Schwedisches Erbe: Der Schwedenspeicher in Stade

Schwedenspeicher und Alter Hafen

Blick auf den Schwedenspeicher und den Alten Hafen. Foto: Axel Hartmann, Quelle: Museen Stade.

Stade, einst blühende Hansestadt, fiel zum Ende des Dreißigjährigen Krieges unter schwedische Herrschaft. Steinerne Zeugnisse dieser 67-jährigen Ära prägen auch heute noch das Stadtbild. So ein barocker Backsteinbau am Alten Hafen – der Schwedenspeicher. Mit dem 41 m langen, 16 m breiten und fast 20 m hohen Gebäude haben die schwedischen Besatzer ein monumentales Baudenkmal hinterlassen. Der Schwedenspeicher zählt zu den bedeutendsten profanen Barockbauten in Nordeuropa. Erschaffen zur Versorgung der schwedischen Garnison, zeigt der Schwedenspeicher heute auf eindrucksvolle Weise die 1.000-jährige Geschichte der Stadt Stade, die Bedeutung der Hanse sowie Ur- und Frühgeschichte des Elbe-Weser-Raums.

Provianthaus für schwedische Truppen

Um die Versorgung der schwedischen Verwaltung und Truppen zu gewährleisten, brauchte es ein Lagerhaus. Zwar entstand ein solches 1660, doch genügte es den Ansprüchen nicht. Der Abriss folgte. Ein neues Projekt konnte in Angriff genommen werden, nachdem die Verwaltung 1690 Grundstücke am Hafen erwarb.

Im Jahr 1692 begann mit Gründung und arbeiten am Fundament der Bau des neuen Proviantspeichers, dem heutigen Schwedenspeicher. Nach zwei Jahren ruhten nicht nur ein Meter dicke Mauerfundamente auf Eichenpfählen, sondern auch die Arbeiten.

Es war wohl der Mangel an Geld, Arbeitskräften und Baumaterial. Eine Folge des „schwedischen Baubooms“.

Erst 1703 wurde das Schicksal als Bauruine beendet. Unter dem Baumeister Luder Seebeck und dem schwedischen Proviantmeister Ketelson und mit bereitgestelltem Geld ging der Bau voran. 1704 stand der Rohbau, 1705 konnte das Gebäude seiner Bestimmung übergeben werden – die Schreibstube im Erdgeschoss war eingerichtet.

Doch viel hatten die schwedischen Verwalter von ihrem Provianthaus nicht. 1712 mussten die Schweden im Zuge des Großen Nordischen Krieges die Stadt räumen. Die Dänen zogen ein, in Stadt und Speicher. Es folgten kurhannoversches und preußisches Militär, schließlich ging das Lagerhaus Anfang des 20. Jahrhunderts in den Besitz Stades über. Bis in die 60er Jahre nutzte die Frachtschifffahrt das Backsteingebäude. Mit deren Niedergang verlor der Speicher seine Funktion und wurde dem Verfall preisgegeben. Der Abriss drohte.

Museum Schwedenspeicher

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Ein Blick in die Ausstellungsräume. Foto: Axel Hartmann, Quelle: Museen Stade.

Mitte der 70er Jahre nahm sich eine Bürgerinitiative gemeinsam mit dem Stader Geschichts- und Heimatverein des schwedischen Erbes an. Mit der Idee es als Museum zu nutzen. Zu guter Letzt schlossen sich Stadt und Landkreis Stade an und mit dem Geschichts- und Heimatverein zu einem Trägerverein für das Museum zusammen. Nach grundlegender Sanierung öffnete das Gebäude im Herbst 1977 als Museum seine Pforten. Bis zum September 2010.

Nach mehr als drei Jahrzehnten wurde es wieder Zeit für Sanierung sowie inhaltliche Modernisierung. Umbauphase erfolgte in zwei Abschnitten. Der erste Teil wurde bereits nach acht Monaten eröffnet, der zweite folgte im März 2015.

Auf 1.650 m² erstreckt sich die Ausstellungsfläche. Im Erdgeschoss die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, die sich unter anderem an einem Multimediamodell nachvollziehen lässt. Sowie an den bedeutenden Stader Hafenfunden. Im ersten Obergeschoss bringt Besucher eine große Ausstellung in verschiedenen Themenbereichen die Zeit der Hanse näher. Eine Etage höher stehen Urgeschichte im Zentrum.

Daneben erweitern wechselnde Sonderausstellungen das Programm im Schwedenspeicher.

Kinder können in Zeitkapseln zusammen mit dem Außerirdischen „Milo“ in die Vergangenheit reisen, in einer Mitmachwerkstatt oder beim Kindergeburtstag den Schwedenspeicher für sich entdecken.

https://www.museen-stade.de/schwedenspeicher/

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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