Die neue Kirche von Jokkmokk

Foto: Eino81 - GFDL

(Foto: User:Eino81 [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons)

Jokkmokk in der nordschwedischen Provinz Norbottens län liegt in Lappland am nördlichen Polarkreis. Vor allem ist der Ort bekannt als Hauptzentrum der samischen Kultur, wo es auch auch Samischulen und -ausbildungsstätten gibt. Der alljährlich im Februar stattfindende samische Wintermarkt  ist überall auf der Welt bekannt. Diesen gibt es schon seit 400 Jahren! In den drei Tagen, die der Markt dauert, besuchen ca. 40.000 Menschen das mit sonst 3.000 Einwohnern eher beschauliche Dorf. Wer noch mehr über die Sapmi Kultur lernen will, ist im Ajtte Museum bestens aufgehoben.

Jokkmokk besitzt eine 1753 erbaute und nach einem Brand 1972 originalgetreu wiedererrichtete wunderschöne Holzkirche. Sie hat einen für Kirchenbauten unüblichen oktoganalen, das heisst achteckigen Grundriss mit Glockenturm und ist im samischen Stil gestaltet. Umgeben ist die Kirche von einem doppelten Holzwall, in dem im Winter wegen des gefrorenen Bodens die Särge mit verstorbenen Personen untergebracht wurden. Diese wurden dann im Sommer am Friedhof beigesetzt. Natürlich ist sie aussen im traditionellen Falurot gehalten und innen dominieren die Farben der samischen Jokkmokkstracht gelb, blau und rot.

Die Kirche aber, über die ich Euch berichten möchte, ist die Neue Kirche von Jokkmokk, die im neugotischen Stil erbaut wurde. Obwohl sie Neue Kirche heisst, ist sie eigentlich die ältere der beiden, dies aber nur wegen dem Neuaufbau der vorher genannten Kirche. Die Neue Kirche von Jokkmokk, wurde 1887/88 nach Plänen des Architekten Ernst Abraham Jacobsson erbaut und ist ein typisches Beispiel der Holzarchitektur im 19. Jahrhundert. Das Gebäude ist in seinem Grundriss quadratisch, wobei sich in einer Ecke ein Turm erhebt, während zwei weitere Ecken von Eingängen mit Vorhallen eingenommen werden.

In der vierten Ecke befindet sich die Sakristei. Zwischen diesen Eckräumen befinden sich an drei Seiten Emporen, während die vierte Seite den Chor mit dem Altar bildet. Die Kirche ist eine wunderbare Komposition von Modernem und Vergangenem. Die Kirchenglocken stammen nämlich ursprünglich von der alten Kirche und wurden eingeschmolzen, um in neuer Form im Glockenturm der Neuen Kirche einen Platz zu finden.

In der Kirche gibt es einige Besonderheiten. Zum Beispiel das Altarbild, welches das letzte Abendmahl darstellt. Es wurde 1949 vom Maler Torsten Nordberg erschaffen. Auch das Taufbecken ist absolut speziell und einzigartig. Es wurde aus roher Birke geschnitzt. Genau wie der Engel über der Orgel. Der Kirchenraum macht einen offenen und zeltähnlichen Eindruck und verweist damit auf die zur Bauzeit vorwiegend samische Bevölkerung dieses Gebiets. Der Innenraum der Kirche wurde mehrfach umgebaut und ist heute wieder in seinem ursprünglichen Zustand. Die Farben weiß, hellblau und pfirsich überwiegen. Abgerundet wird der Kirchenraum durch die Orgel und etliche goldene Kronleuchter. Außer noch einem Kreuz und einigen Verzierungen an Wänden und Decke, ist die Kirche eher spartanisch gehalten. Auch Malereien gibt es keine an den Fenstern. Mehr ist aber auch gar nicht nötig und würde nur von den wesentlichen Dingen ablenken. So hat man genug Raum und Luft, um die Atmosphäre richtig auf sich wirken zu lassen.

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Die Orgel

Eine Tonbandaufzeichnung in mehreren Sprachen erzählt in der Kirche auf sehr interessante Weise die Geschichte dieses christlichen Bauwerks.

Die Fassade des Gebäudes ist in wunderschön weißem und vanillegelbem Holz gehalten. Die Dächer leuchten in einem Grünton. Die Kirche liegt schön umgeben von Birken in einem parkähnlichen Garten umgeben von einem weißen Zaun mitten im Zentrum.

Ich kann euch nur empfehlen, die Neue Kirche von Jokkmokk zu besichtigen. Und wenn ihr schon dabei seid, bleibt doch gleich 1-2 Tage in diesem schönen Dorf und lasst Euch von der samischen Kultur begeistern und inspirieren.

 

Autorin: Karin – info@schwedenstube.de

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