Stadtbummel durch Karlskrona: Die Insel Stumholmen

Blick auf Stumholmen

Die Insel Stumholmen von Trossö aus gesehen. Foto: Marinmuseum /flickr.com (CC BY 2.0)

Für 300 Jahre war die Insel Stumholmen militärisches Sperrgebiet. Seit zwei Jahrzehnten ist das Eiland „zivilisiert“. Karlskrona erwuchs östlich des Stadtzentrums ein neuer Stadtteil, der sich beim Stadtbummel erkunden lässt: Wohnen, Geschäfte, Freizeit und Kultur im historischen Erbe. Ein Teil dieses Erbes beherbergt das Marinemuseum. Welches wie die ganze Insel Stumholmen ein bedeutender Bestandteil des Welterbes „Marinestadt Karlskrona“ ist.

Die Insel Stumholmen lässt sich ohne Mühe in einen Stadtbummel durch Karlskrona einbeziehen. Rund 1 km, etwa fünf Minuten zu Fuß sind es vom Stortorget, die Kyrkogatan entlang. Die letzten Meter von Trossö nach Stumholmen führen über eine Brücke. Wer mit dem Auto anreist, findet in der Nähe Parkmöglichkeiten. Stumholmen ist autofreies Gebiet. Wobei es Ausnahmen für Menschen mit Einschränkungen sowie die gut 270 Bewohner der Insel gibt.

Bis 1993 militärisches Gebiet

Eines der ersten Gebäude nach dem Überqueren der Stumholm-Brücke ist die Kronobageriet, die königliche Bäckerei direkt am Ufer. In dem Bauwerk aus den 1730er Jahren wurde einst Knäckebrot für die Seefahrer und Kommissbrot für die Zivilbevölkerung gebacken. Die Bäckerei ist eines der Gebäude, die während der umfassenden Sanierung in den 1990er Jahren zu Wohngebäuden umfunktioniert wurden.

Karlskrona_Stumholmen_Kronobageriet

Heute Wohngebäude: „Kronobageriet“, die königliche Bäckerei auf Stumholmen. Im Hintergrund (rechter Bildrand) die frühere Kleiderwerkstatt. Foto: Henrik Sendelbach /commons.wikimedia.org/ (CC BY-SA 3.0)

Zu dieser Sanierung und Restaurierung kam es im Zuge des Rückzugs der schwedischen Marine. Nach dreihundertjähriger Militärgeschichte – Stumholmen erhielt im Festungsplan von 1683 die Rolle als Produktions- und Versorgungsinsel – wurde „eine qualitätsbewusste Umwandlung einer historischen Umgebung“ durchgeführt und die Insel im Rahmen einer Baumesse 1993 ziviler Stadtteil von Karlskrona.

Das zeigt sich spätestens ein paar Schritte hinter der ehemaligen Bäckerei. Am alten Wachhaus. Eines der wenigen erhaltenen Wachhäuser Schwedens aus dem 18. Jahrhundert. Anders als am Wachhaus vom Marinehafen können Besucher hier einfach vorbei spazieren bzw. bummeln. Beispielsweise zum Südende der Bastionsgatan. Zur Bastion Kungshall mit dem Kungshalls magasin.

Kanonendonner von Stumholmen

Die Bastion Kungshall war ebenfalls bereits 1683 vorgesehen und bald errichtet. Für ein Jahrhundert diente sie als Verteidigungsbollwerk. Ende des 18. Jahrhunderts wurden ein kleineres Magazin und das große Kungshallmagazin zur Lagerung von Pökelwaren, Fleisch, Gewürzen und mit einer Schlachterei ausgestattet errichtet.

Hin und wieder erschallt heute noch der Kanonendonner von der Bastion. Es ist eine von festen Batterien in Schweden, die zu nationalen Feiertagen Ehrensalute abfeuern. Daneben bietet sich von der Bastion ein Blick zum Marinehafen und auf Teile der Befestigungsanlagen im Schärengarten.

„Ein historisches Gebäude ohne Gegenstück“

Andere geschichtsträchtige Gebäude auf Stumholmen sind die Bootsmannkaserne aus dem 19. Jahrhundert, das Fässerlager, das Gefängnis, die Kleiderwerkstatt aus dem Jahr 1921. Der Bau wurde zum Vorbild europaweit und ist heute ebenfalls Wohnhaus.

Eines der bemerkenswertesten Bauwerke auf der Insel wie ganz Karlskronas ist der Slup- och barkasskjulet, der Schaluppen- und Barkassenschuppen. Wie es heißt „ein historisches Gebäude ohne Gegenstück, was die Funktion und Konstruktion betrifft.“ Errichtet wurde dieses architektonische Kleinod 1787 als Winterlager von Barkassen und Schaluppen. Den kleineren Booten der schwedischen Marine. Heute dient das Bauwerk als Ausstellungsraum des Marinemuseums, als Schulungsraum für Schiffbaukurse. Nach wie vor auch als Aufbewahrungs- und Wartungsgebäude sowie zur Fertigung von Barken, Jollen und Schaluppen.

Schaluppen- und Barkassenschuppen

Der Schaluppen- und Barkassenschuppen mit der „eierkartonartigen“ Dachkonstruktion und Blick auf den Schärengarten von Karlskrona. Foto: Marinmuseum /flickr.com (CC BY 2.0)

Die Besonderheit des Schuppens ist die Dachkonstruktion. Sie erinnert an einen Eierkarton, wenn auch an einen quadratischen. Es ist die Lösung des 18. Jahrhunderts ein 3.600 qm großes Gebäude zu bedecken.

Ebenfalls zum Marinemuseum gehört eine der beiden Flugzeughallen, jedoch nicht für Besucher zugänglich. Doch die in den 1920er Jahren errichteten Hangars 3 und 4 sind auch von außen imponierend. Zumal es die einzigen erhaltenen Holzhangars in Schweden sind, die schon die Aufmerksamkeit von Charles Lindbergh bei seinem Aufenthalt in Karlskrona 1933 fanden.

Nicht minder eindrucksvoll ist das Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Hauptgebäude des 1997 eingeweihten Marinemuseums. Auf einem Pier erstreckt sich der Bau „ins“ Wasser und strahlt über die See. Nicht nur äußerlich besitzt das Museum Strahlkraft. Als eine von drei zentralen Einrichtungen des Museumsnetzwerkes „Das militärhistorische Erbe Schwedens“ genießt es überregionale Bedeutung – und ist einen eigenen Beitrag wert.

Zum Sommer 2014 soll die U-Boot-Halle des Museums eröffnen. Ein modernes Gebäude im historischen Umfeld und ein „garantiert außergewöhnliches Erlebnis“. Möglicherweise ist dann ein Tag für die Insel Stumholmen inklusive eines Besuchs des Marinemuseums viel zu kurz. Es lockt ja noch der – kinderfreundliche – Strand. Währenddessen können die Eindrücke vom bisherigen Stadtbummel durch Karlskrona sacken und die nächsten Ziele gekürt werden.

Eine Übersicht des Welterbes auf der Insel Stumholmen bietet www.karlskrona.se/varldsarvet-orlogsstaden-karlskrona/. Was es im Marinemuseum zu entdecken und erforschen gibt zeigt www.marinmuseum.se.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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