Deutscher Einfluss auf das Schwedische

Allgemein

Die deutsche Sprache, in erster Linie das Niederdeutsche (Plattdeutsche), übte in der Vergangenheit enormen Einfluss auf das Schwedische aus. So haben bis zu 50% aller schwedischen Wörter ihren Ursprung im Deutschen, wobei es sich jedoch zumeist um weniger wichtige oder häufige Wörter wie etwa neue Berufsbezeichnungen handelt.

Der Einfluss fand auf allen sprachlichen Ebenen statt: Wortschatz (Lehnwörter und Lehnübersetzungen), Wortbau, Satzbau, Redewendungen und Phrasen, Schreibweise, Wortbedeutung und Sprachlaute.

Vor allem während der Hansezeit (etwa 1200 bis 1500), als der Ostseehandel in den Händen norddeutscher Kaufleute war und viele Deutsche nach Schweden zogen, beeinflusste die mittelniederdeutsche Sprache die schwedische grundlegend. Entscheidende Faktoren waren der große Einfluss deutscher Kaufleute, Handwerker und Bergleute in dieser Zeit und der kulturelle Vorsprung den Kontinentaleuropa gegenüber Schweden hatte. Außerdem war Mittelniederdeutsch dem damaligen Schwedisch sehr ähnlich, wodurch deutsche Wörter nicht als fremd angesehen wurden und eine Aufnahme und Einschwedischung relativ leicht möglich war.
Lehnwörter aus dieser Zeit haben vor allem mit Handel und Handwerk, Städte- und Adelswesen zu tun.

In der Folgezeit (1500 bis 1800), als etwa die Reformation nach Schweden kam und Schweden in den Dreißigjährigen Krieg involviert war, hatte dann das Hochdeutsche den größten Einfluss auf die schwedische Sprache.
Später kamen Wörter wie vemod oder ursprung hinzu, hauptsächlich aber Lehnübersetzungen wie stamgäst, fingertoppskänsla oder gästarbetare.

Beispiele für Lehnwörter aus dem Deutschen: allvar, ära, borgmästare, dussin, krona, mynt, plocka, prova, resa, räkna, skomakare, skräddare, arbeta, betala, byta, bevisa, äkta, äntligen, härlig, koka, lycklig, skön, rättighet, råtta, tidning, frihet, villkor, greve, herre, fru, jungfru, riddare, främling, gevär, munter, träffa, skaffa, häftig, häxa, ganska, möjlig, ju, riktig, ske, sluta, befalla, sådan, smink, trotsa, överraska, likgiltig, språk, egentlig, förstå, fatta und snaps. Von großer Bedeutung sind die entlehnten Modalverben bliva, böra und måste.

Vorsilben aus dem Deutschen sind be-, bi-, för-, und-, an-, er-, ge- und här-, Nachsilben -het, -eri (aus dem Romanischen), -else, -ande. Außerdem wurden die Femininendungen -(er)ska und –inna, die Maskulinendung -när sowie die Adjektivendungen -bar, -aktig, -haftig und -ig (letzteres hat -ug und -og ersetzt) entlehnt.

Die zuvor auch im Schwedischen üblichen Buchstaben æ und ø wurden im 15. Jahrhundert durch die deutschen ä und ö ersetzt. Und auch das å hatte seinen Ursprung in niederdeutschen Urkunden.

Da in der Zeit des starken deutschen Einflusses zugleich eine umfangreiche Vereinfachung im Schwedischen stattfand, geht man davon aus, dass Deutsche dazu beitrugen.

Gegen die immense Bedeutung des Deutschen für das Schwedische in der Vergangenheit ist der Einfluss des Englischen heute geradezu ein Klacks.

(Autor: Björn Kohlhepp)

 

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Län-Verwaltungen sperren sich gegen Großregionen

Warum Schweden? Umfrage unter deutschen Besuchern

Schweden wird bei deutschen Urlaubern immer beliebter. Nach einer aktuellen Umfrage der Besucherorganisation "Visit Sweden" hat sich die Anzahl der Gastnächte aus Deutschland zwischen 2010 und 2015 um 331.000 erhöht - auf insgesamt knapp 3 Millionen. Was genau die...

mehr lesen