Polkagriskokeri Gränna

IMG_4685In Schweden kommt man um eine Süssigkeit nicht herum: die Zuckerstangen, das sogenannte Polkagris. Erfunden wurde die Leckerei im hübschen, kleinen Städtchen Gränna, das am Ufer des Vättern liegt.

Für Schweden ist das Polkagris aus Gränna wie das Marzipan für Lübeck oder der Lebkuchen für Nürnberg. Jeder im Land kennt und die meisten lieben die Süssigkeit.

Die Frau, die Gränna weltbekannt gemacht hat, war Amalia Erikson. Sie hat die typisch schwedischen rot-weiss gestreiften Zuckerstangen erfunden. Noch heute ist nicht geklärt, wieso sie den Namen Polkagris tragen.

Amalia wurde 1824 in Gränna  geboren. Sie heiratete den Schneider Anders Erikson und bekam eine Tochter namens Ida. Schon mit 25 Jahren wurde sie Witwe und somit alleinerziehende Mutter. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, fing sie an, in ihrer Küche für Veranstaltungen verschiedene Bonbons herzustellen, darunter auch das Polkagris. 1859 erhielt sie die Erlaubnis von Grännas damaligem Bürgermeister, Carl Johann Wennberg, Süssigkeiten und Backwaren herzustellen und auch zu verkaufen. Auch Ida half ihrer Mutter bei der Herstellung und dem Verkauf. Sie entwickelte das Wissen ihrer Mutter weiter und führte das Unternehmen nach deren Tod 1923 weiter.

In den 1950er Jahren wurde die Produktion grösser und in Häuser verlegt, in denen die Frauen und heute natürlich auch Männer zusammen an der Herstellung beteiligt waren und sind. Vorher haben die Angestellten die Süssigkeiten bei sich zu Hause hergestellt.

Heute noch werden die Zuckerstangen und Bonbons noch fast auf die gleiche Weise hergestellt wie zu Amalias Zeiten. Ein echtes Polkagris wird nur aus Zucker, Wasser, Essig und Pfefferminzöl hergestellt. Die Zutaten werden vermischt und über einem Gaskocher aufgekocht. Danach kommt der Teig auf einen gekühlten Tisch aus Eisen. Ein Teil des Teigs wird rot eingefärbt. Sobald der Teig auf etwa 70 Grad heruntergekühlt ist, fängt der Zuckerbäcker an, den Teig mit gekonnten Bewegungen zu bearbeiten, so dass Luft hinein gelangt. So wird der Teig allmählich immer weisser und fester. Danach wird der rote Teil fachmännisch eingearbeitet. Heute hilft eine Maschine dabei, die Luft in den Teig zu kneten. Wenn der Teig die richtige Konsistenz hat, wird er auf einen Holztisch gelegt. Um die Zuckerstangen jetzt fertig zu machen, hat man ungefähr 10 Minuten Zeit, danach verliert der Teig seine Elastizität und kann nicht mehr verarbeitet werden. Hat der Bäcker die Stangen fertig gerollt und zugeschnitten, kommen sie auf ein rollendes Band um langsam abzukühlen. Die Bewegung der Stangen ist sehr wichtig, damit sie ihre Form gleichmässig erhalten.

Zu Beginn der 1970 Jahre wurde zum ersten Mal eine nicht rot-weisse Zuckerstange hergestellt. Diese war blau- gelb, wie die Farben der schwedischen Flagge. Die Leute hatten zuerst kein Verständnis dafür und wollten an ihrer traditionellen Zuckerstange festhalten. Ende der 70 Jahre hatten sich aber auch andere Aromen und Farben durchgesetzt. Heute gibt es viele verschiedene Geschmacksrichtungen, Farben und Formen.

Das echte Polkagris ist aber immer noch rot-weiss und hat Pfefferminzgeschmack.

Auch heute werden die Stangen noch in einer der ersten Produktionsstätten hergestellt und verkauft. Dort kann man den Zuckerbäckern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, an bestimmten Tagen kann man sogar selber Zuckerstangen herstellen.

Mittlerweile finden in Gränna sogar Polkagris-Weltmeisterschaften statt.

Ein Besuch im „Polkagris-Mekka“ Gränna lohnt sich auf jeden Fall.

Autor(in): Karin – kainer@sfw-media.com

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