Schwedische Weihnacht

Auch in Schweden ist Weihnachten ein wichtiges Fest im jährlichen Kalender und wird auch in Schweden nicht so ganz anders gefeiert wie in Deutschland. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber viele Dinge sind auch unterschiedlich. Was ist nun typisch für das schwedische Weihnachtsfest?

Auch in Schweden kennt man Weihnachtsbäume, Adventskalender, den Weihnachtsmann, Weihnachtsgeschenke, den Brauch Weihnachtskarten zu verschicken, Lebkuchen zu backen, alle die Dinge, die man auch bei uns in Deutschland mit Weihnachten verbindet.
Schon einige Wochen vor Weihnachten beginnt auch in Schweden die Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Während der Adventszeit werden die Häuser und Wohnungen sowohl außen wie auch innen liebevoll weihnachtlich mit vielen Lichtern geschmückt. Vor allem Lichter und Kerzen sind in Schweden wichtig. Da es hier im Winter schon früh dunkel wird, es in Lappland während einiger Wochen überhaupt nicht richtig hell wird, versucht man mit Kerzen und Lichtern etwas Wärme und Helligkeit in die dunkle und kalte Jahreszeit zu bringen. Man hat den Eindruck, in Schweden ist die Weihnachtszeit irgendwie noch gemütlicher und festlicher wie in anderen Ländern, weniger Kitsch, weniger übertriebene Dekorationen. Überall in den Fenstern leuchten die pyramidenförmigen „Ljusstake“, die Kerzenständer mit den 7 elektrischen Kerzen. Typische Dekorationen sind Jultomte (Weihnachtsmänner), Nisse (Wichtel, die Helfer vom Weihnachtsmann), der Julbock (Weihnachtsbock) in allen Größen, Weihnachtssterne, überhaupt viele Handarbeiten.

Die Schweden genießen ihre „Jultid“. Sie bummeln über die gemütlichen Weihnachtsmärkte, trinken Glögg und essen Pepparkakor dazu, und erfreuen sich am Julbord, dem Weihnachtsbuffet, das in den Restaurants in der Vorweihnachtszeit und natürlich auch an Weihnachten angeboten wird. Hier fließt häufig auch der Alkohol in Strömen, nach jedem Gang „braucht“ man einen „Snaps“. Zu Hause werden die Weihnachtsplätzchen gebacken, vor allem natürlich die Pepparkakor, man putzt und dekoriert und bereitet alles für das große Fest vor.

In der schwedischen Weihnacht vermischen sich heidnische, christliche, nordische und germanische Bräuche. Die heutigen Traditionen stammen hauptsächlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das Wort Jul kommt aus dem Germanischen, es handelte sich ursprünglich um ein heidnisches Fest in der Winterzeit. Mit der Einführung des Christentums brachte man den Begriff auch in Verbindung mit der Geburt Christi und dem religiösen Weihnachtsfest.

Ein Highlight in der Adventszeit ist zunächst einmal der 13. Dezember, an diesem Tag, dem Gedenktag der heiligen Lucia, findet in Schweden das Luciafest statt, eigentlich auch kein kirchliches Fest. Meistens verkörpert das älteste Mädchen der Familie die Lucia. Sie bringt am Morgen auf einem Tablett die Lussekatter, das Safrangebäck, das man in Schweden in der Weihnachtszeit und vor allem an Lucia isst. Aber auch in der Öffentlichkeit werden die Luciafeierlichkeiten abgehalten, in Kindergärten und Schulen, am Arbeitsplatz oder einfach in öffentlichen Gebäuden. Ein weißgekleidetes Mädchen mit einem Kranz aus Kerzen auf dem Kopf führt den Luciazug an, dahinter folgen Mädchen mit Kerzen in der Hand (tärnor) und Sternenknaben (sjörngossar), manchmal auch noch Pfefferkuchenknaben (pepparkaksgubbar) und Wichte (tomtar).

Das eigentliche Weihnachtsfest beginnt auch in Schweden am 24. Dezember, dem Julafton (Heiligabend) und die offizielle Weihnachtszeit dauert bis zum 13. Januar, dem Tjugondag Knut. Man sagt „Tjugonde dag dansas Julen ut“. An Knutdagen verabschiedet man die Weihnachtszeit. Nach der christlichen Vorstellung findet die Weihnachtszeit jedoch am Dreikönigstag ihren Abschluss.

