H&M im ARD-Markencheck: Günstig, trendy, aber sicher nicht fair

Interior view of H&M store in Stockholm, Sweden.

Das Konzept geht auf: H&M hat weltweit viele Fans. (Photographer: Mattias Bardå, Copyright: Robert Lindholm )

Die Redakteure haben in der Reihe „Markencheck“ verschiedene populäre Konsummarken unter die Lupe genommen. Das Jahr 2012 startete mit Lidl und McDonalds, als dritte Marke war die schwedische Modekette H&M an der Reihe.

„Mode und Qualität zum besten Preis“ – mit diesem Motto wurde der schwedische Konzern Hennes & Mauritz zur zweitgrößten Bekleidungsmarke weltweit. 1947 mit dem ersten Geschäft in Schweden gegründet, setzte der Konzern 2011 rund 129 Milliarden SEK um. Deutschland ist mit einem Drittel des Gesamtumsatzes das Stärkste der insgesamt 43 Länder. Ob klassisches Business-Kostüm oder das Disco-Outfit – in fast jedem deutschen Kleiderschrank hängt Bekleidung von H&M. Und das unabhängig von Alter, Geschlecht und Zahlungskräftigkeit seines Besitzers. Doch hält das Unternehmen, was seine Werbung verspricht? Die Tester haben bei Testkäufen den Kassenbon von H&M mit denen von Esprit, C&A und dem Textil-Discounters Kik verglichen, den Trendfaktor bewertet und die Textilien auf Schadstoffe und Haltbarkeit untersuchen lassen. Außerdem standen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern auf den Prüfstand.

Testurteil „Preis“: niedrig
Um zu testen, wie preiswert die Sachen bei H&M wirklich sind, durften vier Teenager shoppen gehen. Auf der Einkaufsliste stehen eine Jeans, ein T-Shirt und ein Pullover. Das Ergebnis: bei Kik sind die drei Teile für insgesamt 23,97 Euro zu haben, selbst beim Zweitplatzierten H&M zahlt man noch 31,85 Euro dafür. C&A folgt mit 34 Euro auf Platz drei, und bei Esprit sind sie mit 95 Euro mit Abstand am teuersten.

Testurteil „Trendfaktor“: hoch
Trotz seinem Fokus auf Preisbewusstsein pflegt H&M Wert ein gewisses Glamour-Image – und lässt sich das gerne was kosten. H&M investiert viel Geld in edel anmutende Video- und Plakatkampagnen. Immerhin lacht den wartenden Passanten an der Bushaltestelle gerne mal Gisele Bündchen vom H&M-Werbeplakat an, die zu den bestbezahlten Models weltweit gehört. Diesen Eindruck verstärkt das Unternehmen, indem es regelmäßig Top-Designer wie Karl Lagerfeld oder Donatella Versace gewinnt und mit Stars wie Madonna oder Kylie Minogue zusammenarbeitet.

Testurteil „Fairness“: zweifelhaft
Wer so viel Geld in Werbung steckt und trotzdem Jeans für unter zehn Euro verkaufen kann, muss irgendwo sparen. Das geschieht – wie so meist – innerhalb der Produktion. Auch H&M produziert in Billiglohnländern wie Bangladesch und gerät dafür nicht selten in die öffentliche Kritik. Die Tester haben sich vor Ort umgeschaut und Produktionsstätten besucht, die auch für H&M fertigen. Dort finden sie Näherinnen, die 14 Stunden am Tag für umgerechnet 35 Euro im Monat arbeiten. Das liegt zwar über dem gesetzlichen Mindestlohn von 30 Euro, reicht aber dennoch gerade so für Essen und Miete. Davon Kindern noch eine Schulausbildung zu ermöglichen, ist nicht drin. H&M hält sich nach eigenen Angaben an die gesetzlichen Vorgaben der Produktionsländer und versichert, die Lieferanten regelmäßig zu überprüfen. Trotzdem ist das Netz der Zulieferer so verwoben, das eine lückenlose Kontrolle fast unmöglich ist.

Testurteil „Qualität“: ordentlich
Und wie sieht es mit der Qualität aus, wird daran auch gespart? Die H&M-Tester schicken verschiedene Klamotten zum Deutschen Textilforschungszentrum Nordwest (DTNW) in Krefeld. Getestet wird zum Beispiel, wie schnell die Fasern beim Tragen kleine Knötchen bilden, umgangssprachlich „Peeling“ genannt. Etwa die Note 4 vergibt DTNW-Expertin Monika Frische den Artikeln in dieser Kategorie. Besser schneiden sie allerdings bei den beiden folgenden Tests ab. Weder färben die Farben beim Schwitzen ab, noch enthalten sie gesundheitsgefährdende Chemikalien wie Weichmacher. Die nachgewiesenen Werte für Blei und Nickel bewegen sich immerhin unterhalb der gesetzlich zugelassenen Grenzwerte.

Autor(in): Inka Stonjek –

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