Treffpunkt im schwedischen Glasreich – Neues Glas- und Designzentrum in Boda

Am 18. Juni dieses Jahres wurde in Boda, mitten im schwedischen Glasreich ein neues Zentrum für Glas und Design feierlich eingeweiht. Auf über 1000 m² sind Glasmuseum, Glashütte und Designstore unter einem Dach vereint. Das neue Kreativzentrum will schwedisches Kulturgut bewahren, Zukunftsperspektive bieten, ein Treffpunkt für Kreative und Besucher sein.

Glasskulptur von Bertil Vallien. Foto: Bosc d'Anjou /flickr.com (CC BY 2.0)

Glasskulptur von Bertil Vallien. Foto: Bosc d'Anjou /flickr.com (CC BY 2.0)

Boda, ein kleines Dorf in den Wäldern von Småland, zur Gemeinde Emmaboda gehörend, zählt zu den bekanntesten Orten des schwedischen Glasreichs – Boda glasbruk. Der Ort war und ist berühmt für seine Handwerkskunst, hat die schwedische „Glasgeschichte“ maßgeblich mitgeprägt. In Boda wirkte Erik Höglund, der mit experimentellen Arbeitsweisen wesentlich zur „Art Glass Revolution“ beitrug.

Nun soll von Boda eine neue „Glass Revolution“, eine „kulturelle Revolution“ ausgehen, der Ort wie das gesamte Glasreich wieder vor Leben und Kreativität sprudeln, wieder wirtschaftlich erfolgreich und wie Ende der 70er ein Anziehungspunkt für Touristen werden. Ein Ziel, dem sich die Gemeinde Emmaboda und das Design House Stockholm verschrieben haben.

Neues „gläsernes“ Boda

Die Krise im Glasreich führte auch zum Niedergang Bodas. 2003 wurde die Glasproduktion eingestellt. Und so war die Freude groß als im Juni das neue Kreativzentrum, von dem man sich Impulse für die gesamte Region erhofft, eingeweiht wurde – aller Widerstände zum Trotz.

Eröffnet wurde ein „Erlebnisbasiertes interaktives Glasmuseum“, eine „gläserne Manufaktur“.

„The Glass Factory“ – Das Museum

Das neue Museum „The Glass Factory“ ist eines der größten Glasmuseen in Nordeuropa. Derzeit umfasst Sammlung des Museums 30.000 Exponate vom 18.Jahrhundert bis heute, die Grundlage für die Dauerausstellung „Glasriket Forever“. Die Artefakte stammen aus den Sammlungen den Traditionsglashütten Kosta, Åfors, Johansfors und Boda.

Neben Ausstellungen gehören auch Programme für Kinder und Jugendliche, Vorträge, Theater, Film, Workshops und weitere Kunsthandwerke zum Konzept der „Glass Factory“. Das Museum will die verschiedensten künstlerischen und kulturellen Akteure einbeziehen, ein Treffpunkt sein und „aktiv am öffentlichen Diskurs teilnehmen.“

„Vet Hut“ – Die Glashütte

Herzstück des neuen Zentrums in Boda ist die Glashütte bzw. das Glasstudio. Hier fertigt das Design House Stockholm erstmals überhaupt eine eigene Kollektion, unter der Marke „Vet Hut“. Der Name ist eine Hommage an eine Gruppe von Glasdesignern, die Ende der 60er Jahre ihr Schaffenszentrum in Boda hatten.

Besuchern bietet sich die Möglichkeit nicht nur zuzusehen, sondern sich auch mal selbst auszuprobieren – mit Beistand erfahrener Glasbläser.

Daneben sollen experimentelle Glasshows und weitere Veranstaltungen mit nationalen wie internationalen Designern und Künstlern in dem Glasstudio stattfinden.

Ein kleiner Vorgeschmack:

„OPEN“ – Der Designstore

Drittes Standbein unter dem Dach des „gläsernen“ Zentrums präsentiert „OPEN“, der Markt oder Designstore von Design House Stockholm die Erzeugnisse unabhängiger schwedischer Designer aus unterschiedlichen Branchen.

„Die größte kulturelle Investition“

Auslöser für ein derartiges Zentrum war Ende 2008 die Absicht der angeschlagenen Orrefors Kosta Boda Gruppe ihre umfangreiche Glassammlung zu veräußern. Die Gemeinde Emmaboda nahm das Angebot an und sicherte somit dem Glasreich einen Teil eigener Geschichte. Die Investition in das schwedische Kulturgut belief sich auf 10 Millionen Kronen.

Block Lamp by Harri Koskinen, im Sortiment von Design House Stockholm. Foto: JForth (Jonas Forth) /flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Block Lamp by Harri Koskinen, im Sortiment von Design House Stockholm. Foto: JForth (Jonas Forth) /flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Wenig später erwarb die Gemeinde auch noch die Glashütte von Boda. Immobilien plus Grundstück schlugen mit etwa 2,3 Mio. Kronen zu Buche. Schließlich folgte die Entscheidung für ein Museum. Allein hätte eine Landgemeinde wie Emmaboda das erarbeitete Konzept kaum umsetzen können. Erst mit dem Engagement von Design House Stockholm, dessen Gründer Anders Färdig mit Boda verbunden ist, konnte das Kreativzentrum verwirklicht werden.

Die Baumaßnahmen auf dem alten Glaswerksgelände von Boda verschlangen rund 30 Mio. Kronen, der Betrieb kostet um die 2,4 Mio. Kronen im Jahr. Kosten, die mit einem reinen Museum schwerlich auszugleichen wären.

Das neue Glas- und Designzentrum in Boda ist „die größte Investition, die jemals in Kultur und Tourismus in Emmaboda durchgeführt wurde.“

Immerhin konnte der neue Treffpunkt im schwedischen Glasreich im ersten Monat nach Eröffnung 10.000 Besucher anlocken. Und in Boda wird die Design- und Glastradition Schwedens fortgeführt.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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