Schwedens Beerenwelt Teil 2

Die Moltebeere. Aus Wikipedia

In einem ersten Teil hatte ich hauptsächlich über die bekannten, in Schweden vorkommenden Beeren berichtet. Hier geht es nun weiter, auch mit Beeren, die bei uns in Deutschland gar nicht so bekannt sind.

Beginnen wir mit dem Wacholder, auf Schwedisch „Enbär“. Er kommt auf der ganzen nördlichen Halbkugel vor. Da er sehr anpassungsfähig ist, wächst er sowohl im tropischen Afrika als auch in der nordischen Tundra und ist also auch in Schweden weit verbreitet. Er gibt Arten, die als Busch wachsen, aber auch 20-40 m hohe Bäume. Die dunkelfarbigen Wacholderbeeren dienen vorwiegend als Gewürz. Zum Beispiel gibt man sie gerne dem Sauerkraut zu. Daneben ist auch Wacholderschnaps sehr beliebt, bekannt z.B. als Gin oder Genever.

Die Hagebutte – Nypon – ist ja eigentlich auch keine Beere, aber sie sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Die Hagebutten sind die Früchte der Rosen, wie man sie ja auch bei uns in Deutschland kennt. Sie können zu Mus oder Konfitüre verarbeitet werden, eignen sich aber auch zum Würzen von Wildgerichten. Beliebt ist die Hagebutte auch als Likör oder Tee. In Schweden kennt man die Nyponsoppa, das Gegenstück zur Blåbärssoppa, hergestellt aus Hagebutten, Zucker und Wasser, die gerne als Dessert oder Zwischenmahlzeit gegessen wird. Aufgrund ihres Vitamin C sind Hagebutten sehr gesund.

Die Rönnbär ist die Vogelbeere oder Eberesche. Im Frühherbst bilden sich die orangeroten „Beeren“. Sie enthalten zwar viel Vitamin C, sind aber im rohen Zustand ungenießbar. Aus einigen Zuchtsorten lässt sich jedoch Marmelade herstellen. Die Vogelbeere ist leicht säuerlich und wird wie die Preiselbeere gerne zu Wildgerichten gegessen. Außerdem lässt sich auch Schnaps und Likör aus der Eberesche herstellen, und getrocknete Beeren werden auch in Tees verwendet. Verbreitet ist diese Pflanze in ganz Schweden, also auch in den kühleren Regionen des Nordens.

Und nun kommen wir zu den eher „schwedischen Beeren“, wobei diese Varianten natürlich in anderen nördlichen Gefilden, wie Baltikum, Russland, Nordamerika ebenfalls beheimatet sind.

Die Tranbär nennt man auf Deutsch „gewöhnliche Moosbeere“. Es handelt sich hier um einen Vertreter der Heidelbeere. Sie wächst vorwiegend in Moorlandschaften. Die Früchte sind gelbrot bis rot und können im August geerntet werden. Da das Ernten dieser Beeren etwas mühsamer ist, als z.B. bei Heidelbeeren oder Preiselbeeren, werden hierfür auch höhere Preise verlangt. Der säuerliche Geschmack dieser Beere erinnert an die Preiselbeere, ist jedoch noch intensiver. Sie passt aber  wie die Preiselbeere gut zu Wildgerichten und wird ebenfalls zu Konfitüre verarbeitet. Vom Geschmack soll sie noch besser sein, wenn sie den ersten Frost erlebt hat.

Stenbär – die Steinbeere – kennt man bei uns kaum. Sie kommt in gemäßigten und kühleren Zonen vor, ist also auch in Schweden zu Hause. Die Bären sind leuchtend rot und schmecken auch leicht säuerlich. Gerne verarbeitet man sie zu Gelee.

