Skogskyrkogården – Der Waldfriedhof in Stockholm

Skogskyrkogården in Stockholm. Foto: Michael Caven /flickr.com (CC BY 2.0)

Skogskyrkogården in Stockholm. Foto: Michael Caven /flickr.com (CC BY 2.0)

 

Er ist ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit im Großstadttrubel Stockholms: der Skogskyrkogården, der Waldfriedhof in Stockholm. Er ist auch ein wegweisendes Beispiel der gelungenen Verbindung von Architektur, Kultur und Natur. So gelungen und einflussreich, dass die UNESCO den Skogskyrkogården den Rang eines Weltkulturerbes verlieh.

Der Skogskyrkogården ist vergleichsweise jung, entstand während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf der über 100 Hektar großen Friedhofsanlage im Stadtteil Enskede im südlichen Stockholm fanden zahlreiche Berühmtheiten wie die Schauspielerin Greta Garbo ihre letzte Ruhestätte. Ebenso Gunnar Asplund, einer der Architekten des Gottesackers.

Architekturwettbewerb für einen Friedhof

Aufgrund des Bevölkerungswachstums im ausgehenden 19. Jahrhundert beschloss die Stadtverwaltung Stockholms 1912 die Anlage eines neuen Friedhofs. Dieser sollte im Stadtteil Enskede entstehen, wo die Stadt ein entsprechendes Grundstück kaufte – eine eiszeitliche Moräne.

Kapelle zum heiligen Kreuz und Krematorium mit Kolonadenhalle. Foto: numb 11 (Y.H. Chen) /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Kapelle zum heiligen Kreuz und Krematorium mit Kolonadenhalle. Foto: numb 11 (Y.H. Chen) /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Das neue Gräberfeld sollte ohne größere Einschnitte in die Natur angelegt werden, die notwendigen Bauten sich einfügen. Mit diesen Vorgaben folgte ein international ausgeschriebener Wettbewerb zur Gestaltung des Friedhofs. Gewonnen hat den Wettbewerb der Entwurf „Tallum“ (vom lateinischen tall für Kiefer abgeleitet) der beiden Architekten Gunnar Asplund und Sigurd Lewerentz.

Asplund, der auch die Stadtbibliothek von Stockholm entwarf, und Lewerentz, unter anderem am Musiktheater Malmö beteiligt, sahen von der parkähnlichen Gestaltung ab, die bislang die Friedhofskultur bestimmte. In einem neuen Ansatz ordneten in ihrem Entwurf Grabstätten und Gebäude der Landschaft unter. Ein Symbol des traditionellen Zusammengehörigkeitsgefühls mit der Natur.

Einweihung des Waldfriedhofs 1920

Nachdem die beiden schwedischen Architekten den Zuschlag erhielten, begannen 1917 Erschließung und Ausbau des Skogskyrkogården. Als erstes Gebäude entstand die Skogskapellet, die Waldkapelle. Einziger Schmuck des sonst schlichten Baus ist der goldene Todesengel des Bildhauers Carl Milles.

1920 wurde der Waldfriedhof in Stockholm eingeweiht. In der Folgezeit erhielt der neue Friedhof mit dem Tallum Pavillon (1923-24) ein Verwaltungsgebäude, die Auferstehungskapelle (Uppståndelsekapellet) im Jahr 1925. In den 30er Jahren wurde das Gelände von einer Steinmauer eingefasst – eine „ABM“. Aus dem damaligen Heer der Arbeitslosen verpflichtete die Stadt Stockholm die nötigen Arbeitskräfte.

Bis zum Ende des Ausbaus 1940, dem Todesjahr Asplunds, entstanden des Weiteren das Krematorium, die Kapelle – eigentlich drei Kapellen – zum heiligen Kreuz (Heliga korsets kapell) und das große frei stehende Kreuz. In der Kolonadenvorhalle zu Krematorium und Kapelle steht „Die Auferstehung“. Eine Skulptur von John Lundqvist.

Grabstätten auf dem Waldfriedhof Skogskyrkogården. Foto: plindberg (Peter Lindberg) /flickr.com (CC BY 2.0)

Grabstätten auf dem Waldfriedhof Skogskyrkogården. Foto: plindberg (Peter Lindberg) /flickr.com (CC BY 2.0)

Einer der wenigen Eingriffe ins vorhandene Landschaftsbild ist ein künstlich angelegter mit Ulmen bewachsener Hügel, eine Gedenkstätte. Waldkapelle und Krematorium sind von dunklen Kiefern gesäumt. Entlang der Wege, zwischen den Bäumen sind die Grabstätten.

Weltkulturerbe Skogskyrkogården

Der Waldfriedhof in Stockholm ist „ein bedeutendes Beispiel unseres Jahrhunderts für die Verschmelzung von Architektur und Kulturlandschaft zu einem Friedhof.“ Zudem hat Skogskyrkogården „großen Einfluss auf die Gestaltung von Begräbnisstätten in der ganzen Welt gehabt.“ Mit dieser Auffassung nahm die UNESCO 1994 den Friedhof in die Liste des Weltkulturerbes auf.

Wer ein bedeutendes Werk moderner schwedischer Architektur gepaart mit Ruhe und Besinnlichkeit erleben möchte, sollte den Skogskyrkogården auf der Liste für den (nächsten) Besuch der schwedischen Hauptstadt haben.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Schwedenkalender 2024

Schwedenkalender 2024

Unser beliebter Schwedenkalender 2024 zeigt die Schönheit Schwedens in all ihren Facetten. Er enthält die deutschen und schwedischen Feiertage (zweisprachig!), die Geburts- und Namenstage der schwedischen Königsfamilie sowie eine Übersicht über die deutschen...

mehr lesen
Schwedische Flaggentage

Schwedische Flaggentage

Der schwedische Reichstag schreibt vor, dass die schwedische Flagge an bestimmten Tagen gehisst wird: das sind sogenannte Flaggentage. Sie kennzeichnen hohe Feiertage, nicht wenige Flaggentage sind mit Daten des Königshauses verbunden. Die schwedische Flagge blickt...

mehr lesen
Medien

Medien

Alles rund um Funk und Fernsehen, Film und Musik, Literatur und Presse in Schweden. Bibliotheken Skandinavische Bibliotheken haben einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert und gelten bei uns als Vorbilder, nicht nur auf den Feldern Bibliotheksarchitektur,...

mehr lesen