Stortorget – der zentrale Platz in Gamla Stan

Stortorget mit seiner bekannten Fassade. Bild aus Wikipedia

Stortorget mit seiner bekannten Fassade. Bild aus Wikipedia

Gamla Stan, die Altstadt von Stockholm mit ihren kleinen, verwinkelten Gässchen gehört auf jeden Fall zu den Hauptsehenswürdigkeiten der schwedischen Hauptstadt. Der zentrale Punkt in Gamla Stan ist der Stortorget – auf Deutsch „der große Platz“.

Gamla Stan liegt sozusagen im Zentrum von Stockholm, zwischen der Innenstadt und dem Stadtteil Södermalm. Das wichtigste Gebäude auf Gamla Stan ist das königliche Schloss, und gleich dahinter befindet sich der schöne „große Platz“ der Altstadt. Die „Hauptstraße“ von Gamla Stan ist die Västerlånggatan, die praktisch als Verlängerung der Fußgängerzone Drottningsgatan aus der Innenstadt über die Reichstagsinsel durch Gamla Stan führt. Sie führt zum Järntorget, von wo man dann über die Österlånggatan wieder Richtung Schloss laufen kann. Und so etwa inmitten dieses Dreiecks von Västerlånggatan, Österlånggatan und Schloss liegt auf einer leichten Anhöhe der Stortorget.

Er ist ja eigentlich nicht wirklich groß in seinen Abmessungen, aber durchaus groß in seiner historischen Bedeutung. Der Platz wird eingesäumt von schönen Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert, in welchen heute Restaurants, Kneipen und Cafés untergebracht sind. Hier herrscht im Sommer ein buntes Treiben. Die Besucher sitzen an den Tischen im Freien und genießen die langen Sommerabende bei einem Glas Wein. So kann es in der Urlaubszeit hier richtig voll werden. Im Winter geht es etwas ruhiger zu, aber immer mehr Besucher entdecken auch die Schönheiten Stockholms und der Stockholmer Altstadt im Winter, vor allem in der Vorweihnachtszeit, wenn alles verschneit ist. Dann findet auf dem Stortorget der Weihnachtsmarkt statt. Er ist nicht besonders groß, dieser Weihnachtsmarkt, aber er hat eine besondere Atmosphäre. Es werden Kunsthandwerksprodukte, Weihnachtsdekoration und schwedische Spezialitäten verkauft. Und natürlich gehört auch ein richtig schwedischer Glögg dazu.

Stortorget ist nicht nur der schönste, sondern auch der älteste Platz Stockholms. Um diesen zentralen Platz herum entstand die Stadt Stockholm. Hier befand sich auch bis zum 17. Jahrhundert die „Rådstuga“ von Stockholm, also das damalige Rathaus. Von hier wurde die Stadt verwaltet und hier fand auch der Handel statt, und von hier wurde die Stadt mit Lebensmitteln versorgt. Auch die älteste Apotheke Schwedens stand auf diesem Platz.

Besonders schön ist die Westseite des Stortorget. Hier stehen die farbigen Häuser, die immer auf den Postkarten von Gamla Stan abgebildet sind. Ganz links sieht man zunächst ein grünes Gebäude, das Runstenshus. Daneben befindet sich das hübscheste Haus des Stortorget, gebaut 1605, das Schantzka hus in einem rotbraunen Farbton, benannt nach dem Sekretär von Karl X Gustav, Johann Eberhard Schantz. Direkt rechts daneben folgt ein gelbes Gebäude, das Seyfritzka hus. Es stammt aus dem Jahr 1520. Dieses gehörte einem Hans Seyfritz und später seiner Witwe Maria Seyfritz, die sich später mit Johann Eberhard Schantz vermählte, so dass schließlich diese beiden nebeneinanderstehenden Gebäude den gleichen Besitzer hatten. Rechts vom Seyfritzka hus führt eine kleine Gasse, die Solgränd hinunter zur Prästgatan, und dann weiter zur Västerlånggatan. An der Solgränd, gegenüber dem Seyfritz hus folgt dann nochmal ein gelbes Gebäude, das Scharenbergska Stortorgshus. Hier befand sich die erste Apotheke Schwedens.

Blickt man nun auf die Seite des Platzes rechts daneben, dann steht da ein großes Gebäude, das die ganze Nordseite einnimmt, das Börshus. Es wurde zwischen 1773 und 1778 erbaut, war von 1863 bis 1998 Sitz der Börse und beherbergt heute das Nobelmuseum sowie die Schwedische Akademie und die Nobelbibliothek.

Kommen wir nun zur Ostseite so sehen wir rechts der Köpmangatan ebenfalls ein historisches Gebäude, das Grillska Huset, das nach dem deutschen Goldschmied Anton Grill benannt ist, welcher im 17. Jahrhundert von Augsburg nach Schweden einwanderte. Hierin befindet sich heute die Stockholmer Stadtmission. Rechts davon, zur Südseite hin, folgt noch einmal ein gelbes Gebäude mit der Haus Nr. 5., wo im ersten Stock sonntags ein Gottesdienst in der Bullkyrka abgehalten wird.

Auf der Südseite standen früher einzelne Holzhäuser, die ebenfalls im Besitz berühmter Persönlichkeiten waren. 1937 wurde dieser Teil des Platzes komplett umgebaut und es entstand die heutige Fassade. Seit 1944 befindet sich hier der Mäster Olofsgarden, sowie ein Restaurant, der Stortorgskällaren im Erdgeschoss.

Und in der Mitte des Platzes kann man dann noch den Stortorgsbrunnen bewundern. Genau an dieser Stelle war sozusagen der Nullpunkt, wo früher alle Straßen von und nach Stockholm zusammenliefen. Schon im Mittelalter stand hier ein Brunnen. Der heutige wurde 1778 vom schwedischen Architekten Erik Palmstedt entworfen, der übrigens auch das Börsengebäude auf dem Stortorget gestaltet hat. An mehreren Seiten ist er mit Löwenköpfen dekoriert, aus denen das Wasser austritt. Im 17. und 18. Jahrhundert diente der Brunnen zur Wasserversorgung der Bevölkerung und war gleichzeitig im Brandfall eine entscheidende Wasserquelle. 1857 wurde der Brunnen auf einen anderen Platz in Stockholm, den Brunkebergstorg verlegt, weil er den Straßenverkehr auf dem Stortorget störte, 1953 kehrte er jedoch zu Midsommar an seinen ursprünglichen Platz zurück, was mit einem Volksfest gefeiert wurde.

Mehrere Straßen und Gässchen führen vom Stortorget in alle Richtungen, deren Namen darauf hindeuten, dass diese Wege in der Vergangenheit für den Verkehr und den Handel in Stockholm eine Bedeutung hatten. So gibt es hier z.B. eine Svartmangatan (Straße des schwarzen Mannes), eine Köpmangatan (Händlerstraße) oder eine Tyska Brinken (Deutsche Anhöhe).

Auch wenn der Stortorget heute nicht mehr die Bedeutung hat, wie in der Vergangenheit, so ist er doch ein schöner Platz in der Stockholmer Altstadt, an dem immer etwas los ist.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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