Ganz schön alt – Gamla Uppsala

Die Kirche mit dem Grab von Anders Celsius

Die Kirche mit dem Grab von Anders Celsius

Etwa siebzig Kilometer nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm liegt Uppsala. Die meisten Schwedenfans kennen Uppsala als Universitätsstadt mit durchaus sehenswertem Stadtkern. Doch nur wenige Kilometer weiter nördlich liegt Gamla Uppsala, gemeinhin mit Alt-Uppsala übersetzt. Was auch so stimmt, denn Gamla Uppsala ist nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, die Altstadt von Uppsala, sondern deren direkte Vorgängerin.

Ich will euch nicht mit Geschichtsdaten unnötig langweilen. Die findet ihr auch im Internet bei den üblichen Quellen. Ein paar Infos dazu müssen aber doch sein. Denn die Anfänge gehen bis in das fünfte Jahrhundert zurück.

Gamla Uppsala war religiöses und machtpolitisches Zentrum. Die ersten Schwedenkönige regierten von hier aus. Nach der Christianisierung wurde Gamla Uppsala 1164 sogar Erzbischofssitz. Erst nach dem 1240 die Bischofskirche abbrannte, wurde der Bischofssitz 1273 in das heutige Uppsala verlegt. An der Stelle des ehemaligen Bischofssitzes wurde eine sehr viel kleinere Kirche errichtet. Dort ist auch das Grab von Anders Celsius.

Am Rande von Gamla Uppsala findet ihr das riesige Gräberfeld mit etwa 3000 Gräbern aus der Eisenzeit. Außer dem mehrere große Grabhügeln, einem Tinghügel und Bootsgräber aus der Wikingerzeit. Ich erwähne diese Dinge auch nur, weil dieser Beitrag sich im Wesentlichen auf diesen geografischen Bereich konzentriert.

Wenn ihr von der Autobahn E4 kommend in Richtung Gamla Uppsala fahrt und auf dem Weg schöne, alte Häuser oder markante Bauwerke erwartet, werdet ihr enttäuscht werden. Als kleine Entschädigung dafür gibt es jedoch, in Laufentfernung vom Gamla-Uppsala-Museum, das Freilichtmuseum Disagården mit Gebäuden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. 

Der Eingang zum Gamla-Uppsala-Museum

Der Eingang zum Gamla-Uppsala-Museum

Das findet ihr aber nur, wenn ihr vorher nicht den kleinen Parkplatz des Museums übersehen habt. Sucht euch ein schattiges Plätzchen. Denn bei echtem Interesse werdet ihr mehrere Stunden unterwegs sein. Vielleicht auch eine gute Gelegenheit, vorher den kleinen Verkaufsstand mit frischen Beeren zu besuchen, den man dort regelmäßig finden kann. Die Beeren schmecken wirklich gut, ich kann aber nicht für den biologischen Anbau der Ware garantieren…

Schon vom Parkplatz aus kann man die bereits erwähnte Kirche und die ersten der Grabhügel sehen. Der Zugang zum Gräberfeld und zum Kirchengelände ist jederzeit möglich und frei. Der Eintritt zum Museum kostet 80 Kronen. Einmal bezahlt, könnt ihr das Museum innerhalb eines Jahres so oft besuchen, wie ihr wollt. Und ihr wollt es unbedingt besuchen!

Aus meiner Sicht ist es taktisch am klügsten, zunächst das Museum zu besichtigen. Denn dort ist in den Sommermonaten der Startpunkt für Führungen durch das Museum und über das angrenzende historische Gelände. Ihr solltet die Größe des Geländes und damit auch die Dauer der Führung nicht unterschätzen. Ihr seid eine ganze Zeit unterwegs.

Das erste Hügelgrab in Gamla Uppsala. 70 Meter im Durchmesser

Das erste Hügelgrab in Gamla Uppsala. 70 Meter im Durchmesser

Nehmt ihr nicht an einer Führung teil, dann erhaltet ihr in jedem Fall schon die eine oder andere Information für die spätere Wanderung. Außerdem gibt es dort ein Café für eine kleine Stärkung. Das Museum hat die Form eines Wikinger-Langhauses und ist sehr hell und übersichtlich gestaltet.  Über zwei Etagen bietet es alle Informationen zu den Mythen, Sagen und archäologischen Besonderheiten von Gamla Uppsala. Und sehr interessante Artefakte. Eine Kinderecke gibt es übrigens auch.

Wenn euch die Geschichte dieses Ortes interessiert, solltet ihr wenigstens eine gute Stunde einplanen. Das Museum liegt nur wenige Meter von den großen Grabhügeln entfernt. Auf dem Weg dorthin kommt man unweigerlich am „Sockenmuseum“ vorbei. Es hat von Mai bis August an den Wochenenden geöffnet und der Eintritt ist frei. Wenn ihr nun aber glaubt, ihr könntet im „Sockenmuseum“ möglicherweise dem Geheimnis auf die Spur kommen, warum ihr immer ein Paar Socken in die Waschmaschine gebt, um am Ende nur eine Socke wieder heraus zu holen, werdet ihr enttäuscht. 

Im Schwedischen bedeutet „Socken“ so etwas wie Gemeinde oder Kirchspiel. Ihr steht also vor dem Gemeindemuseum. Und dieses wird daher auch vom örtlichen Heimatverein betrieben.

Der Eingang zum Sockenmuseum

Der Eingang zum Sockenmuseum

Hat man die Grabhügel von Gamla Uppsala erreicht, erkennt man: Die sind wirklich riesig! Die ersten drei Hügel haben alle einen Durchmesser von fünfzig bis siebzig Metern. Und eine Höhe von etwa sieben Metern. Dabei waren sie schon mal höher. Heute werden daher Besucher gebeten, die Grabhügel nicht mehr zu betreten. Mythen besagen, in den Gräbern liegen die drei Gottheiten Thor, Odin und Frey begraben. Was aber zumindest nicht auf Thor zutreffen kann. Den habe ich vor kurzem erst im Fernsehen gesehen. Archäologen glauben daher auch, es liegen drei frühe Könige aus dem Geschlecht der Ynglinger dort begraben. Ich persönlich tendiere eher dazu, den Wissenschaftlern Recht zu geben. Der vierte Hügel ist ein Tinghügel, war also eine Versammlungsstätte. Hier soll auch der spätere König von Schweden, Gustav I. Vasa, gesprochen haben. Wahrscheinlich noch, bevor er auf seiner Flucht vor den Dänen im 16. Jahrhundert so ganz nebenbei den Vasalauf erfand. 

In unmittelbarer Nähe des Gräberfeldes von Gamla Uppsala steht auch die Kirche mit dem Grab von Celsius. Die gesamte Anlage wird gut gepflegt und auch für Veranstaltungen des Heimatvereins genutzt. Habt ihr alles besichtigt, kann ich euch noch das Restaurant Odinsborg empfehlen, ganz in der Nähe der Kirche. Hier gibt es gutes Essen in gemütlicher Atmosphäre. Zu moderaten Preisen.

Das Restaurant "Odinsborg"

Das Restaurant „Odinsborg“

Gamla Uppsala erreicht man mit dem Auto am besten über die E4 oder von Uppsala aus bequem und schnell mit dem Bus.

1 Kommentar

  1. Rita Schäfer

    Vielen Dank für die vielen Infos rund um Uppsala – ich freue mich immer über Infos aus der Zeiten der Wikinger.

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