Der Vielfraß – einer der Big Four Schwedens

Vielfrass. Foto: Heide

In Afrika redet man von den Big Five – den fünf Großen, den fünf wichtigsten Tieren, denen man auf den Safaris begegnen kann. Schweden hat seine Big Four oder „De fyra stora“. Es handelt sich um die vier größten Raubtiere Schwedens: der Wolf, der Braunbär, der Luchs und der Vielfraß. Manchmal redet man auch hier von den „fem stora“ und zählt den Elch noch dazu. Außer dem Elch bekommt man die anderen vier eher selten in freier Wildbahn zu Gesicht, aber in den vielen Tierparks kann man sicher mal Begegnung mit ihnen machen. Bär, Wolf und Luchs sind wohl jedem mehr oder weniger bekannt, aber was ist der Vielfraß für ein Tier?

Der Vielfraß ist ein Raubtier und gehört zur Familie der Marder, ist aber deutlich größer als der uns bekannte Marder. Kopf und Gliedmaßen sind kräftiger entwickelt. Die Männchen erreichen ein Gewicht von über 30 kg, die Weibchen nur etwa 20 kg. Auffällig ist der buschige Schwanz. Am meisten Ähnlichkeit hat er wahrscheinlich mit dem amerikanischen Fischmarder. Außer im Norden Europas kommt er auch in den nördlichen Gebieten von Amerika und Asien vor. In früheren Zeiten lebte er auch in südlicheren Gefilden, wie Polen, Baltikum und sogar in Deutschland, und in Amerika reichte sein Verbreitungsgebiet im Süden bis Kalifornien und Pennsylvania. Die Menschen haben ihn jedoch gejagt und schließlich aus diesen Gebieten vertrieben. Heute lebt er in Schweden hauptsächlich in den Wäldern, aber auch in Mooren, der Tundra und im Gebirge. Und auch hier wurde er bis vor einigen Jahren noch intensiv gejagt. Die Samen sehen ihn als Feind, da er auch Jagd auf Rentiere macht. Und gelegentlich dringt er bei seiner Suche nach Nahrung sogar in Häuser ein. Lange Zeit galt das Interesse auch seinem Fell, das einen guten Schutz gegen die Kälte bieten konnte. Aber das ist eigentlich zweitranging, gejagt wurde und wird er hauptsächlich, weil er selbst jagdbares Wild jagt.

Der Name dieses Tieres leidet sich vom nordischen Fjellfräs ab, was so viel bedeutet wie „Gebirgskatze“. Die Bezeichnung Vielfraß ist aber sehr treffend, denn der Vielfraß ist tatsächlich sehr gefräßig, findet er gerade keine passenden Beute, dann macht er sich auch über Vogelnester her oder ernährt sich von Wespenlarven oder Beeren. In allen nordischen Sprachen hat er einen ähnlichen Namen und dieser Name deutet auf Gefräßigkeit hin. Auf Schwedisch heißt er Järv, auf Norwegisch Jerv, Dänisch Jærv, Isländisch Jarfi, also alles ähnlich klingende Namen. Im Englischen dagegen nennt man ihn wolverine, hier nimmt die Bezeichnung eher Bezug auf den Wolf.

Vielfraße sind Einzelgänger, sie bewohnen ein recht großes Revier, das bis zu 2000 km² groß sein kann. Aktiv sind sie vor allem in der Nacht. Ausgesprochen schnell sind sie nicht, dafür aber ausdauernd, und sie können auch ganz gut klettern und schwimmen. Im Sommer ernährt sich der Vielfraß vor allem von Aas, aber auch von Vogeleiern, Beeren und Baumtrieben. Im Winter hält er zwar keinen Winterschlaf, zieht sich aber gelegentlich in südlichere und tiefere Gegenden zurück. Im Winter wird er schon eher zum Jäger. Geräuschlos kann er sich im Schnee seiner Beute nähern. Dazu gehören kleinere Tier wie Mäuse, Eichhörnchen, Schneehasen und Schneehühner, aber gelegentlich macht er sich auch an Elche und Luchse heran. Diese springt er von hinten an und beißt sie in den Nacken. Er besitzt ein stark ausgeprägtes Gebiss mit viel Kraft und schafft es damit die Knochen seiner Beute zu durchbeißen und so an das bevorzugte Knochenmark zu gelangen.

Die Weibchen bringen im Frühjahr vier Junge zur Welt, die zunächst blind und schneeweiß sind. Im Herbst verlassen sie die Mutter und nach einem Jahr sind sie ausgewachsen. In freier Wildbahn werden Vielfraße etwa acht bis zehn Jahre alt.

Will man auf einer Schwedenreise mal einen Vielfraß sehen, so besucht man am ehesten einer der vielen Tierparks. Auch der Stockholmer Skansen beherbergt einige Vielfraße in seinem Gehege.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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