Das Volk der Sami in Schweden

Das ist Schweden, Mentalität, Wissenswertes

Sami Samen Lappland

Leben am Polarkreis: Die Samen haben eine eigene Kultur, die über politische Grenzen hinaus geht. Foto: Lola Akinmade Åkerström/ imagebank.sweden.se

Bunte Strickmützen, Rentiere, einsames Leben nahe am Polarkreis. Das verbinden wir mit den Samen – oder heißen sie Lappen?

„Sami“ bedeutet auf samisch in etwa „Sumpfleute“, – so bezeichnen sich die Sami selbst. Den Begriff „Lappen“ empfinden sie als abwertend und lehnen ihn deshalb ab. Er kommt wahrscheinlich von dem schwedischen Wort „Lappar“ =  „Flicken, Lappen“, oder dem finnischen „lappalaiset“= Menschen, die in Lappen gehüllt sind. Die offizielle und internationale Bezeichnung jedoch ist „der Sami/ die Sami“.

Die Sami leben im Norden Schwedens, Norwegens, Finnlands und auf der russischen Halbinsel Kola. Früher gab es eine schwedische Region Lappland, die heute zu den Verwaltungseinheiten Norrbotten und Västerbotten gehört. Die historische Landschaft Lappland in Schweden war also immer nur ein Teil des Gebietes des Sami und wurde genannt, um deren Siedlungsraum in Schweden zu beschreiben.

Politisch gehören die Siedlungsgebiete der Sami zu verschiedenen Nationen, trotzdem haben sie in Schweden, Norwegen und Finnland eigene Volksvertretungen. In Schweden heißt das samische Parlament „Sametinget“. Es kann zwar keine Gesetze erlassen, aber es fördert und vertritt die Interessen der Volksgruppe in Schweden. Die schwedischen Samen haben eine eigene Flagge und eine eigene Nationalhymne.

Es gibt ca. 70 000 Sami, davon leben etwa 20.000 in Schweden. Ihre Sprache hat viele verschiedene Dialekte, die sich sehr voneinander unterscheiden. In Schweden ist Samisch als Minderheitensprache anerkannt, d.h., die Sami können in ihrer Sprache mit Behörden kommunizieren. Eltern können wählen, in welcher Sprache ihre Kinder unterrichtet werden. Die samischen Sprachen gehören zu den finnisch-ugrischen Sprachen, zu denen auch Finnisch, Estnisch und Ungarisch zählen.

Treuer Begleiter der Sami, das Rentier. Foto: Lola Akinmade Åkerström/ imagebank.sweden.se

Treuer Begleiter der Sami, das Rentier. Foto: Lola Akinmade Åkerström/ imagebank.sweden.se

Berühmt sind die Samen für ihre Traditionen und ihre naturverbundene Lebensweise. Ihre bunten Trachten enthalten immer die Farben blau, rot, gelb und grün und variieren je nach Region. Früher zeigten die Sami einander damit, woher sie kamen, heute tragen sie diese Kleider oft nur noch zu Festen oder für Touristen. Einmal im Jahr, Anfang Februar, halten die Sami in Jokkmokk ihren berühmten „Jokkmokk Marknad“ ab. Im 16. Jahrhundert war dieser Markt der wichtigste Handelsplatz der Sami, heute zieht er vor allem Touristen an. Man kann dort samisches Kunsthandwerk kaufen, an einer Elchsafari teilnehmen und traditioneller samischer Musik lauschen, z.B. dem „Joiken“, einer Art des Jodelns.

Die Sami sind eines der ältesten Urvölker der Erde und das älteste Europas. Ursprünglich ein Nomadenvolk, lebten sie früher hauptsächlich von der Jagd, vom Fischfang und vom Handel mit ihren Erzeugnissen untereinander. Die Rentiere dienten zuerst als Jagdbeute, dann als Nutztiere und haben das Bild dieser Volksgruppe wesentlich geprägt. Heute wohnen und arbeiten die meisten nicht mehr auf traditionelle Weise, und nur noch ca. 10 Prozent leben von der Rentierzucht. Außerdem bilden Landwirtschaft, Kunsthandwerk und immer mehr der Fremdenverkehr wichtige Erwerbsquellen. Indem sie ihre Kultur an Touristen vermitteln, halten sie ihre Traditionen lebendig und schaffen eine Verbindung zur Gegenwart und Zukunft.

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(Autorin: Judith Hammer)

3 Kommentare

  1. Gerald Nitsche

    Ich suche für eine Anthologie der Fahrenden in Europa Gedichte, Lieder von Saami; ich bin Verleger für Gedichte von Minoritäten und habe in meinem Verlag EYE, Literatur der Wenigerheiten, bereits einige Bücher über Minoritäten veröffentlicht, zB MigrantInnen, Roma und Sinti, Jenische …
    Ich bitte, mir zu helfen, Kontakte herzustellen, Sami aus Nordskandinavien zu erreichen, bitte 2sprachig, sami und norwegisch, schwedisch, finnisch, damit ich es ins Deutsche übersetzen lassen kann. Ein gutes neues Jahr G.Nitsche

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  2. Trixi

    Tolle Seite, sehr gut gestaltet und informationsreich. Ich freue mich auf einen Gegenbesuch und Eintrag in mein Gästebuch.

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  3. Petra Häber

    „Das Leuchten der Rentiere“ ist ein Film, der sehr gut diese Volksgruppen veranschaulicht.

    Das auf den Film basierende Buch findet Ihr hier: Das Leuchten der Rentiere

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