Henning Mankell

Henning_Mankell

Henning Mankell. Foto: Lina Ikse / Leopard Förlag. (Creative Commons Attribution 3.0) 

Charisma. Das bedeutet in unserem Sprachgebrauch „gewinnende Ausstrahlung“. Ein Mann, der diese Gabe besitzt, heißt Henning Mankell. Der schwedische Autor zählt zu den Aushängeschildern der schwedischen Kriminalliteratur, nicht zuletzt durch den großen Erfolg der Wallanderreihe. Hauptfigur ist der Anti-Held Kurt Wallander, ein Kriminalkommissar in der südschwedischen Küstenstadt Ystad. Doch Mankell hat mehr zu bieten als bloß Kurt Wallander. Das zeigt das bemerkenswerte Leben des Autors.

Von Sveg nach Paris

1948 in Stockholm geboren, wuchs Mankell in dem kleinen Städtchen Sveg in der Gemeinde Härjedalen auf. Sein Vater war dort Richter, die Mutter lebte nach der Scheidung nicht mehr bei der Familie. Mit 16 Jahren verließ Mankell plötzlich die Schule, um für zwei Jahre als Seemann zu arbeiten, ehe er sich schließlich in Paris eine Wohnung suchte. Nach eineinhalb Jahren in Frankreich kehrte Henning Mankell wieder nach Schweden zurück, wo er eine Anstellung beim Theater erhielt. Es folgten zahlreiche Theateraufführungen, die schon früh unter seiner Regie stattfanden.

Mankell und Afrika

Bemerkenswert ist seine erste Reise 1973 nach Afrika, in dem Jahr, in dem er auch seinen ersten Roman Bergsprängaren veröffentlichte.

Jag vet inte varför, men när jag steg av planet i Afrika hade jag en egendomlig känsla av att komma hem. Ich weiß nicht warum, aber als ich in Afrika aus dem Flugzeug stieg, hatte ich das eigenartige Gefühl, nach Hause zu kommen.

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Bahnhof von Maputo im Jahr 1988. Foto: Claus Bunks.

Afrika und speziell die Stadt Maputo in Mosambik werden zur zweiten Heimat des schwedischen Autors. Seitdem pendelt Mankell jährlich zwischen Afrika und Schweden. Sein Leben in Afrika und die Arbeit in einem von ihm gegründeten Theater in Maputo verliehen ihm völlig neue Sichtweisen über Schweden und den Rest Europas. Viele seiner Romane handeln von Afrika und den Problemen der Menschen, die dort leben. Hinter den Titeln Comédia Infantil (dt. Der Chronist der Winde) oder Berättelse på tidens strand (dt. Die flüsternden Seelen) verbergen sich Geschichten, die Henning Mankell sehr am Herzen liegen. Seine romantische Sicht von Afrika und die versteckte Wut, die zu spüren ist, wenn es um Armut und Not geht, zeichnen das Bild eines Autoren, der sich als Vermittler zwischen den Welten stark für die Menschen in Afrika einsetzt.

Zwischen Kinderbüchern und Krimibüchern

Nachdem Mankell auch Kinderbücher geschrieben hatte, wie die Tetralogie über den kleinen Jungen Joel, widmet er sich schließlich seinen Romanen zu Kurt Wallander. Ursprünglich gar nicht als Reihe gedacht, sollte der knorrige Ermittler vor allem einer Sache dienen: Gesellschaftskritische Themen wie den aufkommenden Rassismus darlegen. Nach dem Vorbild des schwedischen Autorenduo Maj Sjöwall und Per Wahlöö gelingt es Mankell, mit seinen Kriminalromanen die Leserschaft zu fesseln.

Dass Henning Mankell ohne die Wallanderreihe ein ebenso erfolgreicher Autor geworden wäre, scheint unwahrscheinlich. Dass Mankell aber mehr zu bieten hat, als eine Referenz zu Kurt Wallander, ist offensichtlich. Was diese Vielschichtigkeit unterstützt, ist sein Umgang mit dem 2014 diagnostizierten Krebs: Eine Kolumne über seinen Kampf gegen die Krankheit soll anderen Betroffenen Mut machen und gleichzeitig über die Möglichkeiten der modernen Medizin informieren.

Henning Mankell polarisiert. Das scheint Teil seines Charismas zu sein.

 

Autor: Hannes – hofer.hannes@web.de

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