Wildschwein-Bache mit ihren Frischlingen. Quelle: Dave Pape
Denkt man an frei lebende Wildtiere in Schweden, so fällt wohl den meisten zuerst der Elch ein. Ein (im übrigen Europa) alter Bekannter war dagegen jahrhundertelang aus den schwedischen Wäldern verschwunden. Nun ist er wieder auf dem Vormarsch. Die Rede ist vom Wildschwein. Aufgrund der Schäden, die die Tiere auf landwirtschaftlichen Flächen anrichten können, hatte man eine Abschussprämie ausgesetzt und dafür gesorgt, dass die Tiere bis Ende des 17. Jahrhunderts ausgerottet waren.
Gehegehaltung von Wildschweinen
1723 erlaubte man Wildschweinen ein Gastspiel auf Öland, wo sie ausgewildert wurden. Bei den Bauern kam dies jedoch nicht gut an und so wurden sie bereits nach 30 Jahren erneut ausgerottet.
Ab dem 19. Jahrhundert hielt man Wildschweine in Gehegen. In den 1970er Jahren dann gelang einigen Schweinen die Flucht aus einem Gehege in Södermanland. Sie überlebten und etablierten sich in freier Wildbahn. Grund genug für den Reichstag, sich damit zu befassen. Die Tiere erhielten offiziell das Recht, in freier Natur weiterzuleben galten jedoch als „persona non grata“ und das Auswildern von Wildschweinen war untersagt. Ende der 80er Jahre hob der Reichstag diesen Beschluss auf und erklärte stattdessen das Wildschwein als Teil der schwedischen Fauna. Ob später weitere Wildschweine entwischt sind oder absichtlich freigelassen wurden ist nicht bekannt. Fest steht, dass sich die Bestände erholt haben und man heute von etwa 150.000 bis 300.000 Tieren spricht, die in Schweden in freier Wildbahn leben. Exakte Zahlen liegen nicht vor, da keine Statistiken geführt werden und der Abschuss von Wildschweinen nicht gemeldet werden muss. Geografisch kommen Wildschwein in den südlichen und mittleren Landesteilen Schwedens vor, der Dalälven bildet die nördliche Grenze (dies spiegelt sich auch deutlich in der Wildunglück-Statistik wieder).
Wildschweine sind im Allgemeinen ebenso scheu wie Rehe und Elche. Vorsichtig sollte man allerdings sein, wenn man auf Frischlinge trifft, da die Sau ihre Jungen verteidigen wird. Aufgrund der Schäden, die Wildschweine anrichten können, erfreuen sie sich in Schweden allerdings keiner großen Beliebtheit. Eine Wildschweinrotte schafft es in einer Nacht problemlos ein Feld zu zerstören oder einen Garten komplett umzupflügen. Auch Pilzesammler sind von den Aktivitäten der Schweine nicht begeistert. Jäger schwenken daher immer mehr auf die Wildschweinjagd um. In Fachgeschäften für Jagdzubehör findet man unter anderem DVDs mit Anleitungen zur Wildschweinjagd.
Wildunfälle mit Wildschweinen
Jahrelang lag die Anzahl der Wildunfälle mit Wildschweinen bei ca. 1000 pro Jahr. 2007 stieg die Zahl auf 1583 und 2012 wurden etwas über 4000 Unfälle verzeichnet, in die Wildschweine verwickelt waren (Quelle: www.algen.se). Zwar erreichen die Tiere damit noch nicht die Anzahl der Wildunglücke mit Rehen oder Elchen, aber die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Comeback von Rehen und Elchen
Nicht nur Wildschweine waren einmal aus den schwedischen Wäldern verschwunden und sind zurückgekehrt. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts waren Rehe nahezu ausgerottet, es gab nur noch wenige Tiere in Skåne. Im 18. Jahrhundert hatte sich der Elch rar gemacht. Der Bestand begann erst ab den 1920er Jahren wieder zu wachsen. Heute ist der Bestand an Rehen stabil und es leben ca. 300.000 Elche in Schweden.
Autor(in): Angelika – angelika@schulze-uebersetzungen.eu
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