Wenn die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwimmen

© Rainer Sturm / pixelio.de

Dass viele Schweden unter Winterdepressionen leiden, haben wir hier besprochen. Es ist ja schon bei uns furchtbar, wenn die Sonne schon um 16:00 untergeht. Wie müssen sich da erst die Menschen fühlen, die sehr weit im Norden leben?
Aber es gibt natürlich immer auch eine Kehrseite der Medaille; im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Sonnenseite. Denn während es in Nordschweden im Winter fast immer dunkel ist, ist es im Sommer fast immer hell.

Diese langen Tage werden als Polartag bezeichnet. Je höher man in den Norden gelangt, desto länger dauert dieser Tag; ganz nördlich sogar sechs Monate. In südlicheren Regionen ist es meist ein einziger Tag. Die Sonne wandert immer tiefer, erreicht dabei aber maximal den Horizont und löst eine kleine Dämmerung aus. Anstatt unterzugehen, wandert sie dann aber kurze Zeit später wieder nach oben. Dieses Phänomen nennt man auch Mitternachtssonne, eben, weil die Sonne nachts nicht unter geht – und in manchen Regionen um 0:00 herum ihren tiefsten Stand erreicht. Die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwimmen.

Wie entsteht dieser Polartag? Das ist eigentlich kurz und schnell erklärt: Es hängt mit der Erdachse zusammen. Während des Sommers ist die Nordhalbkugel ständig der Sonne zugewandt. Es ist also umso länger hell, je weiter man in den Norden kommt, während die Südhalbkugel kaum Licht abbekommt. Im Winter ist es dann genau umgekehrt. Deutschland versinkt in schummrige und graue Tage, während sich in den nördlichsten Regionen Schwedens für mehrere Monate nicht ein einziger Sonnenstrahl mehr verirrt.

Es ist aber nicht unbedingt nötig, dass man während des Sommers bis in die Regionen des Polarkreises verreist. Auch in südlicheren Orten, etwa Stockholm, kann man den Zauber der Natur erleben. Zwar haben wir hier keinen Polartag, während des Sommers geht die Sonne aber auch nur für maximal drei Stunden unter. Wenn das Wetter mitspielt, dann kann man tolle Partynächte im Freien verbringen: Den Abend im malerischen Licht genießen, spektakuläre Sonnenuntergänge beobachten – und kurze Zeit später auch wieder einen farbenfrohen Sonnenaufgang erleben.

Allen, die die nördlichsten Regionen bereisen wollen, sei folgendes noch gesagt: Das Naturschauspiel mag beeindruckend und wunderschön sein, oftmals leiden Touristen aufgrund des ständigen Lichts aber unter Schlafstörungen. Das liegt nicht nur daran, dass Räume vielleicht nicht ordentlich abgedunkelt werden können, sondern ist das Gegenteil der Winterdepressionen. Statt des Schlafhormons Melatonin wird vermehrt Vitamin D gebildet. Der Körper ist aktiv, leistungsfähig und kann nicht abschalten. Man sollte also dafür sorgen, dass man mehrere Stunden vor dem Schlafengehen ein dunkles Plätzchen findet, um dort etwas zur Ruhe zu kommen.

Autor(in): Nicole Schmidt – text.assistant@yahoo.de

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