Värmland – Viel Wasser und wenig Menschen

Das ist Schweden, Geographie, Wissenswertes

Runenstein Jaersberg

Etwa 245 Kilometer von Süd nach Nord und etwa 175 Kilometer von West nach Ost – das sind die Ausdehnungen der schwedischen Provinz ”Värmland”. Etwa 50 Stunden Fussmarsch in Nord-Süd-Richtung hieße es, würde man die Provinz erwandern. Von West nach Ost wäre ein strammer Wanderer annähernd 40 Stunden unterwegs. Auf seiner Wanderung träfe unser fiktiver Wandersfreund nicht besonders viel Menschen, denn mit gerade mal 14 Einwohnern in einem Quadrat von 1.000 mal 1.000 Meter kann man nicht gerade von Überbevölkerung sprechen (zum Vergleich: In Deutschland leben etwa 230 Einwohner pro Quadratkilometer). Ein Großteil des Landesteiles besteht aus Seen und anderen Gewässern. Flüsse wie der ”Klarälven” münden in den größten Binnensee Europas, den Vänern. Andere münden entweder in den Dalälven oder den norwegischen Glomma. Mit den Provinzen Dalarna, Västmanland, Uppland, Närke und Södermanland bildet Värmland das sogenannte Svealand. Der Name bezeichnet das Siedlungsgebiet der Svear, einem Nordischen Stamm, der im 12. Jahrhundert des vorigen Jahrtausends (und früher) das heutige Zentralschweden besiedelte.

Ein wenig Geschichte
Erste Besiedelungen Värmlands gab es bereits während der Steinzeit, was archäologische Funde beweisen. Ein bekanntes Relikt aus der Eisenzeit findet man in der Nähe von Kristinehamn. Es handelt sich dabei um den ”Järsbergstenen”. Runenzeichen in diesem Stein deuten von einer Zugehörigkeit der Provinz zu Götaland und Funde aus der jüngeren Eisenzeit gar von einer Verbindung zu norwegischen Landesteilen. Intensiver Handel zwischen der värmländischen Bevölkerung und ihren norwegischen Nachbarn bestand bis weit in das 13. Jahrhundert des vorigen Jahrtausends. Etwa um das Jahr 1580 begannen die sogenannten Waldfinnen mit der Besiedelung Värmlands. Sie waren es, die durch Brandrodung Ackerflächen schufen und so den Anbau von Getreide ermöglichten. Vorige Siedler bevorzugten lediglich Landstriche in der Nähe von Gewässern. Nach einigen Kriegen und Unruhen übernahm Herzog Karl (der Sohn von Gustav Wasa) die Verwaltung Värmlands und hielt Värmland bis auf Weiteres aus jeglichen Kriegswirren heraus. Nach dessen Aufstieg zum König setzte sich Karl für eine Belebung der Bergbauindustrie ein. Aus jener Zeit gehen auch die vielen Gehöfte und Anwesen hervor – besser bekannt als Herrgårds.

Karlstad

Herrenhäuser und Tourismus
Die Värmländer lieben ihre Herrgårds. Diese herrschaftlichen Anwesen werden schon über Jahre hinweg gehegt und gepflegt. Sie gehören zu Värmland wie der Elch zu Schweden, und sind für die Tourismusindustrie von unschätzbarem Wert. In einem der zahlreichen Herrgårds kann man nicht nur ausgezeichnet schlafen. Auch den Gaumen kann man sich hier mit leckerem Essen und erlesenen Getränken verwöhnen lassen.

Zu den bekanntesten zählen beispielsweise jene in Bredsjö, Hellefors, Hillringsberg, Knusesund, Degernäs oder Vägsjöfors. Tagsüber lohnt sich zum Beispiel eine Kanutour auf dem Klarälven, dem 478 Kilometer langen Fluss, wo die Flößerei eine sehr lange Tradition hat. Bis zum Jahre 1990 wurden auf dem Klarälven Baumstämme noch mit Flößen abtransportiert. Heute sind es Touristen, welche sich insbesondere auf dem Abschnitt zwischen Branäs und Edebäck bei einer Floßfahrt vergnügen.

Der Klarälven entspringt in Norwegen und mündet bei Karlstad in den Vänern. Dazwischen gilt es einen Höhenunterschied von etwa 618 Metern zu überwinden. Während der Oberlauf des Klarälven eher einen wilden und rauen Charakter hat, fließt der Unterlauf – durch Staustufen gezähmt – eher ruhig und gemächlich dahin. Erst in den letzten Jahren wurden Teile des Klarälvens wieder renaturiert.

Für aktive Urlauber interessant ist auch die ”Klarälvsbanan”. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Bahntrasse zwischen Uddeholm und Karlstad. Die neun Kilometer lange Strecke entlang des Klarälvens wurde eigens für Radfahrer wunderschön ausgebaut. Wer lieber auf Schusters Rappen unterwegs ist, der kann sich auf die Spuren der Pilger machen und auf dem ”Pilgrimsleden” entlang wandern. Dieser Wanderpfad geht auf historische Erzählungen zurück, die von Pilgern berichten, die mit Booten über den Vänern kamen, um dann längs des Klarälven von Kirche zu Kirche zu wandern. Ziel ihrer Pilgerreise war Nidaros (das heutige Trondheim) mit dem Grab des heiligen Olaf.

 

Degernaes Herrgard

Landeskunde und Menschen, die jeder kennt
Wie in Schweden üblich, hat jede Provinz ihre eigene Blume, ihr eigenes Säugetier, einen Vogel und Fisch. So auch Värmland: Der Siebenstern, oder wie die Schweden sagen, der Waldstern (Trientalis europaea ) ist die Landesblume, der Wolf das Landestier, der Sterntaucher der Vogel des Landes sowie der Stint der Fisch des Landes. Darin macht sich die große Naturverbundenheit insbesondere auch der Värmländer bemerkbar. Zu den prominenten Vertretern jener schwedischen Provinz zählen so bekannte Persönlichkeiten wie Selma Lagerlöf (Literatur Nobelpreis Trägerin, ”Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige”), Zarah Leander (Schauspielerin und Sängerin, ”La Habanera”), Monica Zetterlund (Sängerin, ”En gång i Stockholm”) oder Lars Magnus Ericsson (Gründer der gleichnamigen Firma für Mobiltelefone). (Autor: Elmar Herold)

1 Kommentar

  1. Emil Heintz

    Liebes Team. Ich lese gerne „die schönsten Reiseziele“. Die Suche nach den Orten auf meiner Schweden-Karte ist umständlich. Deshalb bitte ich um eine kleine Übersicht, die zeigt, wo der Ort oder die Region in Schweden liegt, bei den Berichten anzufügen. Es wäre natürlich besonders gut, wenn das mit Google zu zoomen wäre.

    Antworten

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