Lieber in einer Bärenhöhle überwintern als zurück nach Deutschland

© Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Sascha Homann, 35, ehemaliger Braunschweiger, kehrte Deutschland in diesem Sommer für immer (so hofft er) den Rücken. Gemeinsam mit seiner Verlobten sucht er nun in Schweden nach einer neuen beruflichen Perspektive. Für uns hat er sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu seiner Auswanderung zu beantworten:

Hallo Sascha. Wie bist du zu deiner Liebe zu Schweden gekommen? Was hat dich an diesem Land am meisten begeistert?

Das erste Mal war ich vor etwa 4,5 Jahren in Schweden. Da hatte sich ein Bekannter ein Haus im Småland gekauft und mich gefragt, ob ich ihm nicht beim Renovieren helfen würde. Na klar, ich helfe ja gerne! Und das war mein Glück. Land (Naaaaaaaatuuuur), Leute und die Ruhe haben mich gleich begeistert. Außerdem hatte ich da gleich ein schwedisch-deutsches Paar kennengelernt, zu dem wir heute noch sehr guten Kontakt pflegen und die uns beim Auswandern echt geholfen haben.

Ihr wohnt also auch im Astrid-Lindgren-Land, also in Småland?

Ja, wir wohnen in Mariannelund in einer netten kleinen 2-Zimmer-Wohnung. In Mariannelund ging Lindrens Buchfigur Michel (Emil, wie er hier heißt) zum Arzt. Das liegt im nordöstlichen Småland genau zwischen Lönneberga und Bullerbü.

Wow, das klingt ja sehr idyllisch! Und wann genau habt Ihr die Auswanderung gewagt?

Am 23.Juli 2010 war es soweit, Sachen ins Auto und ab dafür. In Tyskland sehe ich nicht wirklich eine Zukunft, wenn man bei drei Schichten nur etwa 1100 Euro Netto hat. Außerdem ist man ja „bei Euch drüben“ der Fußabtreter der Nation. Klar, hier ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Aber hier ist es doch menschlicher.

Okay. Das Berufliche einmal außen vorgelassen: Was hast Du dort noch gefunden, das es in Deutschland nicht gibt?

Ein verrücktes Volk, das es nicht warm und hell genug haben kann. Hier werden im September die Heizungen hochgefahren und alles Licht angeschaltet, was man so finden kann, auch in den Räumen, in denen keiner ist. Aber auch ein sehr herzliches und geduldiges Volk.

Und wie ist Euer Verhältnis zu den Leuten?

Es ist schwer, wirklich dazuzugehören. Aber das ist wahrscheinlich überall so. Die Kontakte, die wir haben (Nachbarn, Vermieter) sind aber auf jeden Fall von positiver Natur.

Beherrschst Du denn die Sprache? Das ist ja auch immer ziemlich wichtig, um eine Basis für sich und die Einheimischen zu schaffen.

Beherrschen ist zuviel gesagt, aber dank drei Kursen in der VHS kann ich mich schon soweit verständigen. Ohne Grundkenntnisse braucht man so einen Schritt auch nicht machen.

Würdest Du irgendwann nach Deutschland zurückkehren wollen?

Nienich, lieber hier in einer Bärenhöhle überwintern.

Euer Plan ist es also, für immer in Schweden zu bleiben?

Na klar!

In Deutschland sind Deine Partnerin und Du arbeitsuchend gewesen. Wie sieht es in Schweden aus? Habt Ihr da bereits eine Stelle gefunden?

Nein. Momentan leben wir noch vom deutschen Arbeitslosengeld, das hier oben bis zu sechs Monate weiterbezogen werden kann, wenn man dem deutschen Arbeitsmarkt vorher mindestens vier Wochen zur Verfügung stand. Aber Bewerbungen laufen.

Da drücken wir Euch natürlich die Daumen!
Was war eigentlich das Schwierigste an dieser Auswanderung?

Das Wachbleiben auf der Fähre, haha. Eigentlich bin ich froh, aus Deutschland weg zu sein und es sind ja auch nur etwa 850 km nach Braunschweig.

Dann einmal anders gefragt: Was würdest Du den Leuten raten, die den gleichen Schritt gehen möchten wie Du?
Sich das Land erstmal zu jeder Jahreszeit angucken. Im Sommer ist es ja fast überall schön.
Natürlich die Sprache zu lernen. Sich die momentane wirtschaftliche Lage anschauen. Es ist hier auch nicht leicht, Arbeit zu finden. Das Buch Elchtest: Ein Jahr in Bullerbü von Gunnar Hermann lesen, es spiegelt die Schweden recht gut wieder. Versuchen, mit Leuten, die schon ausgewandert sind, in Kontakt zu treten.
Es gibt so Vieles was man wissen sollte…

Vielen Dank für dieses Interview, Sascha!

Autor(in): Nicole Schmidt – text.assistant@yahoo.de

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