Norrbotten – Sonnenbad und Nordlicht

Aurora Borealis. Foto: gudi&cris / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Aurora Borealis. Foto: gudi&cris / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Im hohen Norden Schwedens, zwischen Västerbotten im Süden und Finnland im Norden, den Weiten Lapplands im Westen und dem Bottnischen Meerbusen im Osten, liegt Norrbotten. Eine Region, die sich vom Westen zur Küste neigt, mit einem bis zu 40 Kilometer breiten Schärengürtel. Eine Region, in der die Temperaturen im Sommer weit über dreißig Grad liegen können, im Winter örtlich bis auf 40 Grad unter Null sinken. Eine Region, die im Sommer zu den sonnenreichsten Orten Schwedens zählt, durch die aber auch der Polarkreis verläuft – Sonnenbad und Nordlicht.

Norrbotten und Norrbottens län: Wenn heute von Norrbotten die Rede ist, geht es meist um Norbottens län. Die nördlichste Provinz Schwedens macht rund ein Viertel der Fläche Schwedens aus und umfasst einen Teil Schwedisch Lapplands und die historische Provinz Norrbotten. Wobei „historisch“ zu relativieren ist. Norrbotten gehörte einst zum alten Västerbotten und wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts landskap, wie die historischen Provinzen im schwedischen bezeichnet werden.

Deutlich wird der Unterschied zwischen län und landskap anhand der Zahlen. In Norbottens län leben etwa 250.000 Menschen auf rund 99.000 Quadratkilometern. Davon entfallen 27.000 Quadratkilometer auf die historische Provinz Norrbotten mit rund 195.000 Einwohnern. Das Leben spielt sich also hauptsächlich in den Küstenregionen ab. So wie schon vor Jahrtausenden, als die ersten Menschen am Ufer des Bottnischen Meerbusens siedelten.

Auch wenn die Norrbotten als landskap recht jung ist, fehlt es nicht an Geschichte. Bis in die Steinzeit reichen die Funde, die die Besiedelung des Nordostens Schwedens dokumentieren. Die erhaltenen Überreste gehen in die Tausende, darunter ein bronzezeitlicher Kultplatz in Jävre.

Anfang des 14. Jahrhunderts kam die Region infolge einer Kolonisationswelle unter schwedische Herrschaft. Doch es dauerte noch bis diese Herrschaft gefestigt war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts werden die Städte Piteå und Luleå gegründet. Einerseits um die staatliche Kontrolle zu stärken, aber auch um den Handel zu erleichtern. Die Bedeutung der Städte Norrbottens wuchs mit der Industrialisierung, die das Neunzehnte und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts prägt, einhergehend mit der Urbanisierung.

Von der Bedeutung der Region zeugt die Stadt Boden im Landesinneren. Eine der bedeutenden Städte Norrbottens. Zum einen Eisenbahnknotenpunkt der Erz- oder Lapplandbahn, wovon das sehenswerte Bahnhofsgebäude zeugt. Zum anderen war Boden lange Zeit die wichtigste Garnisonsstadt im Norden. Erlebbar ist das im Rödbergsfortet, samt Atombunker.

Gammelstads kyrkstads, Luleå. Foto: Till Westermayer / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Gammelstads kyrkstads, Luleå. Foto: Till Westermayer / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Im südlich gelegenen  Piteå sind die Gegensätze Norrbottens dicht beieinander. Das Zentrum der Holzindustrie mit der Atmosphäre des 19.Jahrhunderts hat mit Pite Havsbad einen der schönsten Strände, der zum Baden und Sonnen einlädt. Im Winter dagegen finden sich an gleicher Stelle Hunde- oder Motorschlitten oder Eisskulpturen. Oder man macht einen Ausflug an Bord eines Eisbrechers.

Nicht weit entfernt, Richtung Norden liegt Luleå, geprägt von Stahl- und mittlerweile IT-Branche. Im größten Ort Norrbottens, der gleichzeitig Hauptstadt des Norbottens län ist, lassen sich Kultur und Natur verbinden. Außer für zahlreiche Museen, wie dem Landesmuseum und dem Teknikens Hus sollten Besucher der Hafen- und Universitätsstadt sich Zeit für das UNESCO-Weltkulturerbe Gammelstads Kyrkstad und das Freiluftmuseum Hägnan nehmen. Vor der Küste Luleås liegt ein Schärengarten mit mehr als 700 Inseln. Das Besondere am Norrbottischen Schärengarten: Er gilt als einziger sogenannter „Bräckvatten-Schärengarten“. Der Salzgehalt des Wassers ist sehr gering.

Von Luleå aus sind es nur noch 110 Kilometer bis zum Polarkreis. Dem Nordlicht entgegen, geht es nach Pajala. Outdoorfans sind in dieser Ecke Norrbottens gut aufgehoben. Den Polarkreis hinter sich, Wald und das reizvolle Tal des Torne vor sich. Der Fluss bildet streckenweise die natürliche Grenze zu Finnland. Flußabwärts, an der Mündung in die Ostsee liegt Haparanda, direkt an der Grenze. Mit Haparanda ist der östlichste Ort Schwedens erreicht. Etwas südlich der kleinen Ortschaft liegt Haparanda Skärgard, ein Nationalpark im Schärengebiet.

Abendstimmung über dem Torneälven. Foto: Markus Schröppel / pixelio.de

Abendstimmung über dem Torneälven. Foto: Markus Schröppel / pixelio.de

Neben der Küste sind es die Flüsse und deren Landschaften die den natürlichen Reiz Norbottens ausmachen. Und schließlich ist es die Natur, die nach Nordschweden lockt. Außer dem Torne durchziehen der Storforsen, der Piteälven, der Luleälven und der Kalixälven das Land. Jeder hat seinen eigenen Charme. Eines aber haben all diese Flüsse gemeinsam: Folgt man ihnen flussaufwärts, landet man in einer Region, die eine besondere Faszination ausstrahlen: Lappland.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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