebenserwartung steige. Wollten die Menschen die gegenwärtigen Sozialleistungen erhalten, bedeutet das eine längere Lebensarbeitszeit.

Im EU-Vergleich arbeiten die Schweden schon jetzt im Schnitt mit rund 40 Jahren am längsten. Sie gehen mit durchschnittlich 64,3 Jahren auch recht spät in Rente. Einzig die Isländer verabschieden sich noch später aus dem Erwerbsleben – im Schnitt mit 64,8 Jahren.

Reinfeldts Vorhaben decken sich mit den Überlegungen der EU-Kommission. Dem jüngst durch den zuständigen Kommissar Laszlo Andor veröffentlichten „Weißbuch für angemessene, sichere und nachhaltige Pensionen und Renten“ zufolge sollen die EU-Mitgliedsstaaten das Rentenalter künftig an die steigende Lebenserwartung angepassen. In diesem Zuge soll der alternden Belegschaft bessere Beschäftigungschancen geboten und der Zugang zu lebenslangem Lernen ermöglicht werden. Außerdem solle die Möglichkeit zur Frühpensionierung eingeschränkt und das bisher im Durchschnitt kürzere Arbeitsleben von Frauen an das der Männer angeglichen werden.

Die Lebenserwartung der Männer steigt bis 2060 voraussichtlich um knapp acht Jahre – damit müsste das Rentenalter bis dahin von 65 auf fast 73 Jahre erhöht werden. Damit wäre auch das mittlerweile in Deutschland auf 67 Jahre angehobene Rentenalter hinfällig.

Autor(in): Inka Stonjek –

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