Ein König geht an Land

Helsingborg, die Pforte Schwedens zum Kontinent

Im Helsingborger Hafen spielte am 20. Oktober 2010 einmal nicht der reguläre Fährverkehr die Hauptrolle. Vielmehr feierte man einen großen Tag für die schwedische Monarchie: Denn in Helsingborg, der Pforte zum europäischen Kontinent, betrat vor 200 Jahren Jean-Baptiste Bernadotte erstmals schwedischen Boden. Der Franzose begründete nach 1810 das bis heute regierende Königsgeschlecht. Somit wird das Bernadotte-Jubiläum auch ganz gebührend mit gekrönten Häuptern begangen: König Carl XVI Gustav, Königin Silvia, Kronprinzessin Victoria, Prinz Daniel och Prinz Carl Philip waren bei der festlichen Zeremonie am Helsingörkajen anwesend. Auch Dänemarks Monarchin Margrethe II. besuchte die Feier. Ein Volksfest am Sundstorget mit Musik und Schauspiel folgte dem offiziellen Teil am Hafen.

Dass ein Franzose vor 200 Jahren einfach so zum schwedischen König werden konnte, hatte einen recht banalen Grund: Die bisherige Linie von Holstein-Gottorp drohte mit Karl XIII. auszusterben. Schweden ging in eine Wahlmonarchie über, sobald ein Erbe fehlte. Und der adlige Bernadotte, der als Marshall Napoleons in der französischen Armee Karriere gemacht hatte, erschien zu jener Zeit als geeigneter Kandidat.

Berndaotte auf einem Gemälde von 1811

Erst recht in der politischen Konstellation Anfang des 19. Jahrhunderts, in der Schweden viel mit Frankreich gemein hatte – vor allem die Abneigung gegen das Zarenreich Russland. Kurzzeitig verband sich mit der Wahl Bernadottes nämlich auch die Hoffnung, Finnland von Russland zurück zu erobern. Doch der neue König suchte stattdessen die Annäherung, distanzierte sich erfolgreich von Napoleon und vermied es damit, aus Schweden einen Marionetten-Staat Frankreichs zu machen.

Denn Bernadotte nahm seinen Ruf nach Schweden augenscheinlich ernst. Er konvertierte zum Protestantismus, wurde aus der französischen Nationalität entlassen und änderte seinen Namen von Jean-Baptiste zu Karl Johan. Er wurde vom alten König Karl XIII. adoptiert und vom Reichstag in Örebro einstimmig zum Kronprinz gewählt. Mit dem Tod seines „Vaters“ am 5. Februar 1818 wurde er als „Karl XIV. Johann“ König von Schweden und Norwegen. Er ist der Stammvater des bis heute regierenden schwedischen Königshauses.

Einer Legende zufolge wurde bei seinem Tod 1844 in Stockholm eine Tatöwierung mit der Aufschrift „Mort aux rois!“ entdeckt. Ein derber Fluch, „Tod den Königen!“, der auf eine revolutionäre Vergangenheit des Adligen in Frankreich deutet. Denn hier wurde nur ein halbes Jahrhundert zuvor die Linie der Sonnenkönige gewaltsam beendet, die Monarchie endgültig abgeschafft.

Quellhinweis Bilder: Helsingborg.se, wikimedia.commons

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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