Die Moltebeere – das Gold Lapplands

„Våfflor med Hjortron“ – jeder Lapplandreisende hat das sicher schon mal probiert. Die schwedischen Waffeln mit der Moltebeermarmelade sind einfach köstlich. In Deutschland kann man die Marmelade aus den lappländischen Moltebeeren im Ikea-Shop erwerben, aber natürlich sind die Produkte aus Schweden und vor allem aus Lappland doch noch etwas geschmackvoller.
Was sind nun genau Moltebeeren?

Wer noch nie in Skandinavien oder in Alaska war, hat damit wohl kaum Bekanntschaft gemacht, denn bei uns kennt man die gelben Beeren, die in ihrer Form den Himbeeren und Brombeeren ähnlich sind, kaum, auch wenn es wohl in Norddeutschland ein paar geschützte Exemplare geben soll.

Die Moltebeere, auch Multebeere, Multbeere, Schelbeere oder Torfbeere genannt, gehört im weitesten Sinne zu den Rosengewächsen. Sie erträgt große Kälte; sobald sie jedoch zu blühen beginnt, reagiert sie sehr empfindlich auf erneute Kälteeinbrüche. Verbreitet ist sie vor allem in den nordischen Ländern und gilt als ein Wahrzeichen Lapplands. Im südlichen Schweden findet man sie gelegentlich in den Mooren des småländischen Hochlands. Die Finnen haben sie sogar auf ihrer 2-Euro-Münze verewigt. Auch in Alaska ist sie zu finden, dort kennt man sie unter dem Namen Cloudberry. Auf Finnisch nennt man sie übrigens Lakka, der Begriff ist vielleicht dem ein oder anderen durch den Moltebeerlikör mit der Bezeichnung Lakka bekannt.

Der botanische Name „Chamaemorus“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Bodenbrombeere“. Und tatsächlich wächst die Pflanze nahe am Boden. Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze, die etwa eine Höhe von 5-25 cm erreicht. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Exemplare. Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch die Aufnahme der Früchte durch Vögel und andere Tiere. Ab Mitte Mai bilden sich die ersten Blüten, weiß oder manchmal auch rötlich. In südlichen Teilen von Schweden zeigen sich die ersten Blüten bereits im Mai, im Norden erst im Juni-Juli. Die reifen Früchte findet man dann im Juli und August, nicht alle Beeren werden gleichzeitig reif. Die Früchte sind zunächst grünlich und vollständig von den Kelchblättern umschlossen, die Farbe wechselt dann allmählich zu blassrot und schließlich zu einem leuchtenden Gelb-Orange, daher auch die Bezeichnung „das Gold Lapplands“. Wenn die Blütenblätter vollständig weggerollt sind und die Beere eine weiche Konsistenz bekommt, ist sie reif. Nun ist sie allerdings schwer zu pflücken, aus diesem Grund werden die Früchte häufig auch im rohen Zustand geerntet und reifen dann nach. Aus dem genannten Grund und auch weil die Beeren in Sumpfgebieten wachsen, also nicht immer so leicht zugänglich sind, und auch weil es dort, wo es Hjortron gibt, auch den Mücken besonders gut gefällt, hat die Moltebeere ihren entsprechenden Preis. Aber auch wenn das Pflücken etwas mühsam ist, so kommen doch jedes Jahr haufenweise die Pflücker nach Lappland, um das Gold des Nordens zu ernten. Darunter sind auch viele Norweger, denn in Norwegen steht die Moltebeere unter Naturschutz und darf nicht geerntet werden.

Vom gesundheitlichen Aspekt ist die Moltebeere ein sehr wertvolles Nahrungsmittel, sie ist reich an Vitaminen, vor allem Vitamin C und Spurenelementen. Typisch ist der leichte Nachgeschmack nach Vanille, beim ersten Bissen erinnert der Geschmack jedoch eher an einen sauren Apfel. Sie wird häufig zu Marmeladen und Kompott verarbeitet, wozu sie sich aufgrund des hohen Pektingehalts hervorragend eignet. Zudem enthält sie als natürliches Konservierungsmittel Sorbin. Gerne isst man das Hjortonsylt (die Marmelade) auf Waffeln oder auch in Süßspeisen. Auch lecker sind frische Moltebeeren mit Zucker und Filmjölk (eine Art Dickmilch) vermischt. Wie schon erwähnt, wird in Finnland daraus auch ein Likör hergestellt, der sogenannten Lakka, und in Schweden gibt es auch Moltebeer-Essig.

Auch als Heilmittel wird bzw. wurde die Moltebeere verwendet. Seeleute haben sie früher als Mittel gegen Skorbut eingesetzt. Die Blätter der Moltebeere kann man aufgrund ihres Gerbsäuregehaltes gegen Durchfall verwenden, außerdem enthält sie eine Substanz, die gegen Gicht und Rheuma wirken soll.

Leider ist es sehr schwierig, frische Früchte zu bekommen; wenn man Glück hat, vielleicht mal in Lappland. Gefroren werden die Beeren jedoch ebenfalls angeboten, und natürlich als „Hjortronsylt“, wobei der Anteil Beeren im Verhältnis zum Zuckeranteil hier oft stark variiert. Je flüssiger die Konsistenz, desto fruchtiger schmeckt das Hjortronsylt.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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