Schwedens Geschichte: Entwicklung des Schwedischen Reiches im Mittelalter – Festigung und Verfall der monarchischen Zentralmacht (Teil 1)

Ruine Stegeborg, Gemeinde Söderköping. Foto: pellesten (Pelle Sten) /flickr.com (CC BY 2.0)

Ruine Stegeborg, Gemeinde Söderköping. Foto: pellesten (Pelle Sten) /flickr.com (CC BY 2.0)

 

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich die Königsmacht immer stärker durchgesetzt und stabilisiert. Das folgende Jahrhundert brachte eine weitere Festigung der Monarchie mit sich. Unter König Magnus II. Eriksson wurde aus einem Wahl- ein Erbreich, blühte das schwedische Reich zur Großmacht auf. Ein Aufstieg mit Schatten: Krisen, Pest und Verfall der Königsmacht.

Der Beginn des 14. Jahrhunderts war blutig: Nachdem es unter Birger Jarl und König Magnus Ladulås (1275 – 90) mit politischen, rechtlichen wie sozialen Neuerungen gelang, die Zentralmacht auf- und auszubauen, das Reich nach feudalem Muster zu organisieren, stand die Reichseinheit auf dem Spiel. Die Erben Magnus’ Ladulås stritten erbittert um den Thron. Der Bruderzwist gipfelte 1317 im Nyköpings Gästabud (Das Gastmahl von Nyköping) wodurch sich König Birger Magnusson (1290 – 1319) – vorübergehend – auf dem Thron behaupten konnte.

1319 wurde Birger vertrieben und an seiner statt sein Neffe Magnus Eriksson zum König von Schweden gewählt. Der damals Dreijährige, zugleich König von Norwegen (1319 – 55) stand zunächst unter Vormundschaft des Reichsrats.

„Freiheitsbrief“ von 1319

Den Auftakt der Vormundschaftsregierung bildete der 1319 verfasste „Freiheitsbrief“. Ein „Vertrag“ zwischen König und Adel. Darin wurde der König verpflichtet, das Reich nach zusammen mit dem Adel erlassenen Gesetzen zu regieren. Adlige und geistliche Privilegien wurden bestätigt, willkürliche Steuererhebung verboten. Reichsrat wie Landschaften bekamen Mitspracherecht in jeglichen Steuerangelegenheiten.

Mit dem Freiheitsbrief fand die Idee der Reichseinheit erstmals Eingang in ein verbindliches Rechtsdokument.

Einheitliches Land- und Stadtrecht

Fortsetzung fand die im 13. Jahrhundert begonnene Vereinheitlichung der Landschaftsgesetze. Die Entwicklung mündete in einem gesamtschwedischen Landrecht. Anstelle der Landschaftsgesetze trat 1350 „Magnus Erikssons Allgemeines Landrecht“. Die Schaffung eines einheitlichen Landrechts bedeutete die landrechtliche Reichseinheit. Bis 1734 – seit einer Neufassung von 1442 als „König Kristoffers Landrecht“ – sollte es die Rechtsprechung für Adel, Bauern und Bergleute bestimmen.

Mit „Erik Magnussons Allgemeines Stadtrecht“ erhielten um 1350 auch die Städte ein einheitliches Recht. Im Wesentlichen hatte es bis ins 19. Jahrhundert Gültigkeit.

Schweden wird Großmacht

In die Herrschaftsperiode König Magnus’ II. fällt der „Friede von Nöteborg“ (finnisch Pähkinäsaari) im 1323. Der Vertrag beinhaltet erstmals eine genauere Grenzziehung zwischen dem mittelalterlichen Schwedenreich und dem Stadtstaat Nowgorod – die eroberten Gebiete Finnlands werden endgültig Teil des Reichs.

Nachdem Magnus mündig wurde (1331 oder 32) und 1335 zum König gekrönt wurde, führte er das Land außenpolitisch zu ungeahnter Größe. Dabei nutzte er die Gunst der Stunde, die dänischen Thronwirren zwischen 1319 bis 1340. Durch Kauf brachte er Skåne, Blekinge und später Halland unter die schwedische Krone. Magnus herrschte über Schweden und Norwegen, über weite Teile Finnlands – damals das flächenmäßig größte Reich Europas.

Die europäische Großmacht Schweden sollten die Söhne erhalten. Erik als schwedischer, Håkan als norwegischer König. Damit konnte sich Magnus 1343/44 durchsetzen, aus der Wahl- wurde eine Erbmonarchie.

Damit war der Ehrgeiz des Königs aber noch nicht gestillt. So führte er 1348 zunächst erfolgreich Krieg gegen Nowgorod, der jedoch vom Ausbruch der Pest und deren Folgen beendet wurde. Auch die Unternehmungen in Livland, damit gegen Hanse und Deutschen Orden, waren wenig erfolgreich. Zudem führten die außenpolitischen Ambitionen zu einer anhaltenden finanziellen Krise, die schließlich Magnus den Thron kosten sollte.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Schwedenkalender 2024

Schwedenkalender 2024

Unser beliebter Schwedenkalender 2024 zeigt die Schönheit Schwedens in all ihren Facetten. Er enthält die deutschen und schwedischen Feiertage (zweisprachig!), die Geburts- und Namenstage der schwedischen Königsfamilie sowie eine Übersicht über die deutschen...

mehr lesen
Tiere in Schweden

Tiere in Schweden

In den weiten Wäldern Schwedens sind viele große Tiere beheimatet. Wir geben einen Überblick und verlinken auf weitere interessante Artikel. Bär (björn) Lebensraum In Schweden leben ca. 1000 Braunbären. Sie sind über 4 Kerngebiete verteilt. 2 Kerngebiete sind in...

mehr lesen
Schwedisch Tipps für Anfänger

Schwedisch Tipps für Anfänger

In Schweden kann man sich gut in englisch und erstaunlicherweise auch in deutsch verständigen. Doch wer das Land lieben gelernt hat, möchte auch die schwedische Sprache erlernen. Zumindest für den Urlaubsalltag sollten die Vokabeln reichen. Bei Sprachunkundigen kann...

mehr lesen
Schwedisch Tipps für Anfänger

Sill (Matjes-Röllchen)

Für 4 Portionen Zutaten: 8 Matjesfilets 2 Äpfel 120 ml Sahne 120 ml Saure Sahne 80 g Preiselbeerkompott 1/2 Bd. Dill 2 Dillsalzgurke 1 Zitrone Nebenzutaten: 140 ml Mineralwasser 140 ml Milch Cayennepfeffer Salz Zucker 2 Zwiebeln Zubereitung:Matjesfilets in Milch und...

mehr lesen