Faluröd – Die rote Farbe Schwedens

Haus in Faluröd. Fotografin: Heide Walker

Denkt man an Schweden, so denkt man rote Holzhäuschen in der idyllischen schwedischen Landschaft. Die Häuschen erinnern an Bullerbü und an Astrid Lindgren, an ein Land wie im Märchenbuch.
Ein rotes Ferienhaus aus Holz, in Faluröd gestrichen, an einem See in Schweden, ein Boot davor, eine zauberhafte Landschaft drum rum, so stellt man sich einen erholsamen Urlaub in Schweden vor.

Warum sind gerade die Häuser in Schweden häufig in diesem Rot gestrichen, dem sogenannten Faluröd oder auch Falu rödfärg, auf Deutsch Falunrot?
Das Wort Faluröd setzt sich zusammen aus Falu und röd. Röd heißt natürlich rot und Falu bezieht sich auf die Stadt Falun in Dalarna. Und bekannt ist Falun durch die Kupfermine und genau aus dieser Kupfermine stammt die rote Farbe – das Faluröd. Es wurde lange Zeit aus dem dort abgebauten Kupfererz gewonnen. Heute ist jedoch die Kupfermine in Falun geschlossen, aber der Farbstoff wird weiterhin oberirdisch abgebaut und noch immer stellt man die Farbe her, auch wenn hier in der Zukunft ein Ende absehbar ist.

Das Faluröd verleiht den Häusern nicht nur einen schönen Farbton, sondern hat auch einen konservierenden Effekt auf das Holz. Aus diesem Grunde, und einfach auch, weil die Farbe sehr beliebt ist, sind viele Häuser in Schweden, Norwegen und Finnland mit diesem Faluröd gestrichen.

Bereits im 16. Jahrhundert begann man die rote Farbe aus der Falu Koppargruva in Schweden zu gewinnen. Die Kupfergrube hatte zu jener Zeit eine wichtige Bedeutung. Ein großer Teil der Landbevölkerung fand hier Arbeit. Zufällig erkannte man, dass die Häuser in der unmittelbaren Umgebung der Grube leicht rot gefärbt waren und nicht so schnell verrotteten. Man führte das auf den roten Farbstoff zurück. Man begann den Farbstoff zu gewinnen, experimentierte und entwickelte das heute bekannte Produkt. Im 17. Jahrhundert waren es vor allem die Reichen, die ihre Häuser mit der roten Farbe anstrichen. Viele Häuser trugen damals noch gar keine Farbe. Durch das Bemalen der Holzhäuser mit der roten Farbe, die dadurch an die Backsteinbauten in den Niederlanden erinnerten, wurde Wohlstand und Reichtum zum Ausdruck gebracht. Das ging soweit, dass die Häuserfassaden ganzer Straßen in Rot gestrichen wurden, wenn in einer Stadt wichtiger Besuch angekündigt war.

Erst im 19. Jahrhundert war die Farbe allgemein verbreitet. Nun war das Faluröd eine Farbe, die günstig zu bekommen war, die reicheren Leute strichen ihre Häuser nun in Gelb. Die rote Farbe setzte sich mehr und mehr durch, auch weil sie Mineralien enthielt, die eine Konservierung des Holzes bewirkten. Sie wurde zur traditionellen Farbe Schwedens. Auch der Maler Carl Larsson verewigte in vielen seiner Bilder die schwedischen Holzhäuser in eben diesem Farbton.

Die rote Farbe wird aus dem kupferhaltigen Erz gewonnen, auch Rotmulm genannt. Das Erz enthält außer dem Kupfer auch Limonit, Brauneisenerz oder Brauneisenstein genannt, und auch Siliciumdioxid sowie Zink, und genau diese Mischung bewirkt den Konservierungseffekt des Faluröd. Brauneisenerz ist am Anfang goldfarben, durch Erhitzung wird es jedoch rot. Das Brauneisenerz ist es also, das die rote Farbe bewirkt. Das Siciliciumdioxid, auch Kieselsäure genannt, wirkt schimmel- und pilzhemmend.

Die Farbe wird hergestellt, indem man Wasser, Weizenmehl, Roggenmehl und Leinöl mit dem roten Pigment aus der Kupfermine mischt und zusammen erhitzt. Das Leinöl verlängert die Haltbarkeit der Farbe. Eisenvitriol, das an sich schon im Pigment enthalten ist, wird ebenfalls zugesetzt, um die Haltbarkeit zu erhöhen.
Man spricht von einer Schlammfarbe. Nur die Firma Falu Vapen Färg stellt das Original Faluröd her. Die ursprüngliche Bezeichnung „Äkta Falu Rödfärg“ darf seit dem 1.1.2006 nicht mehr verwendet werden. Dieser Name deutet auf ein Produkt, das entweder alt ist oder ein synthetisches Pigment enthält. Heute spricht man einfach von Falu Rödfärg oder Original Falu Rödfärg. Nur Falu Rödfärg enthält das Pigment aus der Kupfermine von Falun.

Das besondere am Faluröd ist, dass man die zu behandelnden Flächen nicht grundieren muss, ja gar nicht darf. Das würde die Wirkung der Farbe beeinträchtigen. Falu Rödfärg wird direkt auf das ungehobelte, unbehandelte Holz aufgetragen. Die Farbe selbst enthält alles, was das Holz schützt, konserviert und imprägniert und lange leben lässt. Wasser kann in das Holz eindringen, geht aber auch wieder hinaus. Die Farbe verursacht eine schöne matte Oberfläche, die enthaltenen Kieselsäurekristalle sorgen dafür, dass sich das Sonnenlicht bricht und reflektiert. Je nach Tageslicht erscheint die Farbe in einem anderen Farbton. So wirkt es in der Abenddämmerung leuchtender und intensiver.

Zu beachten ist, dass sich das Falu Rödfärg nur für den Außenbereich eignet. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist es nicht für den Innenbereich, also auch nicht für Möbel geeignet.

Vom schwedischen Hersteller hat die deutsche Firma „Schwedischer Farbenhandel“ die Lizenz bekommen, ihr Produkt zu verkaufen. Allerdings wird der Export immer mehr eingeschränkt. Leider kann die Farbe in absehbarer Zukunft nicht mehr produziert werden, der erforderliche Rohstoff aus der Falu Koppargruva neigt sich dem Ende zu und wird voraussichtlich nur noch bis 2090 zur Verfügung stehen. Dann ist Schluss.

Bisher hat man die Farbe in viele Länder exportiert. Vor allem in Kanada, Russland und dem Baltikum, wo die Natur ähnlich wie in Schweden ist und wo man aus diesem Grund ebenfalls viele Häuser aus Holz baut, ist die rote Farbe aus Schweden sehr populär.
Aber auch in Deutschland sind die roten Schwedenhäuschen inzwischen sehr beliebt geworden, noch kann man die entsprechende Farbe kaufen, in Zukunft wird man aber auf Ersatzfarben umsteigen müssen, wenn es nicht gelingt, eventuell aus anderen Quellen den roten Farbstoff zu gewinnen.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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