Die Tjörnbron und das Unglück vom Askeröfjord

Der Tjörnbrückenweg von oben: Stenungsöbron, Källönsundsbron und Tjörnbron (von rechts nach links). Foto: Anders Sandberg (Arenamontanus) /flickr.com (CC BY 2.0)

Der Tjörnbrückenweg von oben: Stenungsöbron, Källönsundsbron und Tjörnbron (von rechts nach links). Foto: Anders Sandberg (Arenamontanus) /flickr.com (CC BY 2.0)

Über drei Brücken ist die westschwedische Insel Tjörn mit dem Festland verbunden: Stenungsöbron, Källösundsbron und Tjörnbron. Die 1981 eröffnete Tjörn-Brücke ist nicht nur das größte und jüngste der drei Bauwerke.  Sie steht für ein schweres Unglück, das die schwedische Öffentlichkeit schockte und auch heute noch im Gedächtnis ist.

1960 wurde der Brückenschlag im südlichen Bohuslän an Schwedens Westküste feierlich begangen. Gleichzeitig für den Verkehr freigegeben wurden die Stenungsöbron von Stenungsund auf dem Festland auf die Stenungsö, die Källösundsbron von Stenungsön nach Källön und die Almöbron, die alte Tjörn-Brücke über den Askeröfjord. Damit war der Tjörnbroleden (Tjörnbrückenweg), ein Teil der Straße 160 und empfehlenswerte Alternative zur E6, die über Tjörn und Orust Richtung Uddevalla führt, vollendet. Zwanzig Jahre rollte der Verkehr über die Brücken, steuerten Kapitäne ihre Schiffe unter ihnen durch die Gewässer, ohne größere Zwischenfälle – bis zum Unglück vom Askeröfjord am 18. Januar 1980.

„Plötzlich verschwand das Licht nach unten“

Die Almöbron, 1966. Foto: Olle A /commons.wikimedia.org (CC BY 3.0)

Die Almöbron, 1966. Foto: Olle A /commons.wikimedia.org (CC BY 3.0)

Zu ihrer Zeit war die Almö-Brücke mit 553 Metern die längste Spannbogenbrücke Schwedens, hatte eine Spannweite von 278 m, eine Durchfahrtshöhe von 41 m und in der Mitte die 50 m breite Fahrrinne. Die der 27.000 Tonnen große Frachter „Star Clipper“ nicht traf, das Schiff driftete zu weit zur Insel Tjörn hin.

Es geschah gegen 1:30 Uhr nachts, die 172 m lange und 26 m hohe „Star Clipper“ rammte die Brücke, die Bogenkonstruktion. Rund 300 Meter Brücke, der Mittelteil, stürzten in die tiefe. Mit ihnen sechs Pkw und ein Lastkraftwagen: Acht Tote wurden aus dem eisigen Fjord geborgen.

Ein Augenzeuge, der diesem Schicksal gerade so entging, berichtete damals: „Zehn Meter vor mir war nur noch Luft, absolute Leere. Von der anderen Brückenseite kamen Scheinwerfer näher. Plötzlich verschwand das Licht nach unten.“ (siehe „Nur noch Luft“, SPIEGEL, 28.01.1980)

 

Warum es zu dem Unglück kam, konnte nie eindeutig geklärt werden. Mögliche Gründe gab es viele, das was so gern als „eine Verkettung unglücklicher Umstände“ beschrieben wird: die enge Passage mit ihrer starken Strömung, Dunkelheit, Treibeis, Nebel. Trunkenheit der Schiffsführung konnte die Polizei damals ausschließen. Dafür stellte sich heraus, dass der Frachter Probleme mit Lenkung hatte.

Die neue Tjörnbron. Foto: Alexander Lundell /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Die neue Tjörnbron. Foto: Alexander Lundell /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Als ungünstiger Umstand wurde auch die Bogenkonstruktion der Brücke selbst benannt.

17 Monate Bauzeit für die neue Tjörn-Brücke

In rekordverdächtiger Bauzeit entstand die neue Tjörnbron. Als Konsequenz aus dem Unglück vom Askeröfjord wurde die Konstruktion einer Schrägseilbrücke mit größerer Spannweite – nun 386 m – als die Almöbron hatte gewählt. In knapp 17 Monaten wurde die insgesamt 664 Meter lange Querung  mit ihren gut 113 Meter hohen Pylonen gebaut. Die Durchfahrtshöhe misst 43 Meter. Lichter am Fahrbahnrand geben Schiffen auch bei schlechter Sicht Orientierung. Am 9.November 1981 wurde die neue Tjörnbron im Beisein von Schwedens König Carl XVI. Gustav eröffnet.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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