Lapplands Süden – Das Nipfjäll

Landschaften

Nördlich vom samischen Dorf Idre gelegen beginnt das Nipfjäll– ein fantastisches Wandergebiet in einer für Nordschweden typischen Fjäll-Landschaft. Von Idre, das übrigens das südlichste samische Dorf in Schweden ist, fährt man auf einer befestigten Straße zunächst etwa 15 Kilometer in Richtung Nipfjället, bis zu einem Parkplatz. Dort findet man auf einer Infotafel nähere Hinweise zu dem Naturreservat, in dem man sich dann anschließend befinden wird. Für viele Wanderer ist dieser Standort bereits der Ausgangspunkt für einen ausgedehnten Fußmarsch in die dann folgende weitläufige Landschaft.

„Typisch Lappland“ fällt dem Besucher sofort ein, wenn er den Parkplatz wieder verlässt und weiter zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch dem PKW in dieses karge Areal eintaucht. Ein Schotterweg führt vom Parkplatz aus noch weitere 3 Kilometer hinauf in das Fjäll, bis zu einem Wendepunkt, an dem sich schließlich ein weiterer Parkplatz befindet.

Sofern man diesen Weg befährt, befindet man sich gleichzeitig auf Schwedens höchstgelegener Straße, an der sich auch der Trollväg (Zauberweg) befindet. Achten Sie einfach auf ein weißes Schild am Wegesrand und befolgen Sie die darauf ersichtlichen Anweisungen (1. Anhalten, 2. Leerlauf einlegen, 3. Wagen rollen lassen), falls Sie mit einem PKW unterwegs sind. So manch einem hat diese optische Täuschung schon ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und danach zu mindestens einer Wiederholung animiert. Kleineren Kindern könnte man eventuell erzählen, dass der Nipgubbe, ein kleines Männchen, das sich dort ebenfalls in der Nähe aufhält, für diesen Zauber verantwortlich ist. Weiter in Richtung Wendepunkt kann man über des Rätsels Lösung nachdenken, manchmal werden aber die Gedanken darüber abrupt unterbrochen, wenn sich die ersten Rentiere in dieser fantastischen Landschaft einfügen. In diesem Gebiet befindet sich die Sommerweide und das Abkalbeland für die Tiere der Rentierzuchtvereinigung Idre sameby, der kleinsten Vereinigung dieser Art in Schweden.

Der mit 1.191 m ü. NN höchste Berg des Nipfjälls ist der Molnet. Auffällig ist jedoch sein Nachbar, der etwas kleinere Städjan, der mit einem Blick aus Richtung Süden eher einem Vulkan ähnelt als den sonst so typischen abgerundeten Bergformen des lappländischen Fjälls. Aus anderen Blickrichtungen sieht der Städjan eher einem Arbeitsgerät ähnlich, nämlich einem Amboss, der ins Schwedische mit städ übersetzt wird und diesem 1.131 Meter hohen Berg letztendlich seinen Namen gab. Die Gipfel beider Berge kann man im Übrigen besteigen; der Schwierigkeitsgrad wird dafür jeweils mit 4 angegeben. Aus eigener Erfahrung möchte ich darauf hinweisen, dass man bei einer Wanderung im und am Nipfjäll, insbesondere auf dem Molnet, schnell die Orientierung verlieren kann. Hilfsmittel, wie Karte, Kompass oder GPS-Gerät, sollte man sicherheitshalber stets mit sich führen. Etwas einfacher ist es vom Wendeplatz aus auf die Spitze des Lillnipen zu steigen. Dafür muss man lediglich noch 50 Höhenmeter auf einem relativ gut ausgebauten Weg überwinden, was auch für ungeübte Wanderer nicht ganz so anstrengend ist. Vom Lillnipen aus genießt man ebenfalls einen fantastischen Ausblick und kann die unendliche Weite Lapplands förmlich erahnen.

Berge sind nicht das Einzige, was diese Gegend ausmacht. Zwischen dem Nipfjäll und weiter im Norden befindlichen Klutsjövålen befinden sich zudem Hochmoore, Seen und auch Altwälder. Neben den bereits erwähnten Rentieren stößt man in dieser Landschaft mit etwas Glück zudem auf Alpen-Schneehühner, Schneeammern oder den besonders zutraulichen Mornellregenpfeifern. Für Botaniker ist in dieser Gegend vielleicht die sagenumwobene Wolfsflechte interessant. Die intensiv gelbgrüne Flechte ist entlang einiger Wege auf alten Stubben und abgestorbenem Holz zu sehen.

Wer sich nicht so sehr für das Wandern oder die dortige Tierwelt interessiert, dem sei zu empfehlen für einen Moment einfach nur die Stille zu genießen, fernab vom Lärm der zivilisierten Welt. Allein das ist ein unglaubliches Erlebnis.

Autorin: Ramona Heuckendorf

1 Kommentar

  1. Stine Ose

    Ich wusste gar nicht, das Idre zum südlichen Lappland gehört… für mich gehört es zu Norr-Dalarna? Und befindet sich in Mittelschweden?

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Härjedalen

Härjedalen

In der Mitte Schwedens liegt die Provinz Härjedalen. Scheinbar grenzenlose Weite, meist in einer Höhe von 500 m und mehr. Härjedalen gilt als höchstgelegene Landschaft des Königreichs. Gleichzeitig eine der am dünnsten besiedelten Gegenden des Landes. Die Statistik...

mehr lesen
Bohuslän

Bohuslän

Als westlichste aller schwedischen Landschaften kennt man Bohuslän als maritimes Reiseziel, wo man im Sommer bunten Jollen, Krabbenfischern und braungebrannten Seglern begegnet. Bohuslän mit seinem atemberaubenden Schärengarten und dem hügeligen Hinterland hat das...

mehr lesen
Gästrikland

Gästrikland

„Hier beginnt die Wildnis“ wirbt die kleine Provinz Gästrikland, kaum zwei Autostunden von Stockholm entfernt. Einst zählte Gästrikland zu Svealand, bildet nach mehreren Gebietsreformen jedoch den südlichsten Zipfel Norrlands. Heute bildet die Landschaft das „Tor nach...

mehr lesen