Schwedens Geschichte: Christianisierung (Teil 1) – Erste Missionierungen

Im Dom zu Lund. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Im Dom zu Lund. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Im neunten Jahrhundert setzt die Christianisierung Schwedens ein – ein Jahrhunderte währender Kampf um den „rechten“ Glauben: Während die Wikinger mit ihren Raub- und Handelszügen über Europa kamen, machte sich Ansgar, Erzbischof von Hamburg, auf den Nordleuten das Evangelium zu verkünden – erfolglos. Zwar ließ sich Olof Skötkonnung um das Jahr 1000 als erster schwedischer König christlich taufen, doch hielt sich die alte Götterlehre noch bis ins 13. Jahrhundert.

Schweden war eines der letzten Gebiete in Europa, in dem sich das Christentum durchsetzen konnte. Dennoch kann das heutige Schweden den ältesten Dom Skandinaviens vorweisen – in Lund. Was allerdings daran liegt, dass Skåne, wie auch Blekinge, Halland und Bohuslän in jener Zeit dänisch waren und die Christianisierung früher einsetzte und etwas anders verlief als in den Herrschaftsgebieten der Svear, Götar und Guten (Gotland) – die letzte zu missionierende germanische Bevölkerung.

Wikinger und Christentum

Die ersten Kontakte der Nordleute erfolgten in der Wikingerzeit (ca. 800 – 1060). Auf den Zügen nach Westen und Süden kamen die Wikinger in Berührung mit christianisierten Angelsachsen und Franken. Im Osten stießen die als Waräger bekannten „schwedischen“ Wikinger auf orthodoxe Kirchen.

Gleichzeitig stieg der Druck der christlichen Mission auf den skandinavischen Raum durch Angelsachsen und Franken. Im neunten Jahrhundert erreichte das Christentum das „heidnische“ Schweden in Person des Erzbischofs von Hamburg (nach Zerstörung Hamburgs durch Wikinger Erzbischof von Bremen) und Missionars Ansgar.

Missionierungsversuche durch Ansgar

Ansgars Kreuz auf Björkö. Foto: Powi (Per Ola Wiberg) /flickr.com (CC BY 2.0)

Ansgars Kreuz auf Björkö. Foto: Powi (Per Ola Wiberg) /flickr.com (CC BY 2.0)

Als wichtigste schriftliche Quellen der ersten Versuche, die heidnischen Schweden zu bekehren sind die Vita Ansgarii von Rimbert (Nachfolger Ansgars als Erzbischof) und die Chronik des Erzbistums Hamburg Adams von Bremen (1075 fertiggestellt) zu nennen.

Demnach erreichte Ansgar um 830 Birka auf der Insel Björkö im Mälarsee, dem bedeutendsten Handelsplatz der Svear, und gründete die erste christliche Kirche. Birka schien für die Missionierung des Nordens geeignet, da durch den Fernhandel bereits Kontakte zu Christen vorhanden waren, christliche Händler, auch christliche Sklaven, zeitweise hier lebten.  Eine tiefer greifende Christianisierung von Birka aus erfolgte jedoch nicht, vielmehr war der Widerstand gegen den neuen Glauben enorm. Schließlich wurde ein Helfer Ansgars ermordet, die Kirche zerstört.

Noch heftigeren Widerstand sah sich Ansgar bei seiner zweiten Missionsreise 20 Jahre später (851/52) ausgesetzt. Sein abermaliger Versuch das Evangelium zu verbreiten scheiterte. Um 870 gab es im Svealand weder Kirchen noch Priester. Die „bekehrten“ Wikinger besannen sich auf den alten Glauben.

Missionierungsversuch durch Unni

Die Chronik des Erzbistums Hamburg berichtet von Unni, ebenfalls Erzbischof von Hamburg, der sich 935 in den Norden begab, um die Mission Ansgars fortzuführen. Da vom Werk seines Vorgängers nichts mehr übrig war, heißt es, gründete er eine neue Gemeinde. Auch wenn Unni mit Erlaubnis der Könige der Svear handelte, sah auch er sich, wie schon Ansgar, breitem Widerstand gegenüber. Kaum ein Jahr in Birka, fand Unni am 17. September 936 den Tod – er wurde ermordet.

Dass die Christianisierung dennoch vorangeschritten war, zeigt sich wenige Jahrzehnte später: Alle Wikinger Birkas waren getauft und zählten somit als Christen, wobei der Druck der Obrigkeit nicht unerheblich war. Trotzdem hielt sich die altnordische Götterlehre hartnäckig in der Bevölkerung…

Fortsetzung folgt – am Sonnabend, den 12. November.

 

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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