Die Hexenverfolgung von Mora

Hexenhinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Aus Sammlung Wickiana, Zentralbibliothek Zürich. Quelle: Dietegen Guggenbühl

Hexenhinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Aus Sammlung Wickiana, Zentralbibliothek Zürich. Quelle: Dietegen Guggenbühl

Die Hexenverfolgungen in Europa machten auch in Schweden nicht Halt. Bekannt sind vor allem die Hexenprozesse von Mora in Dalarna.

Im Mittelalter und auch in der frühen Neuzeit fanden überall in Europa Hexenverfolgungen statt. Der Umgang mit Magie wurde als Hexerei und als Teufelszauber angesehen und strafrechtlich verfolgt. Vor allem Frauen waren betroffen. Schon im Altertum und während der Inquisition gab es viele Anklagen wegen Hexerei, doch erst ab der frühen Neuzeit stand auf Hexereidelikte die Todesstrafe. Zudem war es üblich, die Hexen öffentlich hinzurichten.

Beschuldigungen aus der Öffentlichkeit, schon aus der Nachbarschaft genügten, um die Betroffenen zu verfolgen. In Europa wütete die Hexenverfolgung besonders stark während des Dreißigjährigen Krieges. Bekannt sind auch die Hexenprozesse von Salem in Massachusetts, USA.

Aber nun zu den Ereignissen in Schweden und vor allem in Mora: Im Gegensatz zum restlichen Europa fielen in Skandinavien auch Männer der Hexenverfolgung zum Opfer. Die bekanntesten Hexenprozesse in Schweden fanden 1668-1669 in Mora und Älvdalen statt. Sogar in Deutschland wurden über die Ereignisse in Mora gesprochen und sie sollen auch für die Hexenverfolgungen in Salem eine Rolle gespielt haben. Warum sich gerade in dieser Zeit die Verfolgungen häuften, ist schwer zu sagen, auf jeden Fall brach ein Art Massenhysterie aus.

Angefangen hat es in Schweden mit der Verurteilung von Märet Jonsdotter in Härjedalen im Jahr 1668. Von da griff der Verfolgungswahn auf andere Teile des Landes über und erreichte 1669 auch Mora.

Die vermeintlichen Hexen wurden häufig von Leuten aus der Umgebung, oft auch von Kindern angeklagt, indem die Behauptung aufgestellt wurde, man habe gesehen, wie sie Kinder entführt und diese zum Teufel oder zum Blåkulla (die schwedische Version des Bocksbergs) gebracht hätten. Auch sagten viele Kinder aus, sie seien selbst entführt worden. Bettelnde Kinder zogen durch die Straßen und ließen sich von irgendwelchen Leuten ein Essen spendieren, als Gegenleistung machten sie von diesen Leuten gewünschte Falschaussagen über Beobachtungen von Hexen. Die Betroffenen wurden verhört, teilweise sogar unter Folter. Sie konnten mildernde Umstände bekommen, indem sie weitere Hexen anklagten. So griffen diese Verfolgungen immer weiter um sich. Der Zeitraum zwischen 1668 und 1676 wurde als die Zeit der großen Jagd auf die Hexen in Schweden bezeichnet (Det Stora Oväsendet).

In Mora nahmen die Anklagen einen solchen Umfang an, dass man um Unterstützung aus Stockholm bat. Es wurde eine Kommission nach Mora entsandt, die Hälfte von ihnen waren Priester. Erwachsene und Kinder aus Mora und den umliegenden Dörfern wurden verhört. Der Prozess dauerte 9 Tage und führte dazu, dass 23 von den 60 Angeklagten verurteilt wurden. Man warf ihnen Hexerei vor, Abwendung von Gott, Verbindungen zum Teufel und Entführung von Kindern. 15 davon wurden hingerichtet, die übrigen wurden ins Gefängnis von Falun gesperrt, da man ihnen die Schuld nicht mit Sicherheit nachweisen konnte. Die Priester baten darum, für die Gefangenen aufgrund der Hexerei zu beten, damit sie wieder auf den rechten Weg kommen sollten. Ein spezielles Gebet sollte in den Kirchen des ganzen Landes gesprochen werden.

Bei der Massenhinrichtung am 24. August 1669 wurden die Verurteilten enthauptet und dann öffentlich verbrannt. Kinder wurden ausgepeitscht. Am nächsten Tag verließ die Kommission Mora und kehrte nach Stockholm zurück.

Aber die Hexenverfolgung ging weiter, in Mora und auch in anderen Landesteilen. Ein weiterer Höhepunkt war der Prozess der Hexen von Torsåker in Ångermanland 1676, der größte in ganz Schweden. Über 70 Personen wurden hier hingerichtet, darunter auch 4 Kinder.

Unter den Angeklagten waren alle Altersstufen vertreten, Kinder, junge Mädchen bis zu alten Frauen. Nicht alle wurden hingerichtet, viele kamen ins Gefängnis in Falun. Verbrennungen lebender Personen, wie sie in anderen Teilen von Europa üblich waren, waren in Schweden eher die Ausnahme.

In ganz Schweden wurden zwischen 1669 und 1676 ungefähr 300 Menschen hingerichtet. Weitere Hunderte wurden zu leichteren Strafen verurteilt. Erst als man ab 1676 erkannte, dass die Zeugen nicht unbedingt die Wahrheit sprachen, nahmen die Verurteilungen und die Hexenprozesse langsam ab. Aber erst 1779 wurde es vom Gesetz her verboten, Menschen wegen Hexerei zu verfolgen und zu verurteilen.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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