Schloss Gunnebo – Architektonisches Schmuckstück und Kulturdenkmal

Schloss Gunnebo. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Schloss Gunnebo. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Schloss Gunnebo erhebt sich auf einer Anhöhe in einzigartiger Parklandschaft bei Mölndal. Das Anwesen, mehr Sommerhaus denn Schloss, zählte einst zu den prachtvollsten Holzbauwerken Schwedens. Heute Kulturreservat, gilt das Bauwerk als architektonisches Kleinod als eines der besterhaltenen Schlösser des schwedischen Neoklassizismus und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Göteborgs Umland.

Gunnebo liegt, nicht zu verwechseln mit dem Gunnebo in Småland, rund zehn Kilometer südlich von Göteborg, zwischen Mölndal und Pixbo, zischen Stensjön und Rådasjön. Erbaut Ende des 18. Jahrhunderts lassen sich die Wurzeln des herrschaftlichen Anwesens bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen.

Gunnebo slott – Ein architektonisches Kleinod

Der schwedische Bildhauer Johan Tobias Sergel ließ sich anlässlich seines Besuches auf Schloss Gunnebo zu der Aussage „Die Architektur gleicht reiner Poesie – ein äußerst charmanter Bau […] ich fühle mich nach Frescati oder Tivoli versetzt.“ hinreißen.

Geschuldet war dieser Gefühlsausbruch dem Göteborger Stadtarchitekten Carl Wilhelm Carlberg, der beseelt von neoklassischen Strömungen gerade von einer mehrjährigen Studienreise aus Italien zurückgekehrt war, als er mit dem Bau von Schloss Gunnebo beauftragt wurde.

Bauherr war John Hall der Ältere, ein reicher Kaufmann aus Göteborg, der 1778 den Herrenhof Gunnebo erwarb und Carlberg den Auftrag gab, eine Sommerresidenz inklusive Parkanlagen zu erschaffen.

Am Ende sollte es zwanzig Jahre dauern, bis der Bauherr das erste Mal in seiner Sommerresidenz im italienisch-französischen Stil nächtigen konnte. Während ähnliche Prachtbauten im Europa jener aus Stein waren, entstand Schloss Gunnebo aus Holz  – Fichten und Kiefern aus Nordschweden.

Heute erstrahlt das Hauptgebäude wieder in weiß, der Unterbau in Rot, vom Balkon, auf den beidseitig Treppen führen, öffnet sich Schloss Gunnebo: 25 Zimmer auf 900 m². Zu besichtigen sind bei geführten Touren die Salons, die Schlafzimmer der Halls und die Kinderzimmer. Das Innere besticht mit Stuckarbeiten des Italieners Giaccino Frulli, Originalmöbeln und Kachelöfen, die ebenfalls von Carl Wilhelm Carlberg entworfen wurden. Die Vielzahl originaler Möbel in klassizistischer Schlichtheit ist der heutigen Schlossverwaltung zu verdanken, die die einst versteigerten Stücke zurückkaufte.

Um die Sommervilla herum schuf der Göteborger Stadtbaumeister Carlberg eine Parklandschaft mit französischem Barockgarten, englischem Landschaftspark und Küchengarten. Die Alleen, Hecken, Nutzpflanzen, geometrischen Formen stehen dem Besucher ganzjährig offen, von Sonneraufgang bis Sonnenuntergang.

Schloss Gunnebo – Ein Kulturdenkmal

Im Laufe der Jahre gab sich die Prominenz, nicht nur die schwedische, auf Gunnebo die Klinke in die Hand, auch wenn nicht alle in den Genuss des „neuen“ Gunnebo kamen. Zu den namhaften Besuchern gehören Gustav III., Louis XVI. mit Marie Antoinette, später Gustav V. sowie die Schriftstellerinnen Sophie Elkan und Selma Lagerlöf. Einen Glanzpunkt erlebte Schloss Gunnebo mit dem EU-Gipfel 2001.

Schließlich reiht sich Kronprinzessin Victoria in die Riege illustrer Gäste ein – aus gewichtigem Grund: Von Mitte der 90er Jahre bis zum Beginn des neuen Jahrtausends erfuhr das Anwesen Gunnebo eine umfangreiche Renovierung – Haupt- und Nebengebäude, Gärten und Parks wurden soweit möglich in den ursprünglichen Zustand gebracht. Willkommene Hilfe waren dabei die vielen erhaltenen Originalzeichnungen von Carl Wilhelm Carlberg, die im Röhsska Museum in Göteborg zu besichtigen sind.

Am 18. September 2003 weihte die schwedische Thronanwärterin Schloss Gunnebo mit seinen Gärten, Biotopen, Wanderwegen als erstes Kulturreservat von Västra Götaland ein.

Lebendiges Gunnebo

Es hat sich ein buntes Treiben, ein lebendiges Kulturleben auf dem einst herrschaftlichen Sommersitz entwickelt. So sind alte Haustierrassen zu bewundern, im „Kaffehus och Krog“ gibt es Köstlichkeiten aus eigenem Anbau, übers Jahr finden Ausstellungen und Kinderfeste statt, im Sommer Theateraufführungen und Sommernachtskonzerte, in der Vorweihnachtszeit gibt es an den beiden letzten Novemberwochenenden einen Weihnachtsmarkt.

Ein Besuch von Schloss Gunnebo, dem „kleinen Versailles“, wie es Lars Sjöberg, Kunsthistoriker und ehemaliger Kurator des Nationalmuseums in Stockholm, nennt, lohnt sich allemal und sei es nur zum Lustwandeln.

Weitere Informationen zu dem Anwesen und seiner Geschichte gibt es unter https://gunneboslott.se/de/.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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