Was verstehen die Schweden unter Fika?

Fika mit Brombeerkuchen. Fotograf: Heide

Fika mit Brombeerkuchen. Fotograf: Heide

Immer wieder hört man die Schweden von „Fika“ reden. Und dann stellt man fest, es geht um Kaffee trinken. Aber ganz so einfach ist es nicht, Fika beinhaltet mehr als einfach nur Kaffee trinken.

Fika gehört zur schwedischen Kultur. Man legt eine Pause ein und trinkt Kaffee (oder vielleicht auch Tee oder auch ein kaltes Getränk) mit der Familie oder mit Freunden und isst dazu etwas Süßes, Gebäck oder Kuchen. Besonders beliebt zum Fika sind Kanelbullar, die beliebten schwedischen Zimtschnecken. Häufig spricht ja man auch von „Fikabröd“ und meint damit alles süße Gebäck, was man so zum Fika/Kaffee genießt. Es muss aber nicht unbedingt etwas Süßes sein. Es kann auch ein Smörgås sein oder für die Gesundheitsbewussten ein Obstsalat.
Kein Wunder, dass dieses „Fika“ so typisch schwedisch ist, gehören die Schweden doch zu den Völkern, die am meisten Kaffee trinken.

Man geht am Nachmittag in ein Café oder Konditorei, um dort gemütlich einen Kaffee zu trinken. Ein Fika kann aber auch zu Hause stattfinden, in dem man ein paar Freunde dazu einlädt, oder als Picknick im Freien oder auch am Arbeitsplatz. Viele Firmen stellen dazu einen speziellen Raum zur Verfügung. Man trifft sich zum Vormittags- und/oder Nachmittagskaffee. Aber man trifft sich hier nicht einfach nur um eine Pause zu machen, sondern man tauscht sich aus, man trifft sich zu persönlichen oder auch geschäftlichen Gesprächen. Man spricht hier auch von Fikapaus oder Fikarast, als Synonyme für Kaffepaus oder Kafferast.

Schwedische Städte wetteifern gelegentlich um den größten Fika und organisieren ein „Massen-Kaffeetrinken“. So kamen 2007 in Kalmar 2620 Leute zum Fika zusammen. Der Rekord wurde 2009 von der Stadt Östersund überboten. Östersund wurde zum neuen „Fika-Weltmeister“ mit 3563 Teilnehmern gekrönt.

In früheren Zeiten war das Wort Fika einfach ein Synonym für Kaffee. So sprach man z.B. von einem „kopp fika“ und meinte damit einen „kopp kaffe“, also eine Tasse Kaffee. Heute ist dieser Begriff nicht mehr so richtig in Gebrauch, auch wenn ältere Leute durchaus auch heute noch von einem „kopp fika“ reden. Mit Fika meine man das Ganze, den Kaffee, das, was man dazu isst und die ganze Pause mit dem gesellschaftlichen Hintergrund.

Das Wort „Fika“ kam etwa um 1910 in Umlauf, und zwar entwickelte es sich aus dem „månsing“, einer Art spielerischer Sprache, wo man die Wörter umbildete, um sie für Außenstehende schwerer verständlich zu machen. Das Månsing wurde von einer bestimmten Art von Hausierern oder Händlern gesprochen, die sich untereinander unterhalten wollten, ohne dass das Volk drum herum verstand, um was es ging. Dort kannte man den Begriff kaffi für kaffe und daraus entwickelte sich fik.
Auch sollen die Schornsteinfeger in Stockholm eine Art eigenen Slang gesprochen haben. Sie benutzten das Wort fika für Kaffee trinken und fickhäck für Kaffee.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es im französischen Verlan, worunter man ebenfalls eine spielerische Sprache versteht, bei der die Silben vertauscht werden, den Ausdruck féka für café gibt.

Soviel zum Ursprung des Wortes fika. Wo der Ausdruck genau herkommt, wissen natürlich viele Schweden nicht. Sie genießen einfach ihren Fika, ihre gemütliche Kaffeepause.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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