Svampen – Der „Pilz“ von Örebro

Wasserturm Svampen, der "Pilz" von Örebro. Foto: Örebro kommun, Fredrik Kellén /flickr.com (CC BY 2.0)

Wasserturm Svampen, der „Pilz“ von Örebro. Foto: Örebro kommun, Fredrik Kellén /flickr.com (CC BY 2.0)

Er ist eines der bedeutendsten Bauwerke seiner Zeit und aus Örebro nicht mehr wegzudenken. Der Vattentornet Svampen. Es ist unschwer zu erraten, wie der Wasserturm im Norden der Stadt zu seinem Namen kam: Wie ein Pilz ragt das „Wunder aus Beton“ in die Höhe. Sein „Hut“ bietet Café und Konferenzräume und weite Sicht, die jährlich mehr als 100.000 Besucher genießen. Ganz nebenbei versorgt der Svampen nach wie vor die Stadt mit Trinkwasser.

Vor gut einem halben Jahrhundert wuchs der Svampen, weithin sichtbar, über die Dächer von Örebro. Schnell wurde er zum Symbol Örebros, zu einer Sehenswürdigkeit, die nicht hinter Schloss oder dem Freilichtmuseum Wadköping zurücksteht. Seit seiner Einweihung im Mai 1958 lockte die Aussicht über Schwedens siebtgrößte Stadt, zum Hjälmaren bis zu den Umrissen des Höhenzugs Kilsbergen am Horizont neun Millionen Gäste aus nah und fern auf den Turm. Der „Pilz“ von Örebro ist vielleicht der meistbesuchte Wasserturm der Welt. Ganz sicher war er mit seiner bis dato außergewöhnlichen Form stilbildend für Wassertürme in Schweden und weit darüber hinaus.

Sune Lindström schuf neue Form

Der Svampen gilt heute als eines der wichtigsten Beispiele moderner schwedischer Architektur, entstanden zu einer Zeit des Experimentierens mit Formen und (neuen) Konstruktionen, als schwedische Architekten und Stadtplaner international maßgebend waren bzw. wurden.

Die innovative Form mit der in zwei vertikal verlaufenden Grautönen gestalteten Fassade des Örebroer Wasserturms schuf der Architekt Sune Lindström. Zu dessen Werk unter anderem das Wenner-Gren-Center in Stockholm sowie die Planung des Stadtteils Reimersholme zählen.

Zwischen 1955 und 1958 wuchs der „Pilz“ in Betongusstechnik 58 Meter Höhe. Der Hut, das neun Millionen Liter fassende Wasserreservoir mit einem Durchmesser von 45,5 Metern und 3.200 Tonnen schwer, wurde am Boden gegossen und mit Hilfe von Hydraulikzylindern auf die Basis hochgezogen. Die Basis selbst hat auf Bodenhöhe 10,5 Meter Durchmesser und wurde 10 Meter unter der Erde im massiven Fels gegründet. Verstärkungen, die weitere 20 Meter in den Untergrund reichen stabilisieren das Bauwerk zusätzlich.

Svampen – ein „schwedisches Wunder aus Beton“

Mit der Fertigstellung des Svampen wurde der Betrieb der vorhandenen Wassertürme, einer im Norden, eine im Süden der Stadt am Hjälmare kanal eingestellt, der nördliche Turm 1968 abgerissen. Gleichzeitig diente der „Pilz“ von Örebro als Vorbild für andere Wasserspeicher in Schweden. Und nicht nur hier.

In Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad entstand eine Kopie, 33 Prozent größer. In Kuwait steht gleich eine ganze „Pilz-Gruppe“. Daneben zeichnet Sune Lindström in dem Emirat auch für die Kuwait-Towers verantwortlich.

Das Original steht seit 2005 unter Denkmalschutz und ist seit 2008 eines von „Schwedens sieben Wundern aus Beton“. 3.000 Menschen wählten über die Zeitschrift „Betong“ diese sieben Wunder. Mag die Abstimmung, gemessen an der Einwohnerzahl Schwedens, vielleicht nicht sonderlich repräsentativ sein, zeigt sie doch die Bedeutung des Svampen – in einer Reihe mit Öresundbrücke, Turning Torso und (neuer) Svinesundbrücke.

Der „Pilz“ von Örebro hat täglich von 10-18 Uhr geöffnet. Einen Vorgeschmack – die Menükarte – gibt es unter https://svampen.gastrogate.com/.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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