Die Farbe von Falun

Rot wie Backstein, und doch aus Holz: Ein Schwedenhaus. Foto: Katja Singer

Warum sind eigentlich soviele Holzhäuser in Schweden rot? Das fragt sich wohl jeder „Schweden-Neuling“ – ob nun auf Reisen oder beim Betrachten landestypischer Bilder. Auch wenn zunehmend weiße, gelbe oder gar blaue „Schweden-Häuser“ Farbtupfer in die Landschaft zaubern: der rote Anstrich dominiert. Und das schon seit Jahrhunderten!

In der Tat handelt es sich nicht um irgendeine Dispersionsfarbe, die die schwedischen Häuser ziert: Das so genannte Falun-Rot („Falu rödfärg“) ist warm, dunkel und geht ein bisschen ins Kupferfarbene. Der Grund dafür sind die Pigmente, die in dieser Zusammensetzung nur in der großen Kupfermine in Falun zu finden sind. Eine Jahrhunderte alte Grube, die seit 2002 zum Weltkulturerbe gehört.

Seit frühesten Zeiten, vermutlich schon 600 n.Chr., wurden in der Gegend des heutigen Falun Erze abgebaut. Bereits im Mittelalter stand der Kupferabbau unter hoheitlichen Privilegien, wobei Adelsmänner Anteile der Grube kaufen und verkaufen konnten. Ein lohnendes Geschäft, denn es wurde auch Gold und Silber in den Tiefen der Erde gefunden. Ihre größte Blüte hatte die Grube im 17. Jahrhundert, wo sie für zwei Drittel der weltweiten Kupferproduktion stand.

Der "große Einsturz" ("stora stöten") gibt dem Bergwerk von Falun bis heute sein Gesicht. Foto: Holger Ellgaard (CC BY-SA 3.0)

Aus dem Abraum der Kupferhalde machten findige Leute die bis heute berühmte Malerfarbe, deren Pigmente durch Eisenoxid, Aluminium, Zink, Kupfer und Blei nicht nur die charakteristische Farbe, sondern auch ihre Beständigkeit erhielt. Noch heute lautet der Slogan des Herstellers: „Es gibt nur ein Faluröd!“, und obwohl das Falun-Bergwerk 1992 geschlossen wurde, nutzt man zur Farbherstellung noch immer den oberirdisch vorhandenen Abraum. Er reicht vermutlich noch für die nächsten 80 Jahre, dann muss man wieder zu graben beginnen…

Wer die Falun-Grube besucht und sich auf die Spuren der Bergarbeiter begibt, erahnt nicht nur industrie-historische und technische Höchstleistungen. Man erfährt auch die ein oder andere Schauergeschichte rund um den harten Grubenbetrieb. So stürzte 1687 ein großer Teil der Grube ein. Dieser Bergschaden namens „Stora Stöten“ gab der Grube fortan ihr Gesicht – noch heute misst er 95 Meter in der Tiefe und 350 Meter in der Breite.

Eine weitere Überlieferung ist der Fund vom „fetten Matz“: Ein Grubenarbeiter, der unauffindbar abgestürzt war und sich 49 Jahre lang im vitriolhaltigen Wasser derart gut konserviert hatte, dass er „post mortem“ als Kuriosum ausgestellt wurde. Das war 1719… Erst 30 Jahre später wurde er feierlich bestattet.

Weitere Infos und Besucherservice – auf englisch: http://www.falugruva.se/en/

Autor(in): Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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