Elche üben auf uns Deutsche ja eine unglaubliche Faszination aus. Und das nicht ganz zu Unrecht. Da brauchen sich die Schweden gar nicht so lustig zu machen und uns angemalte oder auf ein Band gefädelte Elchscheiße verkaufen zu wollen (die wir natürlich kaufen, weil wir es lustig finden, dass die verrückten Schweden so etwas daraus machen). Sie nennen den Elch immerhin selbst den König des Waldes.

So ein Elch ist nun mal ein beeindruckendes Tier. In ausgewachsenem Zustand ist er so groß wie ein Pferd und ein Bulle kann über eine Tonne wiegen, wenn auch die Hälfte das Normale ist. Nicht zu vergessen die Elchschaufeln (bzw. -stangen) der Bullen, die eine Spannweite von über zwei Metern erreichen können.

In Schweden leben heute etwa 300.000 bis 400.000 Elche. Davon werden im Herbst jährlich an die 100.000 geschossen. Aber das war nicht immer so; Naturforscher Carl von Linné, der Schweden im 18. Jahrhundert durchreiste, bekam in seinem ganzen Leben angeblich nur einen Elch zu Gesicht – und dabei handelte es sich um ein zahmes Exemplar beim Bürgermeister von Vänerborg. Im 19. Jahrhundert war der Elch auch in Schweden (bei uns ist er es ja seit dem Hochmittelalter) fast ausgerottet und nur weitreichende Schutzmaßnahmen konnten ihn retten. Die weitgehende Ausrottung der großen Beutegreifer Wolf und Bär kam den Elchen ebenfalls zupass. Anfang der 1950-er Jahre hatte der schwedische Elchbestand noch einen Umfang von lediglich 85.000 Tieren, um sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte rasch zu vergrößern. Heute gibt es in ganz Schweden Elche, außer auf Gotland.

Die hohe Zahl der Elche macht das Tier im Straßenverkehr zu einem echten Problem. Ein Elch wird schließlich nicht einfach überfahren, sondern knallt mit seinem ganzen Gewicht durch die Windschutzscheibe, wenn ihm die Beine weggefahren werden. Elchwarnschilder sind also keine Werbeschilder für den Elch, die Touristen zum Mitnehmen einladen sollen, sondern erfüllen durchaus einen Zweck.

Weithin bekannt ist ja der Bär, den irgendwelche spaßigen Germanen Tacitus aufgebunden haben: Elche könne man, da sie steife Beine ohne Gelenke hätten und sich nächtens zum Schlafen an Bäume lehnten, einfach durch Fällen des Schlafbaumes zu einer leichten Beute machen. Hingegen können Elche bis in sechs Meter Tiefe tauchen können, was doch auch sehr bemerkenswert ist. Sehr lustig ist auch die Geschichte, dass König Karl XI. im 17. Jahrhundert versuchte, eine Kavallerie mit Elchen anstelle von Pferden aufzubauen. Dies scheiterte jedoch daran, dass Elche weder Menschenansammlungen noch Schüsse und Lärm mögen.

Begegnet man einem Elch im Wald, muss man sich in der Regel einfach ruhig verhalten. Der Elch schaut dann normalerweise eine Weile nur interessiert, bevor er davontrottet. Bei einer Elchkuh mit jungem Nachwuchs sollte man indes vorsichtiger sein.

Auf Elchfarmen werden Elche heute zu touristischen Zwecken gezüchtet und aus der Elchmilch wird z.B. Käse hergestellt.

Elchscheiße in natura ist übrigens wirklich nicht uninteressant. Zumindest im Winter sieht die Elchlosung aus wie eine Ansammlung kleiner dunkler Eier oder Eicheln.

(Autor: Björn Kohlhepp)

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