Schwedens Geschichte: Schweden im Zeitalter der Kalmarer Union (Teil 2)

Der Unionsbrief von 1397. Aus John Danstrup's "Danmarks historia." Erster Band. /commons.wikimedia.org/

Der Unionsbrief von 1397. Aus John Danstrup’s „Danmarks historia.“ Erster Band. /commons.wikimedia.org/

Der Gründungsakt der Kalmarer Union war vollzogen. Begünstigt durch eine gemeinsame Sprache, das Mittelnordische, und die engen Bande der Adelsfamilien hätte aus den drei nordischen Reichen unter einem König eine europäische Großmacht entstehen können. Dem standen jedoch der Unionsvertrag selbst, der Hang zum dänischen Zentralismus und die damit verbundene militärische und finanzielle Ausnutzung Norwegens und Schwedens im Weg.

Aufstand gegen Erik

Die Politik Margaretas I., die bis zu ihrem Tod 1412 das Zepter des Handelns hielt und ihres Großneffen Erik von Pommern (als Erik XIII. König von Schweden) wollte schon bald die macht des Adels zurückdrängen, sollten die Reichsräte entmachtet werden und die drei Reiche zentral von Dänemark ausgehend verwaltet werden. Dies widersprach der im Unionsbrief zugesicherten Eigenständigkeit.

Hinzu kam die langjährige militärische Auseinandersetzung mit den Schauenburgern um das Herzogtum Schleswig (1410–1435), in dem Erik die verbündete Hanse durch Beschneidung derer Privilegien verprellte. Angesichts zunehmender Finanznöte belastete Erik mit hohen Steuern besonders die schwedischen Bauern und erhob den Öresundzoll (der erst 1857 aufgehoben wurde), woraufhin die Hanse eine Handelsblockade gegen die Union verhängte. Unter dieser Blockade litt insbesondere der schwedische Bergbau. Der Widerstand war programmiert.

1434 sammelten sich die Bergleute um Engelbrekt Engelbrektsson, bald vom schwedischen antidänischen Adel unterstützt schwoll der Aufstand an. 1435 wurde in Arboga eine Reichsversammlung, die als erster Ständereichstag (noch ohne den Bauernstand) in Schweden gilt. Engelbrekt wurde zum „Reichshauptmann“ gewählt. Doch durch inneren Streit geteilt musste der Aufstand mit dem Ziel die monarchische Macht zu beschränken aufgeben. Mit der Ermordung Engelbrekts 1436 war der Widerstand endgültig gebrochen – vorerst.

Engelbrekt Engelbrektsson, Statue vor der Kristine-Kirche in Falun. Foto: Taxelson /commons.wikimedia.org/

Engelbrekt Engelbrektsson, Statue vor der Kristine-Kirche in Falun. Foto: Taxelson /commons.wikimedia.org/

Erik seinerseits wurde nach einem für die Union ungünstigen Friedensschluss (1435) mit den Schauenburgern von einer Reichsversammlung 1439 als König abgesetzt.

Gespaltene Union

Auf Erik folgte sein Neffe Christopher von Bayern, der nach einigen Zugeständnissen schließlich auch in Norwegen und Schweden als Unionskönig (1441-1448) anerkannt wurde. Die Probleme der dänischen Machtansprüche blieben, beschworen erneut Widerstand herauf. Abermals sorgte die Steuerpolitik für Streit. Zudem verstieß Christopher mit der Besetzung schwedischer Güter und Bischofssitze mit dänischen Adligen gegen seine Zusicherung. Anlass nach Christophers Tod den schwedischen Reichsverweser Karl Knutsson Bonde zum Gegenkönig (ab 1449 auch König in Norwegen) zu wählen.

Bonde blieb bis 1457 im Amt, obwohl 1450 mit Kristian I., als Unionskönig in Dänemark und Norwegen anerkannt, einer Erneuerung der Kalmarer Union versucht wurde. Der schwedische Adel hingegen war in Befürworter und Gegner der Union gespalten, was zu einem schwedisch-dänischen Krieg bis 1457, bis auch Schweden Kristian als König (bis 1463) anerkannte, führte.

In den folgenden Jahrzehnten regierte das Chaos bzw. weitere Male Karl Knutsson (1464-1465 und 1467-1470) sowie verschiedene Reichsverweser. Der schwedische Adel war weiterhin gespalten. Einerseits gab es eine nicht geringe – aus wirtschaftlichen Interessen unionstreue Fraktion im Hochadel. Auch Dänemark setzte alles daran, das wirtschaftlich wichtige Schweden in der Union zu halten. Dem gegenüber standen die Unabhängigkeitsbestrebungen, neben oppositionellen Adligen von der Stockholmer Bürgerschaft, den mittelschwedischen Bergleuten und Hüttenunternehmern und den Bauern von Dalarna getragen.

Zwar versuchte Kristian I. die Union durchzusetzen, doch angeführt vom Reichsverweser Sten Sture d.Ä. (1470-1497) fügten ihm die Schweden in der Schlacht am Brunkeberg 1471 eine vernichtende Niederlage bei. Kurzzeitig (1497-1501) gelang es Kristians Nachfolger Johann I. (Hans I.) die Kalmarer Union noch einmal herzustellen. Schweden war nicht mehr zu halten.

Gustav-Vasa-Gedenkstein an der Landestelle in Stensö bei Kalmar (1520). Foto: Jürgen Howaldt /http://commons.wikimedia.org/ (CC BY-SA 2.0)

Gustav-Vasa-Gedenkstein an der Landestelle in Stensö bei Kalmar (1520). Foto: Jürgen Howaldt /http://commons.wikimedia.org/ (CC BY-SA 2.0)

Kristian II. und das „Stockholmer Blutbad“

Ab 1517 versuchte König Kristian II. (1513-1523) Schweden abermals zu unterwerfen. 1520 besiegte er die vom Reichsverweser Sten Sture d.J. (1513-1520) angeführten Schweden in der Schlacht bei Bogesund. Während der Krönungsfeierlichkeiten im November des gleichen Jahres ließ Kristian über 80 oppositionelle Adlige und Kirchenvertreter des Reichsrats unter dem Vorwurf der Ketzerei in Stockholm ermorden. Dieses „Stockholmer Blutbad“ rief eine gesamtschwedische Volkserhebung hervor mit deren Hilfe es den Unionsgegnern mit dem Reichsverweser Gustav Vasa an der Spitze gelang, das Land zurückzuerobern. Die Krönung Gustav Vasas zum schwedischen König 1523 bedeutete das Ende der Kalmarer Union.

 

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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