Eine andere, bei uns gar nicht bekannte Beere, ist die Moltebeere, in Schweden als Hjortron bekannt und hier besonders im Norden verbreitet. Schweden- und vor allem Lapplandliebhaber haben sicher schon die leckeren schwedischen Waffeln mit dem Hjortronsylt gegessen, Waffeln mit Moltebeerkonfitüre oder noch besser mit Moltebeerkompott aus frischen Moltebeeren. In Deutschland kennt man diese Beere nicht, obwohl es in Norddeutschland sehr geringe, geschützte Vorkommen  geben soll. In Schweden wächst sie im ganzen Land, vor allem jedoch in den sumpfigen Gebieten im Norden des Landes. Sie gilt als Wahrzeichen Lapplands und man bezeichnet sie auch als das Gold Lapplands. Die Blütezeit geht bis Juni, die reifenden Früchte sind zunächst grünlich, dann blassrot und schließlich gelborange. Wenn die Beere reif ist, ist sie sehr weich und schwer zu pflücken. Dieser Umstand und auch die Tatsache, dass die Beere in den sumpfigen Regionen wächst, ist der Grund dafür, dass sie nicht gerade billig ist.

Roh gegessen hat sie einen bitter-säuerlichen Geschmack, aber als Kompott oder Marmelade verarbeitet schmeckt sie richtig lecker. In Finnland bereitet man einen Likör daraus, den Lakka (Lakka ist der finnische Name für Moltebeere).

Die Kråkbär, auf Deutsch „schwarze Krähenbeere“ ist eine schwarze Beere, die an einem niedrigen Strauch wächst. Auch sie wächst in Moorgebieten oder am Rande von Mooren. Auch diese Beeren blühen von Mai bis Juni und sind im Juli reif. Die Früchte können sowohl roh als auch gekocht gegessen werden. Sie schmecken leicht säuerlich und wirken in größeren Mengen leicht berauschend. Im Norden werden die Beeren etwas größer und schmecken aromatischer, besonders nach Frost soll sich ihr Geschmack verbessern. Eine Methode der Sami besteht darin, die Beeren in Milch einzufrieren und als Vorrat für den Winter zu lagern.

Und nun kommen wir zur Königin unter den Beeren, die Åkerbär. Die deutsche Bezeichnung lautet Ackerbeere oder Arktische Brombeere, auch wenn es diese Beere in Deutschland gar nicht gibt. Sie kommt im hohen Norden vor, d.h. in den nördlichen Teilen von Asien, Amerika und eben in Skandinavien. In Amerika heißt sie übrigens Nagoonberry. In Schweden ist sie nördlich des 60. Breitengrades anzutreffen, vor allem jedoch im hohen Norden, und auch im Gebirge. Sie wächst wie die Moltebeeren in sumpfigen Gebieten und hat mir dieser einiges gemeinsam, allerdings ist die Moltebeere leuchtend orange, die Ackerbeere dagegen dunkelrot bis fast schwarz. Durch ihre Vorkommen im Moor ist sie ebenfalls nicht ganz einfach zu ernten und daher entsprechend teuer und eigentlich relativ selten zu bekommen. Der Geschmack ist sehr delikat, man kann ihn etwa als eine Mischung aus Himbeere und Walderdbeere bezeichnen. Am meisten Aroma entwickelt die Beere im Norden, in den Küstengebieten Nordschwedens und den Waldregionen Lapplands. In Süd- und Mittelschweden erreicht sie den optimalen Reifegrad nicht. Wer also in Lappland mal auf die Åkerbär stößt, sollte sie unbedingt mal probieren.

Die Schwedische Universität für Agrarwissenschaften hat einen Versuch durchgeführt und die Åkerbär mit der Alaskahallon gekreuzt. Daraus ist eine Hybride entstanden, die man Allåkerbär genannt hat, ein Art Åkerbär, die zwar nicht ganz das Aroma der echten Åkerbär erreicht, die aber im ganzen Land bis in den Süden angebaut werden kann.

Aus der Ackerbeere kann eine hervorragende Konfitüre hergestellt werden. Eine Spezialität aus der Beere ist auch ein in Finnland hergestellter Likör, in Finnland heißt die Ackerbeere Mesimarja und so heißt auch eben dieser Likör.

Man hat also zu Recht den Eindruck, Schweden hat etwas mehr an Beeren zu bieten als andere Länder.

Sollte man die Gelegenheit haben, die Beeren aus dem hohen Norden zu kosten, so sollte man sich das nicht entgehen lassen. Zum Beispiel eine frisch zubereitete Waffel mit Sahne und Moltebeeren oder gar Ackerbeeren ist wirklich ein Genuss.

 

Autorin: Heide – Heide.Walker@conductix.com

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