Schwedens Geschichte: Klimawandel, Völkerwanderung, Wikinger – Die Eisenzeit (500 v. Chr. – 1050 n. Chr.)

In die Eisenzeit im heutigen Schweden, die auf den Zeitraum von ca. 500 v. Chr. bis ca. 1050 n. Chr. datiert wird, fallen herausragende Ereignisse wie die erste schriftliche Erwähnung, die Völkerwanderung bis hin zur Wikingerzeit und dem Svea Rike, dem Reich der Svear: Schweden. Dabei sah es bei Anbruch dieser 1.500-jährigen Epoche nach Untergang aus.

Der Übergang von Bronzezeit zu Eisenzeit ist von einer Verschlechterung des Klimas und folgendem Bevölkerungsrückgang durch hohe Sterblichkeit und Auswanderung gekennzeichnet. Dennoch brachte auch diese entbehrungsreiche Zeit Fortschritte: Diejenigen, die zurückblieben, hatten gar keine andere Wahl als bessere, stabilere Unterkünfte zu bauen, intensivere Landwirtschaft zu treiben und nicht zuletzt Lebens- wie Futtermittel haltbar zu machen. Zudem rückten die Sippen in Dorfgemeinschaften enger zusammen – die „Germanische Stammesbildung“. Erleichterung und technisches Vorwärtskommen brachte die aufkommende Eisenverarbeitung, die der Epoche ihren Namen gab.

Die drei Königsgräber von Gamla Uppsala. Foto: Ulf Bodin /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Die drei Königsgräber von Gamla Uppsala. Foto: Ulf Bodin /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Die frühe Periode wird als keltische Eisenzeit bezeichnet. Weitere unterscheidbare Phasen der Eisenzeit sind römische Eisenzeit, Völkerwanderungszeit, Vendelzeit und Wikingerzeit.

Die keltische Eisenzeit

Die in Skandinavien von widrigen Umwelteinflüssen bestimmte keltische Eisenzeit (ca. 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende) ist eine fundarme Ära. Weshalb sie ihre Bezeichnung den Europa beherrschenden Kelten zu verdanken hat. Die geringen Funde lassen auf Auswanderung, aber auch auf einen Einbruch der Handelsbeziehungen und Kontakte zwischen Norden und restlichem Europa schließen. Immerhin schaffte es das Eisen von den Kelten zu den Nordleuten. In der Folgezeit gewann die heimische Eisengewinnung mehr und mehr Bedeutung. Eisen in Form von Werkzeug und Waffen wurde alltäglich, auch für weniger gut betuchte. Anders als Bronze ist Eisen kein Luxusgut für wenige.

Römische Eisenzeit und Völkerwanderung

Die sogenannte römische Eisenzeit setzt zur Zeitenwende ein und zieht sich bis etwa 400 n. Chr. hin. Rom dominiert weite Teile Europas und treibt regen Handel mit dem Norden. Darauf verweisen die nun wieder zahlreich vorhanden Funde, wie Münzen und Luxusgüter. Gleichzeitig ein Indiz für eine Verbesserung der Lebensumstände. Aber auch die Runenschrift, die aus griechischen und römischen Schriftzeichen hervorging. Das urnordische Runenalphabet, das fupark, lässt sich für das erste Jahrhundert n. Chr. belegen.

In jenen Zeitraum fällt auch eine verstärkte Umstellung von halbnomadischer Lebensweise zur Sesshaftigkeit. Die ersten Ortsnamen entstehen. Schließlich finden sich die Skandinavier in römischen Schriften wieder. Ebenfalls ein Beleg für die Kontakte zwischen dem Norden und der südlichen Großmacht. Erstmals erwähnt wurde Skandinavien von Plinius d. Ä. in der „naturalis historia“ aus dem jahr 79. In der „Germania“ des Tacitus ist vom Volk der Suionen (Svear) und einem (vermeintlichen) König der Suionen die Rede. Zudem erscheint Scandia auf der Weltkarte des Claudius Ptolemäus.

In folgenden Jahrhunderten sinkt der Stern Roms. Die beginnende Völkerwanderung brachte das Imperium endgültig ins Wanken und letztendlich den Zerfall. Die tief greifenden Umwälzungen der Völkerwanderungszeit (ca. 400 – ca. 550) gingen am heutigen Schweden nicht spurlos vorbei. Vor allem im Süden und Osten herrschten unruhige Zeiten.

Eketorp auf Öland. Vermutlich als Fluchtburg ca. 300 n. Chr. begründet. Foto: wilvo, Wil van Otterdijk / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Eketorp auf Öland. Vermutlich als Fluchtburg ca. 300 n. Chr. begründet. Foto: wilvo, Wil van Otterdijk / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

 

Darauf weisen zahlreiche Funde früher Burgen in Uppland, Västmanland, Södermanland, Östergötland, Öland und Gotland hin. Zudem wurden reichhaltige Goldfunde entdeckt, die aus Raubzügen während der Wanderungsepoche stammen. Die Burgen entstanden zum Schutz der Reisenden. Zahlreiche Stämme verließen ihre Heimat, dafür breiteten erste germanische Kleinkönigtümer Macht und Einfluss aus.

Eine imposante Hinterlassenschaft dieser aufregenden Tage sind die drei Königsgräber von Gamla Uppsala. Wahrscheinlich zwischen 475 und 550 entstanden, sollen hier die alten Könige aus dem Geschlecht der Ynglinger liegen. Andere Mythen berichten von drei nordischen Göttern – Thor, Oden und Frey.

Uppland spielt auch in den folgenden Jahrhunderten der schwedischen Geschichte eine gewichtige Rolle.

Vendelzeit (ca. 550 – 800)

Die Vendelzeit ist nach der Region Vendel in Uppland mit ihren zahlreichen Funden benannt. In dieser Periode entwickelte sich ein neues Machtzentrum im Norden Europas. Treibende Kraft waren hierbei die Svear, die schon während der römischen Eisenzeit erwähnt wurden, gestärkt aus den Wirren der Völkerwanderung hervorgingen.

Vendelhelm aus Uppland, 7. Jhd., Historisches Museum Stockholm. Foto: mararie /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Vendelhelm aus Uppland, 7. Jhd., Historisches Museum Stockholm. Foto: mararie /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

 

Von Vendel aus erweiterten die Svear ihren Machtbereich. Während der Vendelzeit  kam es zu einem politischen Zusammenschluss von Södermanland, Västmanland, Närke, Gästrikland sowie der südlichen Küste Norrlands. Möglicherweise machten die Svear in weiteren angrenzenden Gebieten ihren Einfluss geltend, erschlossen die südlicheren Küsten der Ostsee. Handelsbeziehungen gab es (wahrscheinlich) im gesamten Ostseeraum.

Die Vendelzeit gilt als Brücke in die Zeit der Wikinger. Die letzte Phase der Eisenzeit im heutigen Schweden, die von Expansion, einer Verfestigung sozialer wie politischer Strukturen und dem Zusammenschluss der Svear und Götar zum Svea Rike – Sverige – unter König Olov Skötkonnung um 1008 gekennzeichnet ist.

 

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

1 Kommentar

  1. Jan-Erik Gasslander

    Ströja in Kvillinge ist jetzt ein neuer Fundplatz mit Volkwanderungsartefakte (2021)

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