Jedes Jahr im August: Kräftskiva

Kräftskiva. Fotograf: David Castor

Im August ist es wieder soweit, ein traditionelles schwedisches Fest steht bevor: die Kräftskiva. Jetzt wird wieder ausgiebig gefeiert, Krebse verspeist, Schnaps getrunken und gesungen.

Während Midsommar, der Beginn des Sommers, gerne auch gemeinsam auf öffentlichen Geländen gefeiert wird, findet das andere schwedische Sommerfest, die Kräftskiva, eher im Familien- und Freundeskreis statt. Man feiert im Garten oder auf der Terrasse, die mit Lampions und Kerzen geschmückt wurden. Man bindet sich Lätzchen oder Schürzen mit Krebsmotiven um, setzt Hütchen auf und beginnt die Krebse auseinander zu nehmen. Dabei geht es sehr ausgelassen und fröhlich zu, wobei natürlich auch der Schnaps dazu beiträgt, der zum Krebsessen dazu gehört, wie die Krebse selbst. Nach jeder Runde wird ein Schnaps herunter gekippt und es wird ein Schnapsliedchen gesungen. So lautet ja auch der berühmte Trinkspruch: „Ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied“.

Aber auch öffentliche Krebsfeste finden im ganzen Land statt. So feiert man z.B. am Götakanal das längste Krebsfest der Welt. Und auch Motala ist bekannt für seine Krebsfestveranstaltungen.

Die Krebse werden mit viel Dill in Salzwasser gekocht. Man isst sie dann kalt mit den Händen und als Beilage dienen Brot, Knäckebrot, Käse und auch Krabben. Manchmal werden auch die traditionellen Gerichte eines schwedischen Buffets, des Smögåsbords dazu angeboten, wie köttbullar, Kartoffeln und Hering, die jedoch hier nicht, wie sonst üblich bei einem schwedischen Fest, die Hauptrolle spielen. Getrunken wird dazu viel Bier, Limonade und natürlich der Aquavit.

Der Anlass für das Krebsessen ist die alljährliche Eröffnung der Flußkrebssaison. Früher aß man tatsächlich die Krebse aus den schwedischen Flüssen. Ab einem bestimmten Datum durften die Krebse gefangen werden. Das war die Kräftfiskepremier, die Krebsfangeröffnung. Das soll immer der erste Donnerstag im August gewesen sein. Es herrscht aber auch die Meinung, es war immer der zweite Mittwoch im August. Aber egal, im Jahr 1984 wurde diese Verordnung aufgehoben. So kann man eigentlich nun das ganze Jahr über importierte Krebse essen, und trotzdem hält man an der Tradition fest und beginnt mit dem Essen der Krebse nach der Kräftpremiär, auch wenn es keine gesetzliche Regelung für ein bestimmtes Datum mehr gibt.

Leider reichen heute die einheimischen Krebse nicht mehr aus, um nicht zu sagen, diese sind so gut wie ausgerottet. Die Flusskrebspest, die durch das Einbringen amerikanischer Flusskrebsarten in Mitteleuropa eingeschleppt wurde, hat die einheimischen Bestände stark gefährdet. Man verwendet daher in Schweden für die Kräftskiva und überhaupt in der Krebssaison hauptsächlich die sogenannten Signalkrebse aus Amerika oder auch Krebse aus China, Spanien und der Türkei. Heute kauft man die Krebse tiefgefroren im Supermarkt. Jedes Jahr werden etwa 2500 Tonnen importiert.

So werden die letzten warmen Tage des Sommers mit diesem Fest genossen, mit Krebsen, Schnaps und Gesang.

Autorin: Heide – Heide.Walker@conductix.com

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