Held einer Zeit –Kurt Wallander

Das ist Schweden, Literatur, Wissenswertes

Seit dem er von dem Schriftsteller Henning Mankell ins Leben gerufen wurde, ist der Polizeiinspektor Kurt Wallander weltweit zu einem Kult geworden und ist nicht nur bei den Schweden beliebt. Hört man den Namen der schwedischen Ortschaft Ystad fällt meist im gleichen Atemzug Kurt Wallander. Man ist sich einig Ystad ohne Wallander wäre nicht Ystad und Wallander ohne Ystad nicht Wallander. Schon längst wurden Mankells Bücher in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt.

Wallander ist zu einem Phänomen einem Held einer Generation geworden. So ist der Kriminalkommissar keineswegs perfekt und verkörpert eher die Tollpatschigkeit in Person, doch genau das ist es was ihn ausmacht und was letztlich zu einem sympathischen Romanhelden macht. So verkörpert in dem Roman die Brandmauer insbesondere die Einsamkeit eines Mannes um die 50. Es wird gegen ihn wegen Polizeiwillkür ermittelt und er wird gemobbt. Es ist keineswegs eine leichte Situation in der sich Wallander in diesem Roman befindet, doch für das wahre Leben ist sie noch so reell. Mit dem alter ist er kränklicher geworden und ist nun auch noch an Diabetes erkrankt.

In den Geschichten merkt man kaum, dass der Humor des Autor, Mankell, nicht gerade der beste ist. Mankell ist es gelungen, dass die Leser kaum mehr über die Personen die in den Büchern handeln wissen als der Kommissar selbst. Die einzige Figur an deren Innenleben die Leser teilhaben ist Wallander selbst. Mankell verkörpert Menschlichkeit in Person. Wallander denkt auch wieder in dem Roman Die Brandmauer ans Aufhören. Er gehört zu den Menschen die sich jedes Mal beim Aufstehen fragen ob das Leben noch einen Sinn hat. Damit bezieht er sich nicht direkt auf sein Leben sondern auf das Leben allgemein in einem hoch technisierten Sozialstaat in einer globalisierten Welt und schließlich vergrößert er sein Leid nahezu ins Unermessliche. Trotz all dieser kleinen Mängel gelang es Mankell den Kommissar für seine Leser sympathisch zu machen und ihn liebenswert erscheinen zu lassen. So wissen seine Leser als einzige das Wallander im Inneren ein guter Mensch ist. Weil er seine Tochter so selten anruft plagt ihn ein schlechtes Gewissen, sein Charakter ist durch Schüchternheit geprägt und er sehnt sich nach einer Frau, die ihn versteht. Sein Bekanntenkreis beschränkt sich auf seine Kollegen.

Wallanders Charakter gleicht dem eines Kindes, er ist hilfsbedürftig und bemitleidenswert. Es fällt schwer den Kommissar nicht zu mögen. Im alter von 18 Jahren beginnt er seine Ausbildung in Malmö. Er wohnt allein in Ystad und hat mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen, wie seine Leser auch. Von seiner Frau Mona lebt er getrennt und seine Tochter Linda steht mittlerweile auf eigenen Beinen. In Opern findet er eine Möglichkeit für eine gewisse Zeit Abstand von dem Berufsalltag zu finden. Seine Gewichtsprobleme sind auf seine nicht gerade vorbildliche Ernährung zurückzuführen und trotz aller guten Vorsätze schafft er es nicht, seine doch so sympathischen Gewohnheiten abzulegen.

Er ist ein Mensch und kein perfekter Polizist der für die Leser unantastbar ist. Wie jeder auf der Welt hat er Schwächen und kämpft alltäglich mit kleineren Problemen. Sein Charakter ist keineswegs fehlerlos, das zeigt vor allem das Verhältnis zu seiner Tochter. Doch letztendlich hat er sich von einer tollpatschigen Polizeibeamten mit Stärken und Schwächen bei seiner Anhängerschaft zu einem Held einer Generation entwickelt. Das was die Romane letztlich auszeichnet ist, dass sich die Leser mit Wallander identifizieren können. Er zeigt dass man auch in einer Welt die vor allem undurchschaubar, unbeeinflussbar, unregierbar und unrevolutionärbar ist, trotzdem als Einzelner der Allgemeinheit etwas Gutes tun kann, indem man seinen Beruf gut ausübt.

Auch wenn dieser Gedanke mehr oder weniger nur einen Zufluchtort darstellt, scheint er einen jeden bei seiner individuellen Lebensführung hilfreich zu sein. Sicherlich ist es ein Tropfen auf dem heißen Stein, ein Trostpflaster was bei all dem Elend kaum Beachtung findet und nicht zuletzt wohl auch eine Selbsttäuschung, dass der Status und die Handlungen auf dieser Welt wohl mehr bedürfen als Engagement im eigenen Beruf. Es ist eine komplette Generation die in Kurt Wallander einen Leidensgenossen und nicht zuletzt auch Gefühlsverwandten der ganz besonderen Art gefunden hat.

(Autor: Nancy Fischer)

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