Man kann ja viel behaupten, aber nicht dass Schweden nicht bekannt für seine große Zahl an guten Indie-Bands wäre. Schön und gut, allerdings singen diese in der allergrößten Mehrheit englisch. Wenn man des Schwedischen mächtig ist oder dies gerne wäre, möchte man vielleicht zur Abwechslung auch mal gute Musik auf Schwedisch hören – und da ist die Sache schon etwas schwieriger. Aber wenn man ein bisschen sucht, wird man auch da fündig.

Durch ein Lied mit einem total verrückten Text („Bland bovar å banditer“), das irgendwann einmal zufällig irgendwo im Radio lief, weil es textlich zu einer Sendung über den bekanntesten Kriminellen Schwedens passte. wurde ich auf Kristian Anttila aufmerksam. Schnell durfte ich zu meiner Freude feststellen, dass durchgeknallte und ungenierte Texte zu Anttilas Erkennungsmerkmalen zählen. Mein persönlicher Lieblingsliedanfang ist immer noch „Jajaja det är lugnt jag bara hostar blod“ (Jajaja, passt schon, ich huste nur Blut) aus „Ingenting, ingenting – ingenting!!!“. Langweilig sind seine Text nie, manchmal vielleicht etwas seltsam, aber durchweg abwechslungsreich und offenbar zumindest teils autobiographisch.
Anttilas Musik ist außerdem sehr tanzbar und allerlei elektronischer Schnickschnack macht seine Lieder zu einem erfrischenden Hörerlebnis.

Matti Kristian Anttila, geboren 1979 im schwedischen Skövde, wuchs als Sohn eines finnischen Vaters und einer bulgarischen Mutter in Göteborg auf.
Auf seiner Debütplatte „Natta de mina“ (2003) spielte Anttila alle Instrumente selbst. Das Album wurde von Kritikern hochgelobt. Erst zwei Jahre später jedoch erlebte er mit der Single „Paul Weller“ seinen Durchbruch. Sein zweites Album, „Innan bomberna“ (2005), nahm er selbst auf, produzierte und mixte es selbst und bei manchen Liedern Gastmusiker von z.B. The Ark und Broder Daniel mit an Bord. Mit seinem dritten Album, „Lille Napoleon“ (2008), feierte Anttila weitere Erfolge.

In einem Interview hat er mal gesagt, dass er immer mit einem Zettel in der Innentasche herumlaufe, auf dem „Die inneren Werte zählen“ stehe. Das klingt lustig, aber etwas schräg (Tocotronic lässt an dieser Stelle grüßen). So ist er eben, nicht nur seine Lieder. Und wenn es ihm schlecht geht, sei es wegen seiner schweren Kindheit oder warum auch immer, schwört er auf ECT (electroconvulsive therapy), was ihn dann laut eigener Aussage immer eine Zeitlang noch etwas schräger macht. Seiner Kreativität tut dies ja zumindest offensichtlich nicht gerade einen Abbruch.

Mittlerweile denkt Anttila, der auch schon in Paris, Hongkong, Peking und Berlin auf der Bühne stand, darüber nach, (auch) Lieder auf Englisch zu schreiben. Dass ihm damit Erfolg beschieden sein würde, scheint keine Frage zu sein. Es bleibt jedoch nur zu hoffen, dass er auch in Zukunft so herrlich auf Schwedisch weitertexten wird.

(Autor: Björn Kohlhepp)

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