Der Wintermarkt in Jokkmokk – der kälteste Markt der Welt

Jedes Jahr am ersten Februar-Wochenende strömen die Besucher nach Jokkmokk, einem kleinen Ort in Schweden nördlich des Polarkreises. Der Jokkmokk Wintermarkt findet statt. Das kulturelle Ereignis in Lappland! Der Markt von Jokkmokk ist weit über die Grenzen von Schweden hinaus bekannt und von überall aus Skandinavien reisen die Händler und Besucher an. Inzwischen gesellen sich auch einige Touristen aus anderen Ländern dazu.

Kalt, aber schön! Richtige Winterstimmung! Wer Skandinavien liebt, sollte hier mal dabei sein.
Der Wintermarkt in Jokkmokk hat Tradition und besteht schon seit über 400 Jahren. Eingeführt wurde er zu Zeiten von König Karl IX (1550-1611). Der erste Markt wurde bereits 1605 abgehalten, es handelt sich also um einen der ältesten Märkte überhaupt. Eigentlich war er ursprünglich der große Markt der Samen. Immer am ersten Donnerstag, Freitag und Samstag im Februar reisen sie aus ganz Skandinavien, also auch aus Norwegen, Finnland und sogar aus Russland an, um ihre Waren zu verkaufen. Dies ist sicher einer der interessantesten Märkte in Schweden.

Die Gegend am Luleälven war schon im 16. Jahrhundert ein Handelsplatz der Samen. 1602 ernannte König Karl einige Gegenden im Lappland zu Marktplätzen, darunter eben auch die Region des späteren
Jokkmokk. Von da an siedelten sich hier Menschen an. Diese Märkte sollten einerseits den Handel vereinfachen, es war aber auch die Absicht des Königshauses ihre Macht auf die lappländische Urbevölkerung auszudehnen, Steuern einzutreiben und die Einheimischen zum christlichen Glauben zu bekehren. Man wollte die Bevölkerung im hohen Norden enger an das Reich anbinden und mehr Kontrolle haben.

Aber warum im Winter? Auch das hatte seine Gründe. Die Samen versammelten sich in ihren Winterquartieren in den umliegenden Wäldern. Zudem waren im Winter die Seen und Flüsse zugefroren, was die Anreise zum Wintermarkt in Jokkmokk ebenfalls einfacher machte.
In der ersten Zeit dauerte der Markt zwei bis drei Wochen und begann auch schon im Januar. Erst später, als die Bedeutung des Marktes zurückging, wurde er auf 2 Tage gekürzt, im Jahre 1955 dann aber, auch aus touristischen Gründen, wieder um einen Tag verlängert.

Für die Samen war der Markt seit jeher auch ein soziales Ereignis. Der Winter neigte sich dem Ende zu, die Tage wurden wieder länger, auch wenn es immer noch sehr kalt war. Man traf wieder andere Menschen, konnte sich austauschen, zusammen feiern, den traditionellen Joik-Gesang anstimmen.

Auch heute noch gilt der Wintermarkt in Jokkmokk als wichtiger Event der Sami ganz Skandinaviens. Sie reisen von weit her an und tragen auf dem Markt ihre traditionellen Trachten. Es werden Rentierfelle, Kleider, Schmuck, Holzgegenstände und Lebensmittel aus dem hohen Norden wie Rentierfleich, Elchfleisch, Fischspezialitäten sowie auch allerlei Kunsthandwerk angeboten. Daneben finden auch heute noch während der Markttage Hochzeiten und Taufen der Sami statt. Aber heutzutage ist der Markt nicht mehr ein reiner Samenmarkt. Auch hier hat das moderne Leben Schwedens Einzug gehalten. Überall laden die Marktstände zum Verweilen ein, viele Straßen sind gesperrt, auch in Hallen und Schulen sowie in Lappenzelten werden die Waren angeboten.

Aber es geht nicht nur um das Verkaufen auf dem Wintermarkt in Jokkmokk. Auch die Kultur ist wichtig. So finden Konzerte samischer Musiker statt, Ausstellungen und Vorführungen und Naturerlebnisse. Auf dem Talvatis-See werden Rentierschlittenrennen geboten und die Besucher können selbst an Touren mit Schlittenhunden, Rentieren oder dem Schneemobil teilnehmen. Oder wie wäre es mit einer Elchsafari, Eisangeln oder einem Helikopterflug über die verschneite Landschaft? Hier hat sich gegenüber dem Markt vor 400 Jahren doch einiges geändert.

Was vielleicht den ein oder anderen abschreckt, sind die extremen Minusgrade. Jokkmokk liegt nördlich des Polarkreises. In diesen Regionen ist es im Februar wirklich sehr kalt, minus 25 Grad sind keine Seltenheit. Aber die Kälte gehört hier einfach dazu. Die Markverkäufer und auch Besucher sind entsprechend angezogen, mit warmer Fellkleidung und dicken Winterstiefeln. Außerdem gibt es überall Cafés und Restaurants, wo man sich zwischendurch aufwärmen kann.

Will man trotz der Kälte den Markt einmal miterleben, dann sollte man rechtzeitig planen und eine Unterkunft buchen. Zu den etwa 3000 Einwohnern von Jokkmokk gesellen sich dann etwa 40.000 Besucher hinzu. Kein Wunder dass da Jokkmokk und Umgebung komplett ausgebucht sind. Nicht nur die Hotels, Gästehäuser und Jugendherbergen dienen als Unterkunft, sondern auch Sporthallen und samische Zelte, Zugwaggons, alles was als provisorische Unterkunft dienen kann. Inzwischen haben sogar schon Reiseveranstalter in Deutschland einen Besuch des Wintermarktes in Jokkmokk in ihr Programm aufgenommen.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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