Die Warägergarde in der Chronik des Johannes Skylitzes (12. Jahrhundert).

Die Warägergarde in der Chronik des Johannes Skylitzes (12. Jahrhundert).

Die bedeutendste Quelle über die Waräger ist die sog. Nestorchronik, die älteste erhaltene ostslawische Chronik, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde. Darin ist die Rede davon, dass Waräger oder ‚Rus‘, wie sie auch genannt wurden, 862 n.Chr. von den Slawen um Nowgorod als Fürsten angeworben wurden. Die Ankunft der Waräger hat tatsächlich aber bereits früher stattgefunden und die Einladung ist wohl lediglich eine Legende.

Doch wer sind nun diese Waräger? Als Waräger bezeichneten die Slawen und Byzantiner sozusagen die Wikinger, also Skandinavier, die zwischen dem 8. und dem 13. Jahrhundert (also länger als die Wikingerzeit) im Baltikum und in Osteuropa bis hinunter nach Konstantinopel (Miklagård) aktiv waren. Zumeist handelte es sich dabei um Skandinavier aus dem heutigen Schweden. Das Wort ‚Waräger‘ hat seine Wurzeln im Altnordischen und bedeutet etwa ‚Verschworene‘, weil es sich insbesondere auf durch Eide und Schwüre sowie gemeinsame Handelsinteressen verbundene bewaffnete Männerbünde aus Skandinavien bezog.

Die Waräger wanderten ab dem 8. Jahrhundert im Nordwesten Russlands ein. Sie nutzten die großen Flüsse wie Djnepr, Wolga, Don und Newa als Verkehrswege und traten dabei als Händler und Siedler, aber auch als Krieger auf. Die Waräger waren an der Gründung des Reiches der Kiewer Rus beteiligt. Häufig wurden sie als Söldner angeworben und bildeten bald einen ständigen Teil der Adels- und Anführerschicht. Weil diese ansässigen Skandinavier bis zum Ende des 10. Jahrhunderts vollständig slawisiert waren, wurden sie von da an auch nicht mehr als Waräger bezeichnet, da sich diese Benennung stets auf Fremde bezog. Hingegen wurden die noch bis ins 13. Jahrhundert aus Skandinavien kommenden Krieger, die den Kiewer Rus eine Zeit lang als Söldner dienten, weiterhin als Waräger bezeichnet.

Angriffe der Waräger auf Konstantinopel von 860 bis zum letzten großen im Jahr 1043 blieben zwar erfolglos, aber das tat den beiderseitigen Handelsverbindungen keinen Abbruch. In Konstantinopel waren Waräger als Söldner und vor allem als Kern der kaiserlichen Leibgarde äußerst gefragt, da sie groß und stark waren und als loyal, lernbereit und ehrenhaft galten. Hier vermischen sich auch die Begriffe ‚Russen‘, als aus dem Reich der Kiewer Rus kommend, und ‚Waräger‘. Außerdem wurden auch Briten und Kontinentalgermanen als Waräger rekrutiert.

Der bekannteste Waräger war wohl der 1015 geborene Norweger Harald Hårdråde, der nach der Schlacht von Stiklestad 1030 über sein schwedisches Exil erst nach Kiew und schließlich 1034 nach Konstantinopel kam. Der künftige norwegische König machte sich zunächst als Krieger einen guten Namen und kam zu einigem Reichtum. Wegen Unterschlagung wurde er jedoch vom Kaiser in den Kerker geworfen, bei einem Volksaufstand jedoch befreit und kam wieder zu Macht und Ehren. Wiederum über Kiew kam er zurück nach Norwegen und erlangte die Königskrone, bevor er schließlich 1066 an der Stamford Bridge in England fiel.

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(Autor: Björn Kohlhepp)

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