Der Weihnachtsbaum, der übrigens im 18. Jahrhundert von Deutschland nach Schweden kam, wird in dem meisten Haushalten am Tag vor Heiligabend geschmückt. Traditionell sind die schwedischen „Weihnachtsfarben“ immer noch rot und grün und so wird man in Schweden immer noch viele Dekorationen an Weihnachten in eben diesen Farben vorfinden.
Viele kochen den traditionellen Julskinka schon am 23. Dezember und essen ihn kalt über die kommenden Tage verteilt.

Und wie verläuft nun in Schweden Heiligabend?
Schon seit 1960 wird jedes Jahr am 24. Dezember im schwedischen Fernsehen um 15.00 Uhr „Kalle Anka“ übertragen, zu Deutsch „Donald Duck“. Und so sitzen die Schweden, Jung und Alt, an Heiligabend erst einmal vor dem Fernseher, denn Kalle Anke gehört zur schwedischen Weihnacht einfach dazu. Anschließend werden dann die Geschenke verteilt, die dann häufig schon unter dem Weihnachtsbaum liegen. Auch in Schweden bringt heute der Weihnachtsmann die Geschenke, auch wenn das früher mal die Aufgabe des Julbock war.

Die Weihnachtsgeschenke heißen in Schweden übrigens „Julklappar“. Woher kommt dieser etwas merkwürdige Name? In früheren Zeiten hörte man am Morgen des Heiligabends häufig ein Klopfen an der Tür oder am Fenster und kurz darauf wurde ein Geschenk zur Tür oder zum Fenster herein geworfen. Daher rührt der Name Jul-klappa (klappa heißt klopfen). Heute läuft das nun etwas anders ab. Entweder bringt der Weihnachtsmann die Geschenke persönlich vorbei (wobei der Vater oder häufig ein Nachbar die Rolle des verkleideten Weihnachtsmanns übernimmt) oder man verteilt sich gegenseitig Geschenke.

Anschließend geht man dann zum Schlemmen über. Zu Heiligabend gehören Julskinka, Lachs in verschiedenen Variatonen, Lutfisk (in Lauge eingelegter Dorsch), Köttbullar (Fleischbällchen), Julkorv (eine Wurst mit weihnachtlichen Gewürzen), eingelegter Hering, Prinskorv und vieles mehr. Oft bereitet man sich auch zu Hause ein schönes Julbord (Weihnachtsbuffet) vor. Dazu trinkt man Julmust oder Julöl (leichtes Bier), aber Wein und Hochprozentiges gehören natürlich auch dazu. Und zum Nachtisch darf natürlich das Risgrynsgröt nicht fehlen, ein Milchreisgericht. Auch diese Nachspeise hat in Schweden eine Geschichte. Der Sage nach hat man früher ein Schälchen mit Milchreis für die Nisse (die Wichtel) in den Stall gestellt, um sie gut zu stimmen. Hat man das nicht gemacht, waren Sie verärgert und man musste im kommenden Jahr im Unheil rechnen. Glück bringt es dagegen demjenigen, der die im Milchreis versteckte Mandel bekommt.

Findet Heiligabend gewöhnlich im Familienkreis statt, so feiert man dann die Weihnachtstage mit Verwandten und Freunden, die man zu sich einlädt oder zu denen man selbst eingeladen wird.

Familienfeiern, Essen und Trinken, gemütliches Beisammensein, Geschenke verteilen, all das ist nicht anders als bei uns in Deutschland, aber vielleicht geht es in Schweden doch noch etwas entspannter und friedlicher zu. Vielleicht hängt es auch mit der weißen Weihnacht zusammen, die doch in Schweden noch häufiger anzutreffen ist. Verschneite Winterlandschaften, viele Lichter, Glögg und Pepparkakor, so stellt man sich die schwedische Weihnacht vor.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

1 Kommentar

  1. Gernot Hartig

    Danke für diesen schönen und interessanten Beitrag.
    Frohe Weihnachten wünschen wir dem Team.

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