Vinga – die Pyramide vor Göteborg

Wahrzeichen zur See. Bild: wikimedia.commons, Tor Svensson, CC-BY-SA 3.0

Wer den Schärgarten an Schwedens Westküste liebt, der weiß, dass auch kleine Inseln sehr viel zu erzählen haben. Eines dieser beredsamen Eilande ist Vinga – der westlichste Fleck des Göteborger Stadtgebiets, rund zehn Seemeilen vom Zentrum entfernt. Mit seinem Leuchtturm und der pyramidenförmigen Seemarke ist Vinga weit sichtbares Signal für Seereisende – zugleich Abschied und Willkommen, das erste und letzte Wahrzeichen von Göteborg.

Wenn man von Fredrikshavn mit der Fähre gen Osten fährt, ist Vinga das erste, was man von Schweden sieht. Und weiß: Jetzt ist es nur noch eine Stunde bis zum Anlegen am Stena-Terminal. Andersherum wird Vinga als Tor zur Welt gesehen – ein Weg „nach draußen“. Der berühmte Göteborger Dichter Evert Taube etwa hat in diese Richtung gedacht. Aufgewachsen auf dem 1 mal 0,5 Kilometer großen Inselchen, packte ihn früh die Sehnsucht nach der Ferne – und er sagte: ”Sverige ligger i öster och västerut där ligger världen.” (Schweden liegt im Osten, und im Westen da liegt die Welt). Zu Taubes Jugendzeiten lebten rund 40 Menschen auf der Insel, die aus rundgewaschene Porphyrit-Felsen mit ein paar Grasmatten besteht und den Menschen einen Grundwasserzugang bietet. Everts Vater war ab 1890 der erste Leuchtturmwärter des „neuen“, 29 Meter hohen Leuchtturms, der bis heute in dieser Form erhalten ist.

Doch bereits im 17. Jahrhundert entzündete man auf Vinga Leuchtfeuer, um der Seefahrt das Navigieren durch die Untiefen im Kattegat zu erleichtern. Nicht immer hat es geholfen: Manche Seefahrer verwechselten Vinga mit anderen Leuchttürmen und liefen prompt auf Grund. Darum wurde 1857 auch das pyramidenförmige Seezeichen – die „båk“ – gebaut. Es machte Vinga unverwechselbar. Ebenso wie der Gassenhauer von Lasse Dahlquist von 1946: In „Oh boy“ singt er davon, wie die englische Flotte bei Vinga gesichtet wurde. Und das bedeutete ein Hauch von großer, weiter Welt für Göteborg im Hinterland.

Heute wird der Leuchtturm, der 1949 elektrifiziert und 1974 automatisiert wurde, als Kulturgut gepflegt. Der Verein „Vinga-Freunde“ kümmert sich um die Instandhaltung und vermietet sogar zwei Insel-Häuser an Feriengäste (leider immer lang im voraus ausgebucht). Hobby-Skipper sind eingeladen, im Gästehafen anzulegen – wobei gemahnt wird, die Hafengebühr auch dann zu bezahlen, wenn gerade keiner da ist. Vinga ist schließlich nicht mehr ständig bewohnt, aber im Sommer beliebtes Ziel für Touristen und Ausflügler. Außerdem findet jährlich der große Meeresangel-Wettbewerb auf Vinga statt.

Freizeit-Skipper sind willkommen, Bild: Winga-Vänner

Homepage der Vinga-vänner: https://vinga.nu/winga-vanner/

Quellhinweis Bilder: wikimedia.commons, Winga Vänner

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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