Camilla Läckberg: „Die Eisprinzessin schläft“ und „Der Prediger von Fjällbacka

Das ist Schweden, Literatur, Wissenswertes

„Die Eisprinzessin schläft“

Und sie wird auch nicht mehr aufwachen. Wer hätte das bei einem Krimi gedacht. Das herauszufinden war nicht schwer.  Nun wird es aber komplizierter: Das Opfer ist Alex, eine attraktive, erfolgreiche junge Frau, die im Leben scheinbar alles hatte, was man sich wünscht. Sie hütete ihre Geheimnisse gut, und nur wer sie jetzt lüftet, kann ihren Tod aufklären.

Erica, eine Schriftstellerin, und Patrik, ein Polizist, machen sich auf die Suche und stoßen dabei auf eine geheimnisvolle Verbindung zu einem Maler, der seine Trauer und sein Talent in Alkohol ertränkt. Die Familie der Toten ist nicht nur traurig, sondern auch voller Reue über eine Lüge, mit der sie Alex einst schützen wollte. Ihr gutaussehender, reicher Ehemann, der von ihr nicht bekam, was er wollte, erfährt endlich, warum.

Camilla Läckberg zeichnet das Küstenstädtchen Fjällbacka als einen Ort, dessen Bilderbuchfassade einige Dramen verbirgt. Die Protagonistin Erica, die mit der Ermordeten zur Schule ging, kämpft nicht nur gegen hartnäckiges Schweigen, sondern in eigener Sache auch gegen ihren inneren Schweinehund bei ihrem neuen Buchprojekt und um ihr Elternhaus in Fjällbacka.

Die Autorin bietet dem Leser anschauliche Personenbeschreibungen, spannende Handlungsstränge und authentische Szenen. Sie legt ihre Figuren langfristig an und entwickelt sie im nächsten Krimi weiter. Sogar Nebenakteure erweckt sie in deren einzigem Auftritt mit ungewöhnlichen Details zum Leben. Vor die einzelnen Kapitel setzt sie einen kursiv gedruckten Vorspann aus dem Tagebuch eines Menschen, der das Opfer gut kannte – und sich mit seinen Erinnerungen quält. Das regt die Spekulationen um den Täter an, und so präsentiert Camilla Läckberg dem Leser mehrere Kandidaten und ein überraschendes Ende.

„Der Prediger von Fjällbacka“

Zuerst findet man nur eine Tote, dann sind es plötzlich drei. Die Predigerfamilie Hult gerät sofort in Verdacht – aber sie hat seit Generationen großen Einfluss in der Gegend und wehrt sich heftig dagegen, dass ihre Geheimnisse ans Licht kommen. Jakob, den charismatischen Prediger, suchen immer öfter unheilige Gedanken heim, und seine Cousins kennen die Polizisten schon zur Genüge. Während der Ermittlungen um den jüngsten Mord verschwindet wieder eine junge Frau – der öffentliche Druck auf die Polizei wächst, denn schon bleiben die Hotels in Fjällbacka leer. Patrik leitet diesmal die Ermittlungen und räumt nebenbei im Polizeirevier auf. Neue und alte Spuren tauchen auf und verwirren nicht nur die Polizisten, sondern auch Erica, die ihre Neugier wieder nicht bezähmen kann und auf eigene Faust recherchiert.

Der Leser der „Eisprinzessin“ fühlt sich schnell wieder wohl in Fjällbacka und beobachtet interessiert, was aus der Schriftstellerin Erica und ihrem Kommissar geworden ist. Nicht nur deren Geschichte entwickelt sich weiter, auch die anderen Polizisten haben jede Menge Privatleben. Manchmal enthält dieser Krimi sogar so viel Nebenhandlung, dass man ein bisschen ungeduldig wird. Das Finale entschädigt für kapitellanges Kopfzerbrechen in einem spannenden Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es keine Gewinner gibt.

Auch in ihrem zweiten Kriminalroman arbeitet Camilla Läckberg mit kursiven Einschüben, Rückblicken in die Vergangenheit, die mehr und mehr Details enthüllen und eine zusätzliche Perspektive einführen – von einer Person, die sonst nicht zu Wort kommt. Für deutsche Leser ist der Einblick in die freikirchliche Bewegung in Schweden interessant. Als Schuldiger wird am Ende nur Einer verhaftet, aber wie in der „Eisprinzessin“ haben Mehrere ihren Teil zu den Verbrechen beigetragen.

Über Camilla Läckberg

„Die Eisprinzessin schläft“ war der erste Roman von Camilla Läckberg, im Mai 2008 erschien der sechste Krimi, der in Fjällbacka spielt. Dort ist die Autorin aufgewachsen, inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Stockholm. Der Traum, Schriftstellerin zu werden, hat Camilla Läckberg immer begleitet, seitdem sie mit 4 Jahren ihre erste, vierseitige Geschichte schrieb – auch während ihres Betriebswirtschaftsstudiums in Göteborg und später, als sie in Stockholm in ihrem Beruf als Diplomkauffrau arbeitete.

Erst nach einem Kurs übers Krimischreiben begann sie zu schreiben und verfasst nun hauptberuflich Bücher, und das mit großem Erfolg. 2006 erhielt sie in Schweden den „Folkets Litteraturpris“ und war mit einer Million verkaufter Bücher Schwedens erfolgreichste Autorin. Wie ihre Hauptdarstellerin Erica interessiert sich Camilla Läckberg vor allem für die Motive der Menschen und fragt sich: „Was treibt einen Menschen dazu, die schlimmste aller Sünden zu begehen und einem anderen Mensch das Leben zu nehmen?“

(Autor: Judith Hammer)

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